20. Mai 2024

Heimattag in Dinkelsbühl: „Gründung des Verbandes vor 75 Jahren wurde zu einer Erfolgsgeschichte“

Der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland feiert beim 74. Heimattag vom 17. bis 20. Mai in Dinkelsbühl seinen 75. Geburtstag. Unter dem Motto „75 Jahre Gemeinschaft – Mach mit!“ nahmen am Pfingstsonntag über 2.800 Trachtenträger, darunter viele Kinder und Jugendliche, am Festumzug teil, der auch in den Nachrichten des Bayerischen Fernsehens gezeigt wurde. Die Gründung des Verbandes am 26. Juni 1949 in München sei zu einer Erfolgsgeschichte geworden, freute sich Rainer Lehni, Bundesvorsitzender des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., in seiner Festrede am 19. Mai: „Trotz Flucht, Aussiedlung und Heimatverlust ist es uns gelungen, in der neuen Heimat als Siebenbürger Sachsen bestehen zu bleiben und unsere Werte an unsere nachfolgenden Generationen weiterzureichen.“ Von der Bundesregierung forderte Rainer Lehni mehr „Verständnis und Empathie“ für die Anliegen der Aussiedler sowie die Beseitigung der Rentenungerechtigkeit. In Dinkelsbühl wurden auch 800 Jahre seit Ausstellung des Goldenen Freibriefs (Andreanum) gefeiert sowie der Flucht und Evakuierung der Siebenbürger Sachsen aus Nordsiebenbürgen vor 80 Jahren gedacht. Die Festrede des Bundesvorsitzenden vor der Schranne wird im Folgenden ungekürzt wiedergegeben.
Bundesvorsitzender Rainer Lehni hielt die ...
Bundesvorsitzender Rainer Lehni hielt die Begrüßungs- und Festansprache des Heimattages am 19. Mai vor der Schranne in Dinkelsbühl. Foto: Petra Reiner
Verehrte Ehrengäste,
liebe Freunde der Siebenbürger Sachsen,
leiw Saksaunnen och leiw Saksen!
Ech fräöe mech, dat mer es weder hae an deser hoeschen Stadt Dinkelsbühl traefen, och dat mer zesummen den Geburtsdäuch vun eaosem Verbond feiren toerfen. Ech woanschen Oech ugenaöm och gloaklech Fairdaich.
Ich wünsche Ihnen allen ein gesegnetes Pfingstfest!

Tausende Siebenbürger Sachsen machen sich Jahr für Jahr auf, um hier im wunderschönen Dinkelsbühl beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen dabei zu sein. Im 75. Geburtsjahr des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland erinnern wir an ein Dreivierteljahrhundert erfolgreicher Beheimatung von Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Die vielen jungen Menschen, die wir eben auch im Trachtenzug gesehen haben, stimmen uns sehr positiv, dass wir derartige Ereignisse auch noch in vielen Jahren begehen werden.

„75 Jahre Gemeinschaft – Mach mit!“ – Den 74. Heimattag der Siebenbürger Sachsen haben wir im 75. Jahr unseres Verbandes bewusst unter dieses Motto gestellt. Diese Gemeinschaft haben wir aus Siebenbürgen in unsere neue Heimat mitgebracht. Und sie bringt uns heute und hier zusammen, egal, wo wir heute leben. Tag für Tag pflegen wir diese Gemeinschaft, und das in organisierter Form seit nunmehr 75 Jahren.

Wir haben eben einen farbenprächtigen und vielfältigen Festumzug erlebt. Über 2.800 Trachtenträger haben mit viel Freude unsere heimatlichen Trachten präsentiert. Sie alle haben das Motto „75 Jahre Gemeinschaft – Mach mit!“ perfekt umgesetzt. Alle Generationen, Jung und Alt, ergeben ein herrliches Bild. Ich danke unserem bewährten Moderatorenpaar Ines Wenzel und Helge Krempels für die informative Vorstellung der über 100 Gruppen.

