30. Mai 2024

Heimattag des Mitmachens und Nachdenkens

Der 74. Heimattag der Siebenbürger Sachsen vom 17. bis 20. Mai 2024 in Dinkelsbühl war ein großer Erfolg. Rund 20.000 Besucher feierten am Pfingstwochenende in der „schönsten Altstadt Deutschlands“ (Focus) ein Fest der Begegnung, des Mitmachens und des Nachdenkens. Unter dem Motto „75 Jahre Gemeinschaft – Mach mit!“ beging der Verband der Siebenbürger Sachsen sein 75-jähriges Jubiläum, 800 Jahre seit Ausstellung des „Goldenen Freibriefs“ (Andreanum) durch den ungarischen König Andreas II. und 80 Jahre seit der Flucht und Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen. Die drei Gedenktage waren Ausgangspunkt und Anlass für ein reiches kulturelles Programm, stärkten die Identität und regten zum Nachdenken an über die Wesensart der Siebenbürger Sachsen sowie ihre heutige Verortung. Aus den vielen Reden ging eindeutig hervor: Mit Fleiß und Organisationstalent setzen sie sich für das Gemeinwohl und die europäische Verständigung ein, egal in welchem Land sie heute zu Hause sind. Dafür genießen sie ein hohes Ansehen und sind Hoffnungsträger eines friedlichen Zusammenlebens.
Die mitausrichtende Landesgruppe Nordrhein ...
Die mitausrichtende Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, hier die Kreisgruppe Wiehl-Bielstein, war beim Festumzug mit starken Trachtengruppen vertreten. Foto: Christian Melzer
Ihre schönen Trachten präsentierten 2.800 Siebenbürger Sachsen, darunter erfreulich viele Kinder und Jugendliche, beim Festumzug, dem Höhepunkt des Heimattages. Den Pfingstgruß seitens der Heimatkirche, der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, übermittelte Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli, der zugleich Dechant des Kronstädter Kirchenbezirks und Bukarester Stadtpfarrer ist. „Pfingsten, das dritte christliche Hochfest, hat im Wesentlichen mit Kommunikation zu tun, weil sich damals in Jerusalem plötzlich alle verstanden.“ Wenn sich alle Menschen verstünden, sei das tatsächlich ein Wunder. „Der Geist Gottes setzt sich über jegliche nationalen, kulturellen, sprachlichen und religiösen Schranken hinweg und führt Menschen zusammen. Er schafft eine gemeinsame Sprache mit wesentlichen Inhalten: Gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung, Solidarität und Nächstenliebe, Offenheit und Ehrlichkeit“, betonte der Bischofsvikar.

Die Gründung des Verbandes am 26. Juni 1949 in München sei zu einer Erfolgsgeschichte geworden, freute sich Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., in seiner Festrede am 19. Mai: „Trotz Flucht, Aussiedlung und Heimatverlust ist es uns gelungen, in der neuen Heimat als Siebenbürger Sachsen bestehen zu bleiben und unsere Werte an unsere nachfolgenden Generationen weiterzureichen.“ Bei uns im Verband stünde „die Gemeinschaft im Vordergrund“. „Als Einzelkämpfer können wir nichts erreichen, nur gemeinsam können wir uns für die Interessen unserer Gemeinschaft einsetzen. Ohne diesen starken Verband würden wir gar nichts bewirken. Sehen Sie sich nur diesen Heimattag an. Er wird erst möglich durch die Gemeinschaftsarbeit vieler Aktiver und vieler Gruppen.“ Rainer Lehni rief konsequenterweise jene auf, die es noch nicht sind, Mitglied des Verbandes zu werden und die Gemeinschaft dadurch zu stärken. Bei Bund, Ländern und Kommunen bedankte sich der Bundesvorsitzende für die Unterstützung, die die Siebenbürger Sachsen bei der Pflege ihrer Kultur, die Teil der großen deutschen Kulturlandschaft sei, erfahren. Allerdings kritisierte er die Bundesregierung, die fast alle Siebenbürger Sachsen von einer Entschädigung im Härtefallfonds ausgeschlossen habe, und forderte mehr „Verständnis und Empathie“ für die Anliegen der Aussiedler sowie die Beseitigung der Rentenungerechtigkeit (lesen Sie die Festrede in der SbZ Online vom 20. Mai).
„Mein Lieblings-OB Dr. Christoph Hammer“ (hier ...
„Mein Lieblings-OB Dr. Christoph Hammer“ (hier mit Bürgermeisterin Nora Engelhard), so der Fotograf, als er uns dieses Foto von der Ehrentribüne zur Verfügung stellte. Rechts von ihm Dr. Bernd Fabritius und der bayerische Innenminister Dr.Joachim Herrmann, der noch an seiner Rede bastelt. Foto: Konrad Klein
Der Bayerische Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, Joachim Herrmann, dankte den Siebenbürger Sachsen für ihren außerordentlichen Beitrag zum Aufbau und zur Fortentwicklung Bayerns. „Der Wille mitzugestalten und anzupacken sowie das vielfältige ehrenamtliche Engagement machen die Siebenbürger Sachsen zu einem großen Gewinn für unsere Gesellschaft“, betonte der Innenminister in seiner Festrede. Die Siebenbürger Sachsen lebten „auf vorbildliche Weise vor, wie die Bewahrung von lebendiger Kultur und Tradition funktioniert“, ihre reiche Kultur sei „ein wertvoller Bestandteil der gesamten deutschen Kultur“. Sie genießen daher die volle Wertschätzung des Freistaates Bayern und werden über das 2020 in München gegründete Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen gefördert. Herrmann würdigte die generations- und länderübergreifende Zusammenarbeit der Siebenbürger Sachsen. „Durch Ihre Verbundenheit mit der alten und der neuen Heimat festigen Sie auch die verbindenden Werte dieses gemeinsamen Europas in besonderem Maße“, betonte der Innenmister (siehe Rede in der SbZ Online).

