4. Juli 2024

„Unsere Traditionen überdauern Generationen“: Über 50 Jahre Föderationsjugendlager

Anfang 2020 gründete Christine Lang eine Facebook-Gruppe und lud Freunde aus Kanada und den USA ein, sich zu vernetzen und den jährlichen nordamerikanischen Heimattag zu besuchen, der im Sommer 2020 in den USA stattfinden sollte. Es war eine besondere Gruppe von Freunden, die sich dreißig Jahre zuvor während des Föderationsjugendlagers in Österreich 1990 kennengelernt hatten: Christine aus Aylmer, Ontario, andere Kanadier aus Kitchener, Ontario und die Jugendlichen aus New Castle, Alliance, Detroit, Youngstown, Cleveland und Salem in den USA. Leider musste das kleine 30-jährige Jubiläumstreffen mit dem Ausbruch der COVID-19-Pandemie und der Verschiebung des Heimattags abgesagt werden.
Das offizielle Logo der FöJuLa-Wiedersehensfeier ...
Das offizielle Logo der FöJuLa-Wiedersehensfeier vom 12. Juli in Kitchener
Das Föderationsjugendlager (FöJuLA) findet seit 1971 alle zwei Jahre statt und wird von der Föderation der Siebenbürger Sachsen gefördert, die aus den Verbänden in Deutschland, Kanada, Österreich, Rumänien und den USA besteht. Ziel des Jugendlagers ist, dass sich sächsische Jugendliche aus den Föderationsländern treffen, um sich kennenzulernen, etwas über ihr sächsisches Erbe und ihre Kultur zu erfahren und sich gegenseitig auszutauschen, wie sie diese in ihrem Land bewahren und fördern.

Christine, heute aktives Mitglied des Transylvania Clubs in Kitchener, Ontario, berichtete einem anderen ehemaligen Jugendlagerteilnehmer, dem Bundesvorsitzenden der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada, John Werner, von ihrem Wiedersehenstreffen. Tatsächlich hat John 1971 am ersten Jugendlager teilgenommen, das in Siegen, Deutschland, stattfand. Gemeinsam beschlossen sie, dass das Jugendlager 2024 in Kanada ein perfekter Zeitpunkt wäre, dieses über 50 Jahre bestehende Jugendprogramm unserer internationalen siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft zu feiern.
Christine Lang (zweite von rechts) und die Gruppe ...
Christine Lang (zweite von rechts) und die Gruppe von 1990 haben sich schließlich beim Heimattag 2023 in New Castle, Pennsylvania getroffen; ganz links Rick Hesch, Mitorganisator des Wiedersehenstreffens 2024.
Rick Hesch (USA 1988, Österreich 1990) und ich, Rebecca Horeth (Österreich 2009, Deutschland 2013), haben uns bald Christine angeschlossen und mit der Planung einer Wiedersehensfeier begonnen. Die erste Aufgabe bestand darin, Namen und Kontaktdaten aus fast 53 Jahren und fünf teilnehmenden Ländern zu sammeln. Es gibt über 500 Namen und über 200 Fotos, wobei die Liste immer weiter wächst, da immer mehr ehemalige Teilnehmer ihre Fotos und Reisetagebücher aus den vergangenen Jahren durchsehen. Im Mai 2024 schickte das Planungskomitee eine digitale Einladung an über 80 Teilnehmer zum Wiedersehen am Freitag, den 12. Juli, das Teil des nordamerikanischen Heimattags in Kanada ist. Hanna Roth aus Traun, Österreich, die 2015 am Jugendlager in den USA teilgenommen und kürzlich ihr erstes mehrsprachiges Buch, „Spiegel der Welt“, veröffentlicht hat, erhielt die E-Mail und bestellte sich daraufhin das offizielle Erinnerungs-Shirt. Obwohl sie aufgrund der Entfernung zwischen unseren sächsischen Gemeinden nicht am Treffen teilnehmen kann, ist sie stolz, das T-Shirt zu tragen und den Leuten von dem Jugendlager erzählen zu können. „Ich bin mit Leuten aufgewachsen, die durch Austauschprogramme zu uns nach Hause kommen“, sagte sie. Ihr Bekannter Daniel Gnad (Deutschland 2013) ist dieses Jahr der österreichische Betreuer und wird das T-Shirt für Hanna zurückbringen. Es wurde zwar nur eine begrenzte Anzahl T-Shirts verkauft, aber die kanadische Landsmannschaft wird während des Sachsentreffens in Siebenbürgen nächsten Monat einige FöJuLa-Sticker zur Verfügung stellen.
Christine, ganz links, und Bruno, kniend, im ...
Christine, ganz links, und Bruno, kniend, im Jugendlager 1990 in Österreich.
Die Kommunikation in unserem weiten siebenbürgisch-sächsischen Netzwerk hat sich in der 50-jährigen Geschichte des Jugendlagers drastisch verändert. Christine erinnert sich, wie sie über 30 Jahre lang mit den Freunden in Kontakt blieb, die sie 1990 in Österreich kennengelernt hatte: „Es gab kein Facebook; es war viel Arbeit, diese Beziehungen aufrechtzuerhalten.“ Sie erzählte von einer Reise, die sie 2019 mit ihrer Mutter nach Siebenbürgen unternahm. Die Reiseplanung und die Besichtigung wurden von einem weiteren Jugendlagerteilnehmer unterstützt, mit dem sie über die Jahre in Kontakt geblieben war: Stadtpfarrer Hans Bruno Fröhlich aus Schäßburg. „Bruno hat mir geholfen, die Rückkehr meiner Mutter in ihre Heimat, in ihr Dorf und in ihre Kirche zu planen, zum ersten Mal, seit sie Rumänien 1958 verlassen hatte“, erklärte Christine.