Wir feiern heute mit vielen Gästen aus Politik, Kirche und Gesellschaft. Es ist mir eine große Ehre, zuerst unsere beiden Festredner begrüßen zu dürfen.

Als Vertreter des Freistaats Bayern, des Bundeslandes, in dem die meisten Siebenbürger Sachsen leben, begrüße ich sehr herzlich den Staatsminister des Innern, für Sport und Integration, Joachim Herrmann. Seien Sie uns herzlich willkommen.

Aus Nordrhein-Westfalen, seit 1957 Patenland der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, begrüßen wir in unserer Mitte den Parlamentarischen Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung, Josef Hovenjürgen.

Und ebenfalls aus Nordrhein-Westfalen begrüße ich den Beauftragten der Landesregierung für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern, Heiko Hendriks, einen guten Freund der Siebenbürger Sachsen.

Heimattag und Dinkelsbühl sind bei uns Siebenbürger Sachsen unzertrennbar. Hier fühlen wir uns zu Hause. Ich begrüße ganz herzlich unsere Gastgeber, Oberbürgermeister Dr. Christoph Hammer, mit seinen Stellvertretern Nora Engelhard und Georg Piott, den Mitgliedern des Stadtrates sowie alle Bürgerinnen und Bürger der Großen Kreisstadt Dinkelsbühl.

Erneut eine große Ehre ist es, den Vertreter des Präsidenten Rumäniens, unseres Landsmanns Klaus Johannis, Herrn Präsidialberater Sergiu Nistor, zu begrüßen! Als weitere Vertreter Rumäniens begrüße ich Ihre Exzellenz Frau Adriana Stănescu, Botschafterin von Rumänien in Berlin, sowie die Generalkonsulin aus München, Miheia-Mălina Diculescu-Blebea.

Ganz herzlich begrüße ich als Vertreter der rumänischen Regierung Thomas Şindilariu, Unterstaatssekretär im Departement für Interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens.

Als Vertreter des Landkreises Ansbach begrüße ich den stellvertretenden Landrat Hans Henninger.

Ich begrüße herzlich Prof. Dr. Bernd Fabritius, den Präsidenten des Bundes der Vertriebenen und Ehrenvorsitzenden unseres Verbandes.

Ein herzliches Willkommen geht an den Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen - Landesverband Baden-Württemberg, Hartmut Liebscher. Schön, dass du da bist.

Aus dem Kreis der befreundeten Landsmannschaften begrüße ich Christoph Stabe, den Landesvorsitzenden der Ost- und Westpreußen in Bayern und Vorstandsmitglied des BdV Landesverbands Bayern.

Ein großes siebenbürgisch-sächsisches Ereignis ist nicht möglich, ohne dass sich unsere weltweit organisierten Verbände und die Heimatkirche gegenseitig besuchen und unterstützen.

Aus unserer Heimatkirche begrüßen wir den Bischofsvikar der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Dr. Daniel Zikeli. Herzlichen Dank für die Predigt im Gottesdienst und den Pfingstgruß hier vor der Schranne!

Aus Hermannstadt begrüße ich herzlich Dr. Paul Jürgen Porr, den Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien.

Der Partner unseres Verbandes in der weltweiten Föderation der Siebenbürger Sachsen ist das Demokratische Forum der Deutschen in Siebenbürgen, dessen Vorsitzenden Martin Bottesch ich hier willkommen heiße.

Aus unserem Nachbarland begrüße ich den Bundesobmann des Bundesverbandes der Siebenbürger Sachsen in Österreich, Konsulent Manfred Schuller. Unsere Landsleute werden im September ihren Heimattag in Wels in Oberösterreich feiern!

Um die Föderation der Siebenbürger Sachsen zu vervollständigen, darf ich an dieser Stelle auch die herzlichen Grüße unserer Landsleute in Übersee übermitteln. Die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada mit ihrem Vorsitzenden John Werner und die Alliance of Transylvanian Saxons in den USA mit ihrer Präsidentin Denise Crawford gratulieren uns ganz herzlich zum 75. Verbandsjubiläum.