Zum 75-jährigen Jubiläum des Verbandes gratulierte Josef Hovenjürgen, MdL, Parlamentarischer Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen, des Patenlandes unseres Verbandes. In Vertretung des Ministerpräsidenten Hendrik Wüst dankte Hovenjürgen „für ihr seit Jahrzehnten andauerndes Engagement und ihren Einsatz für unsere Gesellschaft“. Die Siebenbürger Sachsen seien „angekommen in unserer Republik“, sie hätten sich gesellschaftlich und materiell etabliert. Beispielhaft sei, dass ihn gelungen sei, „solide Strukturen, auf lokaler und auch auf regionaler Ebene aufzubauen. Die Nachwuchsarbeit schreitet voran. Auch die internationale Vernetzung ist gegeben. Sie stehen im prallen Leben hier in Deutschland, aber auch international. Selbstbewusst können die Siebenbürger Sachsen behaupten, eine der aktivsten und sichtbarsten Gruppen in der großen Familie der Vertriebenen zu sein“, betonte der 61-jährige CDU-Politiker. Ihre erfolgreiche Eingliederung sei ein Beispiel, wie Integration in Deutschland gelingen könne (siehe Festrede in der SbZ Online).
Ehrengäste bei der Festkundgebung, von links: OB ...
Ehrengäste bei der Festkundgebung, von links: OB Dr. Christoph Hammer, Bürgermeisterin Nora Engelhard, Dr. Bernd Fabritius, Joachim Herrmann, Rainer Lehni, Josef Hovenjürgen, Adriana Stănescu und Heiko Hendriks. Foto: Siegbert Bruss