Christine und Bruno beim Besuch 2019 ...
Christine und Bruno beim Besuch 2019
Diese Heimkehr war nicht die einzige dauerhafte Verbindung für Christine, die im Laufe der Jahre die Kinder ihrer eigenen Jugendlagergastgeber von diesem Austausch in Österreich (1990) beherbergte. Sie beschrieb die gegenseitige Aufnahme als eine Geste der Dankbarkeit und als eine Möglichkeit, die tiefen Freundschaften, die sie als Teilnehmerin selbst geknüpft hatte, fortzusetzen.

„Das Jugendlager war wirklich prägend für das Schaffen lebenslanger Verbindungen und das Kennenlernen des kulturellen Hintergrunds meiner Eltern“, meint Christine. Sie sieht ihre Beteiligung als Gastgeberin als eine Stärkung und positive Lernerfahrung über ihre Herkunft.

Rick Hesch, einer dieser lebenslangen Kontakte und Mitorganisator des Wiedersehenstreffens, stellte seinerseits fest, wie leicht man im Jugendlager Kontakt zu anderen Siebenbürger Sachsen aus verschiedenen Ländern knüpfen kann. „Man fühlt sich verankert, wenn man weiß, woher man kommt“, beschrieb er die Freundschaften, die in Österreich begannen und im Laufe der Jahre gefestigt wurden. „Das bin ich, das ist, woher ich komme“, erinnerte er sich liebevoll an die Vorträge und Lesungen, die 1988 in das Programm in den USA integriert wurden, das von Edward Schneider geleitet wurde, dem ehemaligen Präsidenten der Alliance of Transylvanian Saxons (ATS) und Mitbegründer der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen. Als Rick, Christine und ich die Liste der ehemaligen Teilnehmer zusammenstellten und Fotos und Erinnerungen aus den letzten 53 Jahren sammelten, ergab sich ein interessantes Muster, in das sich Rick auch einfügt! Wir entdeckten eine Beziehung zwischen den Teilnehmern und später ihren Kindern, die das Jugendlager besucht haben, ein Beweis für die Auswirkungen, die der Austausch auf das Leben so vieler Generationen junger Siebenbürger Sachsen hatte. Rick bemerkte, dass das Schöne an unserer Kultur darin liege, dass „Kinder, Eltern, Großeltern und Urgroßeltern gemeinsam an Veranstaltungen teilnehmen; unsere Traditionen überdauern Generationen“. Rick bemerkte stolz, dass er und sein Sohn etwa im gleichen Alter waren, als sie am Jugendlager teilnahmen, und dass Rick bereits jetzt die Auswirkungen des Engagements seines Sohnes in der sächsischen Gemeinschaft sehen kann: Ryan Hesch ist Vorstandsmitglied der Tanzgruppe Transylvania Club und Jugendreferent der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada.

Bitte helfen Sie uns, mehr Fotos, Erinnerungen und Kontaktinformationen zu sammeln, indem Sie eine E-Mail an jugendlagerreunion[ät]gmail.com senden.

Rebecca Horeth,
stellvertretende Bundesvorsitzende der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada

Schlagwörter: Föderationsjugendlager, Geschichte, Kanada

Bewerten:

7 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.