Aus unseren siebenbürgischen Kreisen in Deutschland begrüße ich erstmals Dekan i.R. Hans-Gerhard Gross, den neugewählten Vorsitzenden der Gemeinschaft evangelischer Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben – kurz Hilfskomitee.

Unser Geschwisterverband, der Verband der Siebenbürgisch-Sächsischen Heimatortsgemeinschaften, war im Trachtenzug erneut stark vertreten. Ich begrüße sehr herzlich die HOG-Verbandsvorsitzende Ilse Welther.

Einen herzlichen Gruß richte ich an den Verein der Siebenbürger Sachsen in der Schweiz, vertreten durch seine Vorsitzende Marianne Hallmen.

Ein besonders herzliches Willkommen richte ich an Michael Schmidt, Vorsitzender der Michael und Veronica Schmidt Stiftung und langjähriger verlässlicher Partner unseres Verbandes.

Ein herzlicher Gruß geht an Reinhold Sauer, den Vorsitzenden der Carl Wolff Gesellschaft, den Club der siebenbürgischen Unternehmer in Deutschland, sowie an Wolfgang Köber, den Vorsitzenden des Deutschen Wirtschaftsclubs Siebenbürgen.

Wir danken der Michael- und Veronica-Schmidt-Stiftung, der Carl-Wolff-Gesellschaft und ihren Mitgliedern sowie unseren Partnern Erhard Bartesch von Erhard Raumausstattung sowie Erhard Schuller von Erhard Schuller Elektrotechnik, die als Sponsoren mit dazu beitragen, unseren Heimattag auch finanziell stemmen zu können. Herzlichen Dank für diese großzügige Geste!

Für den Verein Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“ begrüße ich den Vorsitzenden Helge Krempels und für den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturrat stellvertretend die Geschäftsführerin des Siebenbürgen-Instituts Dr. Ingrid Schiel.

Stellvertretend für die Gliederungen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland begrüße ich die Ehrenvorsitzende unseres Verbandes, Frau Herta Daniel sowie den Altbundesvorsitzenden Volker Dürr. Seien Sie uns alle willkommen!

Mitausrichter des Heimattags ist in diesem Jahr unsere Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, deren Vertreter und Abordnungen ich hier begrüße und ihnen meinen herzlichen Dank für ihren Einsatz rund um diesen Heimattag ausspreche.

Eine starke Präsenz zeigt – wie immer – die Jugendgliederung des Verbandes, ohne die ein Heimattag so gar nicht möglich wäre. Ich begrüße sehr herzlich die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) mit ihrer Bundesjugendleiterin Natalie Bertleff. Schön, dass Ihr da seid.

2024 ist für die Siebenbürger Sachsen ein besonderes Jahr, in dem sich mehrere für unsere Geschichte wichtige Ereignisse jähren.

Vor 800 Jahren, 1224, stellte der ungarische König Andreas II. den Freibrief der Siebenbürger Sachsen aus. Das sogenannte Andreanum wurde zu einer Art Grundgesetz für die Siebenbürger Sachsen und hatte im Prinzip bis Ende des 19. Jahrhunderts Bestand. Dieser Freibrief gewährte unseren Vorfahren viele Privilegien und Rechte und führte dazu, dass wir Siebenbürger Sachsen zu dem wurden, was wir bis heute geblieben sind.

Nicht so lange zurück, aber auch schon ein Menschenleben, ist die 80. Wiederkehr der Evakuierung und Flucht aus Nordsiebenbürgen, an die wir in diesem Jahr erinnern. Damals im Herbst 1944 ahnten wohl noch wenige in den Trecks, die aus dem Nösnerland, Reener Ländchen und einigen Gemeinden Südsiebenbürgens westwärts zogen, dass es für die meisten keine Rückkehr in die Heimat mehr geben sollte. Es war der Beginn vom Ende unserer geschlossenen Siedlung in Siebenbürgen.