Begrüßung zahlreicher Ehrengäste

Unter den zahlreichen Ehrengästen begrüßte der Bundesvorsitzende Rainer Lehni bei der Festkundgebung am Pfingstsonntag neben den beiden Festrednern den nordrhein-westfälischen Aussiedlerbeauftragten Heiko Hendriks, Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer mit seinen Stellvertretern Nora Engelhard und Georg Piott seitens der Stadt Dinkelsbühl, Präsidialberater Sergiu Nistor als Vertreter des Präsidenten Rumäniens, unseres Landsmanns Klaus Johannis, Adriana Stănescu, Botschafterin von Rumänien in Berlin, Miheia-Mălina Diculescu-Blebea, Generalkonsulin in München, Thomas Şindilariu, Unterstaatssekretär im Departement für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens, Hans Henninger, stellvertretender Landrat des Landkreises Ansbach, Dr. Bernd ­Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV) und Ehrenvorsitzender unseres Verbandes, Hartmut Liebscher, Vorsitzender des BdV-Landesverbands Baden-Württemberg, Christoph Stabe, Landesvorsitzender der Ost- und Westpreußen in Bayern und Vorstandsmitglied des BdV-Landesverbands Bayern, Bischofsvikar Dr. Daniel Zikeli, Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, Konsulent Manfred Schuller, Bundesobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, Dekan i.R. Hans-Gerhard Gross, Vorsitzender der Gemeinschaft evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben – kurz Hilfskomitee, die HOG-Verbandsvorsitzende Ilse Welther, Marianne Hallmen, Vorsitzende des Vereins der Siebenbürger Sachsen in der Schweiz, Michael Schmidt, Vorsitzender der M & V Schmidt Stiftung, Reinhold Sauer, Vorsitzender der Carl Wolff Gesellschaft, Wolfgang Köber, Vorsitzender des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen, Helge Krempels, Vorsitzender des Siebenbürgischen Kulturzentrums „Schloss Horneck“ e.V., Dr. Ingrid Schiel, Geschäftsführerin des Siebenbürgen-Instituts, sowie stellvertretend für die Gliederungen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland die Ehrenvorsitzende Herta Daniel und den Altbundesvorsitzenden Volker Dürr. Der Bundesvorsitzende Rainer Lehni dankte der M & V Schmidt Stiftung, der Carl-Wolff-Gesellschaft und ihren Mitgliedern sowie unseren Partnern Erhard Bartesch von Erhard Raumausstattung und Erhard Schuller von Erhard Schuller Elektrotechnik, „die als Sponsoren mit dazu beitragen, unseren Heimattag auch finanziell zu stemmen“.

Durch ihre starke Präsenz trugen die Landesgruppe Nordrhein-Westfalen als Mitausrichter des diesjährigen Heimattags und, wie jedes Jahr, die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend (SJD) maßgeblich zum Erfolg des Heimattages bei (separate Berichte werden in der SbZ Online vom 31. Mai und 1. Juni veröffentlicht).
BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius (li.) stellt ...
BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius (li.) stellt dem Bayerischen Staatsminister des Innern, für Sport und Integration Dr. Joachim Herrmann den Fahnenträger der HOG Agnethleln Georg Hutter vor. Fabritius selbst stammt auch aus dem Städtchen im Harbachtal. Foto: Konrad Klein

Siebenbürger Sachsen als Hoffnungsträger

Schon am Samstag, dem 18. Mai, hatte Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer die Gäste bei der Eröffnungsveranstaltung im Großen Schrannenfestsaal willkommen geheißen. Er gratulierte seinerseits zum 75-jährigen Jubiläum des Verbandes. Der Zweck des 1949 gegründeten Verbandes seien „die Integration der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, die Förderung der weltweiten Vernetzung der Siebenbürger Sachsen als grenzüberschreitende Gemeinschaft in der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen und die Erhaltung und Förderung siebenbürgisch-sächsischer Kultur“. Im Rückblick auf die 75 Jahre, die seither vergangen seien, stellte der Bürgermeister fest: „Der Verband hat seinen Zweck mehr als erfüllt. Die Siebenbürger Sachsen sind ein lebendiges Beispiel für die Vielfalt und den Reichtum der deutschen Kultur in Europa. Euer Engagement, eure Verbundenheit und eure Leidenschaft für eure Heimat sind bewundernswert und inspirierend. Ihr habt euch hier bei uns in Dinkelsbühl bestens integriert und ich bin stolz darauf, euch hier in meiner, in unserer Stadt als Bürger begrüßen zu dürfen! Ich möchte allen Mitgliedern des Verbandes der Siebenbürger Sachsen herzlich danken für ihr Engagement und ihren Einsatz.“

Nach den schlimmen Verwerfungen des Zweiten Weltkriegs, den bedauerlichen Schicksalen und der Übersiedlung nach Deutschland seien die Siebenbürger Sachsen für viele Kommunen in Deutschland ein Glücksfall gewesen, so auch für Dinkelsbühl. Angesichts der derzeitigen Wirtschaftsflaute in Deutschland äußerte Dr. Hammer die Hoffnung: „Wenn man einen Wirtschaftsmotor wie die Siebenbürger Sachsen auf seiner Seite hat, dann übersteht man auch so manche schlimme Zeit. Vielen Dank, dass ihr Wirtschaft macht und unsere Kommunen hochhaltet!“ Eine weitere Hoffnung knüpfte das Stadtoberhaupt an die Fähigkeiten der Siebenbürger Sachsen, äußerst differenziert zu denken, respektvoll miteinander umzugehen und andere Meinungen zu akzeptieren. Er habe die Siebenbürger Sachsen so erlebt: immer auf Verständigung bedacht, ein Vorbild für die Lösung von Konflikten. Der CSU-Politiker Christoph Hammer zeigte sich besorgt über aktuelle Phänomene wie Hass und Ausgrenzung, die ein friedliches Zusammenleben in Frage stellten, und äußerte den Wunsch: „Da mögen die Siebenbürger Sachsen ein Vorbild in unserer Gesellschaft sein.“

