30. August 2020
Katalanisches Alzen: Gedanken zu einer weithergeholten Namensverwandtschaft
Alzen, das Dorf im Harbachtal, hat sich eine schöne Legende für die Erklärung des Ortsnamens bewahrt. „Alle zehn“ – daraus sei „Alzen“ geworden, so jene Legende, die von einer Wette mit dem ungarischen Grafen Gerendi weiß. Die ungarischen Schreibweisen sind Alczina oder Alcina; mit dem Ortsschild am Ortseingang schreibt sich der Ort auf Rumänisch Alțîna, die Kreisverwaltung schreibt aber: Alțâna.
![Kirche von Alzina. Foto: Schmidtmann ...](/bild/artikel/normal/2020/dies_und_das_alzen6_4c.jpg)
Östlich der Ortschaft Montclar (Richtung Casseres auf der BV 4131 fahrend) kann man abbiegen auf den „Cami (deutsch: Weg) de l‘ Esglaiola“. Nach zwei Kilometern kommt man zu einer Anhöhe, darauf eine Kirche, umgeben von neuen und alten Wirtschaftsgebäuden. In dieser Siedlung , dem katalanischen Alzen, wohnen nur noch wenige Menschen, die Kirche wurde säkularisiert, sie dient also nicht mehr für Gottesdienste, sondern ist nun ein Privathaus mit Gästezimmern und Swimmingpool.
Als wir im Sommer Richtung Alzina fuhren, sahen wir nur verdorrtes Gras, auch dort gab es zu wenig Regen. An der Kirche aber wurden wir überrascht: Die Grünflächen wurden ihrem Namen gerecht, hier wurde also täglich gewässert, auch die Blumen an den Seiten blühten. Als wir dann um den romanischen Kirchenbau herumgingen, wurde klar: Dies ist eine Sonnenoase, aufgereihte Liegestühle bezeugten den Hotelbetrieb. Wir hatten da nur noch ein Kopfschütteln. Gut, dass die Kirche im siebenbürgischen Alzen/Alzina weiterhin so genutzt wird, wofür sie erbaut wurde! Schaut man vom Berg der katalanischen Alzen-Kirche hinunter, so fallen uns sofort Schnittmengen ein: Beide Kirchen thronen über den Ort, beide Kirchen haben romanische Bauelemente, beide Orte sind eingebunden in einer landwirtschaftlich genutzten Hügellandschaft.
Auch wenn die Sprachwissenschaftler uns daran erinnern, dass Katalanisch wie Rumänisch zu einer gemeinsamen Sprachfamilie gehören, so werden wir nicht die Steineiche auch für die Namensgebung des siebenbürgischen Alzen heranziehen können. Wir werden aber notieren müssen, dass dieser Ortsname nicht nur im deutschen Sprachraum bekannt ist.
Dietmar Schmidtmann
Schlagwörter: Ortschaften, Alzen, Siebenbürgen, Deutschland, Spanien, Geschichte, Etymologie, Linguistik
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