In den nächsten Tagen feiern wir 75 Jahre Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland, das Fundament unseres Zusammenlebens in einem freien und demokratischen Rechtsstaat. Kurz nach Inkrafttreten des Grundgesetzes waren Vereinsgründungen im westlichen Teil Deutschlands wieder möglich. Bereits am 26. Juni 1949 wurde der Verband der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben in München ins Vereinsregister eingetragen. Die Banater Schwaben bildeten 1951 eine eigene Landsmannschaft, während unser Verband ab diesem Jahr bis 2007 auch unter dem Namen Landsmannschaft fungierte.

Wir feiern also an diesem Wochenende den 75. Geburtstag unseres Verbandes. Die Gründung unseres Verbandes wurde zu einer Erfolgsgeschichte. Trotz Flucht, Aussiedlung und Heimatverlust ist es uns gelungen, in der neuen Heimat als Siebenbürger Sachsen bestehen zu bleiben und unsere Werte an unsere nachfolgenden Generationen weiterzureichen. Wenn wir uns die Jugend anschauen, die heute in der SJD organisiert ist, und das Potential, das wir heute haben, dürfen wir durchaus optimistisch auf die nächsten 75 Jahre unseres Verbandes blicken.

Die Schlagworte unseres Verbandes – Tradition, Netzwerk, Gemeinschaft – fassen die 75 Jahre unseres Verbandes kurz und prägnant in drei Wörtern zusammenfassen. Wir haben es geschafft, die Traditionen, das Brauchtum, die Kultur der Siebenbürger Sachsen aufrechtzuerhalten. Wir bilden eine weitverzweigte siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft mit zahlreichen Vereinen und Einrichtungen, wir sind ein zukunftsweisendes Netzwerk, das sich unter den anderen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern sehen lassen kann. Bei uns im Verband steht die Gemeinschaft im Vordergrund. Als Einzelkämpfer können wir nichts erreichen, nur gemeinsam können wir uns für die Interessen unserer Gemeinschaft einsetzen. Ohne diesen starken Verband würden wir gar nichts bewirken. Sehen Sie sich nur diesen Heimattag an. Er wird erst möglich durch die Gemeinschaftsarbeit vieler Aktiver und vieler Gruppen. Diese Begriffe – Tradition, Netzwerk, Gemeinschaft – beschreiben demnach prägnant und zutreffend unser Tun und Handeln.

Die vielen Mitglieder unseres Verbandes gestalten unser Kultur- und Gemeinschaftsleben tagtäglich. Sie machen mit auf allen Ebenen unseres Verbandes, vom Bundesvorstand bis in die kleinste Kreisgruppe oder Kulturgruppe unseres Verbandes. Ihnen allen danke ich ganz herzlich, denn ohne ihren Einsatz wäre ein Verbandsleben an der Basis gar nicht möglich. Wir alle zusammen bilden diesen Verband und schaffen das Fundament für die Zukunft des Verbandes, der auch in vielen Jahrzehnten noch die Interessen der Siebenbürger Sachsen in Deutschland vertreten soll. Und wer noch nicht Mitglied in unserem Verband ist, den rufe ich auf, es zu werden. Nur gemeinsam sind wir eine starke Gemeinschaft! Beitrittserklärungen gibt es hier am Infostand vor dem Münster, in der Festkanzlei im Rathaus oder einfach online über www.siebenbuerger.de.

Wir Siebenbürger Sachsen sind integraler Teil der deutschen Gesellschaft und Kultur. Wir haben uns relativ geräuschlos in die Wohnorte der neuen Heimat eingelebt und viele von uns sind in den Kommunen, in denen wir heute leben, vielfältig aktiv, in Kirchengemeinden, in Vereinen, in Parteien. Was wir allerdings nicht ganz alleine schaffen können, ist die Pflege unserer Kultur, die selbstverständlich Teil der großen deutschen Kulturlandschaft ist. Hier benötigen wir in der Tat Hilfe und finden diese auch bei den staatlichen Stellen der Bundesrepublik. Zweck des §96 des Bundesvertriebenengesetzes ist es, dass Bund und Länder die Kulturarbeit der Heimatvertriebenen und Aussiedler unterstützen und fördern, da dieser Teil der deutschen Kultur genauso erhaltenswert ist wie jener der Deutschen, die ihre Heimat nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs Gottseidank nicht verloren haben.