Großes Ehrenwappen des Verbandes für Ovidiu Ganţ

Das Andreanum, der Freibrief des ungarischen Königs Andreas II. vor 800 Jahren, habe die Grundlage für das Entstehen der Siebenbürger Sachsen als Volk geschaffen, sagte Ovidiu Ganţ in seiner Festansprache zur Eröffnung des Heimattages. Der Abgeordnete des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien (DFDR) würdigte die erfolgreichen Bemühungen zum Erhalt der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft durch den vor 75 Jahren in Deutschland gegründeten Verband. Auch dem Deutschen Forum sei es nach der Wende von 1989 gelungen, die rumäniendeutsche Gemeinschaft zu begründen und zu festigen. Dank eines einstimmigen Beschlusses des rumänischen Parlaments wird der 21. April seit Kurzem per Gesetz als Tag der Freundschaft zwischen Rumänien und der Bundesrepublik Deutschland gefeiert. Diese parlamentarische Initiative sei ebenso wie die Entschädigung für ehemalige Russlanddeportierte, die heute im Ausland leben, sowie für deren Kinder in enger Zusammenarbeit mit dem Abgeordneten der jüdischen Minderheit, Silviu Vexler, entstanden, betonte Ganţ (siehe Rede in der SbZ Online).
Bundesvorsitzender Rainer Lehni (links) ...
Bundesvorsitzender Rainer Lehni (links) überreicht Ovidiu Ganț das Große Ehrenwappen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, assistiert von Winfried Göllner. Foto: Christian Schoger
Anschließend wurde Ovidiu Ganţ für die „nachhaltige Unterstützung der Anliegen der Siebenbürger Sachsen, insbesondere im Zuge seiner 20-jährigen erfolgreichen Tätigkeit im rumänischen Parlament“ mit dem Großen Ehrenwappen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen ausgezeichnet. Die Ehrung sei zudem „ein Zeichen der Anerkennung für seinen Einsatz zur Vertiefung der deutsch-rumänischen Beziehungen“, heißt es in der Urkunde. Bundesvorsitzender Rainer Lehni ging in seiner Laudatio u.a. auf das Gesetz 232/2020 ein. „Dadurch wurden die Entschädigungsleistungen von ehemals Deportierten und politisch Verfolgten im kommunistischen Rumänien auf deren Kinder ausgeweitet, unabhängig ob diese in Rumänien oder im Ausland leben. Dieses Gesetz war eine gemeinsame Initiative der Abgeordneten der deutschen, jüdischen und serbischen Minderheit. Abertausende von siebenbürgisch-sächsischen Betroffenen bekommen seither die monatlichen Entschädigungsleistungen aus Rumänien überwiesen“, sagte Lehni. Dafür gebühre Ovidiu Ganţ und seinen Kollegen ein herzlicher Dank.

Die Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Dr. Petra Loibl, MdL, übermittelte ihrerseits Glückwünsche zum 75. Geburtstag. Der Verband der Siebenbürger Sachsen sei jung und dynamisch und gehöre zu den aktivsten und stärksten Landsmannschaften in Bayern, sagte die CSU-Politikerin. Mit Blick auf die 80 Jahre seit der Flucht und Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen bekräftigte die Aussiedlerbeauftragte, dass sie es sich zur Aufgabe gemacht habe, „mehr Wissen über Vertreibung, über die Geschichte unserer Vertriebenen, Aussiedler und Spätaussiedler in die Schulen, in die Geschichtsbücher und in die Lehrpläne zu bringen“. Der Freistaat Bayern sei stolz darauf, seit 1951 Gastgeber des Heimattages in Dinkelsbühl sein zu dürfen. „Seit 2020 gibt es in Bayern zudem das Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen, das seither eine wichtige, großartige Kulturarbeit leistet.“ Der Freistaat Bayern fördere das Kulturwerk heuer zusätzlich aus Mitteln der Fraktionsinitiative, denn 2024 sei für die Siebenbürger Sachsen das Jahr eines gleich dreifachen Jubiläums und Gedenkens, sagte die Aussiedlerbeauftragte, die sich schon freut, die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen beim Sachsentreffen Anfang August in Hermannstadt ein weiteres Mal erleben zu dürfen (lesen Sie das Grußwort der Aussiedlerbeauftragen Petra Loibl in der SbZ Online vom 24. Mai).

Heiko Hendriks fordert Rentengerechtigkeit für Aussiedler

In seinem Grußwort bekannte sich Heiko Hendriks, Beauftragter des Landes Nordrhein-Westfalen für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern, sich erneut zur Patenschaft, die das Land 1957 für den Verband der Siebenbürger Sachsen übernommen habe. Er betonte, „wieviel Herzblut bei Ihnen dabei ist, den Verband der Siebenbürger Sachsen, die Kultur, die Geschichte der Siebenbürger Sachsen hochleben zu lassen, in die Gemeinschaft, in die Gesellschaft zu tragen und damit einen Beitrag zu leisten, dass Geschichte nicht vergessen wird“. Politisch macht sich Heiko Hendriks für die Aussiedler stark, indem er eine Korrektur des Fremdrentengesetzes fordert, um die Rentenungerechtigkeit zu beseitigen (siehe Ansprache in der SbZ Online vom 30. Mai).

Die Siebenbürger Sachsen haben das Talent, sich so in Gemeinschaft zu organisieren, „dass wir auch für kommende Generationen eine siebenbürgisch-sächsische Zukunft haben, und das schon seit vielen Jahrhunderten!“ Dies verdeutlichte Dr. Bernd Fabritius, Präsident des Bundes der Vertriebenen und Ehrenvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, in seinem Grußwort (siehe SbZ Online vom 27. Mai).

Letztes Grußwort von Präsidialberater Sergiu Nistor

Präsidialberater Sergiu Nistor übermittelte beim Heimattag in Dinkelsbühl ein letztes Mal Grüße von Staatspräsident Klaus Johannis, dessen zweite Amtszeit in diesem Jahr zu Ende geht. Im letzten Jahrzehnt sei die Agenda des Präsidenten Rumäniens von verschiedenen und komplexen Herausforderungen geprägt gewesen, „wie beispielsweise der COVID-19-Pandemie, die unsere Resilienz und unser Gemeinschaftsgefühl auf die Probe gestellt hat. Gleichzeitig galt seine Aufmerksamkeit in besonderer Weise der Stärkung der Demokratie, der Justiz und des Rechtsstaats.“ Der Präsidialberater dankte Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer, „dass Ihre schöne Stadt Dinkelsbühl jedes Jahr zum Treffpunkt der Siebenbürger Sachsen wird und so auch ein Beitrag zur Stärkung der Beziehungen zwischen Rumänien und Deutschland geleistet wird. An diesem geschichtsträchtigen Ort werden die Werte der Freiheit und der kulturellen Identität geehrt. Hier bauen wir Tag für Tag eine vielversprechendere Zukunft für unsere Gemeinschaften auf und festigen Europa als Symbol für Demokratie, Würde und Wohlstand.“

Schließlich bedankte sich Sergiu Nistor für die „Gastfreundschaft und Herzlichkeit“, die er jedes Mal verspürt habe, als er am Heimattag teilnehmen durfte. Er sei dankbar für all das, was ihm die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft geschenkt habe, seit seiner Studienzeit bis hin zu seiner Tätigkeit als Berater des Präsidenten Rumäniens. Den Siebenbürger Sachsen werde er weiterhin durch enge, freundschaftliche Beziehungen verbunden bleiben, versprach Nistor.
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Präsidialberater Sergiu Nistor (links) und Botschafterin Adriana Stănescu überreichten den Kulturverdienstorden an Dr. Volker Wollmann. Foto: Petra Reiner

Dr. Volker Wollmann mit dem rumänischen Kulturverdienstorden geehrt

Anschließend überreichte Sergiu Nistor den rumänischen Kulturverdienstorden im Rang eines Ritters an den Historiker und Archäologen Dr. Volker Wollmann. Die hohe Auszeichnung, die von Präsident Klaus Johannis verliehen wurde, sei „Ausdruck der Anerkennung des rumänischen Staates für den Beitrag von Dr. Wollmann zur Erforschung unseres industriellen Erbes sowie für die Bekanntmachung der Kultur der deutschen Minderheit in Rumänien“. Ganz besonders habe sich Wollmann um die Erforschung des industriellen Erbes des Bergbaus in Siebenbürgen verdient gemacht. Goldbach (Roșia Montană) sei inzwischen in die Welterbeliste der UNESCO als herausragende Kulturlandschaft aufgenommen worden, was auch Dr. Wollmann zu verdanken sei, der die ersten Forschungen in dieser Region nach dem Zweiten Weltkrieg koordiniert habe. Seine Forschungen habe Wollmann auch nach seiner Aussiedlung in die Bundesrepublik Deutschland als Leiter des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim sowie als wissenschaftlicher Beirat der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung fortgesetzt. Er habe über all die Jahre enge Beziehungen zur rumänischen Forschergemeinschaft gepflegt. Zudem werde ihm der Kulturverdienstorden auch für „sein Engagement für seine Heimat und für das reiche Kulturerbe der deutschen Minderheit in Rumänien“ verliehen.

Dr. Volker Wollmann bedankte sich für die hohe Auszeichnung, die er als Anerkennung seiner wissenschaftlichen Leistungen „im Bereich der Erforschung des industriellen Kulturerbes Rumäniens, vor allem Siebenbürgens und des Banats, und dessen kulturellen, musealen Inwertsetzung“ betrachte. Volker Wollmann wurde beim Heimattag in Dinkelsbühl – ebenso wie Hellmut Seiler – auch mit dem Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis 2024 ausgezeichnet (siehe Bericht in der SbZ Online vom 28. Mai).

„Die deutsch-rumänischen Beziehungen sind heute auf ihrem höchsten jemals erreichten Stand gelangt“, sagte die Botschafterin Rumäniens in Berlin, Adriana Stănescu, in ihrem Grußwort. Zu dieser erfreulichen Entwicklung hätten die Siebenbürger Sachsen durch ihre zuverlässige, zupackende Art ebenso beigetragen wie die heute etwa eine Million starke Gemeinschaft der Rumänen in Deutschland. Die Diplomatin rief alle dazu auf, das Friedensprojekt Europa gemeinsam zu stärken und „an unserer europäischen Zukunft zu arbeiten“ (lesen Sie das Grußwort der Botschafterin Stănescu in der SbZ Online vom 25. Mai).

Auf die „starken Wurzeln“ des Andreanums, ohne die es uns heute so nicht gäbe, ging Thomas Şindilariu, Unterstaatssekretär beim Department für interethnische Beziehungen der Regierung Rumäniens, in seinem Grußwort ein (siehe SbZ Online vom 26. Mai). Zusammen mit seinem Historiker-Kollegen Dr. Harald Roth führte er in die dem Andreanum gewidmete Wanderausstellung ein, die als Premiere in Dinkelsbühl gezeigt wurde (lesen Siev einen separaten Bericht in der SbZ Online vom 31. Mai).
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Nach der Eröffnung des Heimattages im Schrannenfestsaal in Dinkelsbühl, von links: Präsidialberater Sergiu Nistor, die Generalkonsulin von Rumänien in München, Miheia-Mălina Diculescu-Blebea, Bundesvorsitzender Rainer Lehni, Rumäniens Botschafterin in Berlin, Adriana Stănescu, DFDR-Parlamentarier Ovidiu Ganț, BdV-Präsident Dr. Bernd Fabritius, der Generalkonsul von Rumänien in Stuttgart, Dr. Vlad Vasiliu, und der stellvertretende Bundesvorsitzende Michael Konnerth. Foto: Peter Baumgartl

Einladung zum Großen Sachsentreffen vom 2.-4. August 2024 in Hermannstadt

Martin Bottesch, Vorsitzender des Siebenbürgenforums, übermittelte Grüße der Sachsen und Landler aus Siebenbürgen. Vor gut drei Jahrzehnten seien die Grenzen in Europa gefallen und durchlässiger geworden. Seither konnten die Siebenbürger von hüben und drüben zusammenfinden, die Gemeinschaft sei nun tatsächlich „von einem starken Wir-Gefühl geprägt“, wie Heidi Sander, stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, zu Beginn der Eröffnungsveranstaltung die Gemeinschaft definiert hatte. Das sehe man auch an der Art, wie das Große Sachsentreffen vom 2.-4. August 2024 in Hermannstadt veranstaltet wird, und zwar von den Verbänden aus allen Ländern der Föderation der Siebenbürger Sachsen. Zu dem Sachsentreffen, das bezeichnenderweise unter dem Motto „Heimat ohne Grenze“ steht, lud Martin Bottesch alle Landsleute herzlich ein (siehe SbZ Online).

Heimattag vom 20.-22. September 2024 in Wels

Konsulent Manfred Schuller, Bundesobmann des Bundesverbands der Siebenbürger Sachsen in Österreich und Vizepräsident der deutschsprachigen altösterreichischen Verbände (VLÖ), übermittelte Grüße seitens der Landsleute aus Österreich. Der Bundesverband in Österreich lädt nach zwölf Jahren wieder zu einem Heimattag ein, der vom 20.-22. September 2024 in Wels stattfinden und im Zeichen des Gedenkens an 80 Jahre seit Flucht und Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen stehen wird (siehe Programm in der SbZ Online). Eine Woche später, am 29. September, finden Nationsratswahlen in Österreich statt. Manfred Schuller zeigte sich zuversichtlich, dass Österreich nächstes Jahr, einige Monate nach der Regierungsumbildung, seine Veto-Haltung gegen den Schengen-Beitritt Rumäniens aufgeben werde. Schuller hatte dieses Veto immer wieder heftig kritisiert, da sie nicht vereinbar sei mit den Grundsätzen eines vereinten Europas.

Die Carl Wolff Gesellschaft, Siebenbürgischer Wirtschaftsclub in Deutschland e.V. (CWG), begleitet den Heimattag seit 14 Jahren mit einer eigenen Veranstaltungsreihe, die samstags im Kleinen Schrannenfestsaal stattfindet. Dazu lud CWG-Vorsitzender Reinhold Sauer in seinem kurzen Grußwort ein.

Grüße und Segenswünsche übermittelte schließlich Dekan i.R. Hans-Gerhard Gross, neuer Vorsitzender der Gemeinschaft evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben – kurz Hilfskomitee. Er zitierte den Schriftsteller Kurt Tucholsky, der Heimat als „die Tuchfühlung, den tiefen Ruck im letzten Winkel der Herzgrube“ definiert hatte. Dieses Gefühl könnten und sollten die Heimattage vermitteln.
Hunderte junge Leute machten bei der SJD ...
Hunderte junge Leute machten bei der SJD-Volkstanzveranstaltung „Aus Tradition und Liebe zum Tanz“ am Sonntagnachmittag begeistert mit. Foto: Christian Melzer
Zum niveauvollen Programm des Heimattages gehörten Ausstellungen, Konzerte, Vorträge, Lesungen, Tanzveranstaltungen, ein siebenbürgisch-sächsisches Theaterstück, die Festrede von Dr. Paul Jürgen Porr zum 75-jährigen Verbandsjubiläum (sie wird in der Folge 10 dieser Zeitung dokumentiert), die Rede an der Gedenkstätte des Altbundesvorsitzenden Volker Dürr (SbZ Online vom 26. Mai), eine gehaltvolle Podiumsdiskussion zum Thema „75 Jahre Verband der Siebenbürger Sachsen“ (siehe SbZ Online) und - als kultureller Höhepunkt des Heimattages - die Preisverleihungen am Pfingstsonntag in der St.-Pauls-Kirche (SbZ Online vom 28. Mai).

Ein besonderer Dank gilt dem Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen, das die kulturellen Veranstaltungen des Heimattages aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales gefördert hat.

Siegbert Bruss

Weiterführende Links:

Alle Videos zum Heimattag 2024 in Dinkelsbühl (Siebenbuerger.de-Kanal auf YouTube)

Foto-Impressionen des Heimattages 2024 auf Siebenbuerger.de

Heimattag der Siebenbürger Sachsen im Bayerischen Fernsehen (Mediathek)

Schlagwörter: Heimattag 2024, Dinkelsbühl, Festumzug, deutsch-rumänische Beziehungen, Brauchtumspflege

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