Ich danke Bund und Ländern für die bis zum heutigen Tage erwiesene Unterstützung im kulturellen Bereich. Ganz besonders erwähne ich hier den Freistaat Bayern und das Land Nordrhein-Westfalen, die seit vielen Jahren unsere Arbeit in besonderem Maße unterstützen und fördern. Herr Innenmister Herrmann, Herr Parlamentarischer Staatssekretär Hovenjürgen, bitte nehmen sie unseren herzlichen Dank an Ihre Landesregierungen mit!

Der Bund fördert ebenfalls in großem Maß die Arbeit zum Erhalt des ostdeutschen und südostdeutschen Kulturguts. Ich nenne hier beispielsweise die vor ein paar Jahren erfolgte Umbaumaßnahme von Schloss Horneck zum Kulturzentrum oder das ebenfalls auf dem Schloss ansässige Siebenbürgische Museum, das mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert wird. Ich gehe davon aus und erwarte das auch von der Bundesregierung, dass sie ihrer Verantwortung gegenüber der deutschen Kultur aus dem Osten und Südosten Europas weiterhin gerecht wird. So uneinig wie unsere Ampelregierung ist, scheint sie es auch bei diesem Thema zu sein. Während die BKM das ihr unterstellte Oldenburger Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa einfach umbenannt hat und das Wort „der Deutschen“ gestrichen hat, kritisiert die Bundesaussiedlerbeauftragte genau diese Umbenennung, wie das vorher schon der BdV und andere Einrichtungen aus dem Bereich der Vertriebenen und Aussiedler getan haben.

Oder ein anderes Thema: Ich hätte mich gefreut, heute etwas Positives über den Härtefallfonds der Bundesregierung sagen zu können. Leider ist da Fehlanzeige zu vermelden. Fast alle unsere Landsleute wurden von der Ausgleichsentschädigung als Einmalzahlung ausgeschlossen, da sie vor Stichtag, dem 1. Januar 1993 ins Bundesgebiet zugezogen sind. Und außerdem wäre diese Einmalzahlung für sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein der Fremdrentenkürzungen aus den 90er Jahren gewesen. Unser Anliegen als Verband ist und bleibt die Rücknahme dieser Kürzungen oder zumindest eine substanzielle Abmilderung. Im Zuge der erfolgten Angleichung von West- und Ostrenten wäre das jetzt nur ein fairer Zug und würde auch das Vertrauen in die Politik wieder stärken. Und in dieser Sache, der Beseitigung der Rentenungerechtigkeit für Aussiedler, wissen wir unsere Dachorganisation, den Bund der Vertriebenen, an unserer Seite.

Jedenfalls wünsche ich mir von der jetzigen Bundesregierung etwas mehr Verständnis und Empathie für unsere Kultur und berechtigten Anliegen. Lassen Sie mich noch ein Wort zu unserer Jugend sagen. Sie haben vorhin die vielen jungen Gesichter im Trachtenzug gesehen. Die zahlreichen Jugendtanzgruppen des Verbandes, die vielen jungen Menschen in den Kreisgruppen des Verbandes, aber auch in den Heimatortsgemeinschaften, bilden die Basis für die nächsten 75 Jahre des Verbandes. Wir werden oft von Personen außerhalb unseres Verbandes anerkennend auf die Vielzahl unserer jungen Menschen angesprochen, die bei uns aktiv mitmachen. Ich freue mich über diese Anerkennung und möchte sie hier an unsere Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) weitergeben. Wir sind also auf einem guten Weg mit unserer Jugend. Die SJD genießt bei uns im Verband ein großes Vertrauen. Geben wir auf unsere Jugend sorgsam Acht, lassen wir ihr die größtmögliche Freiheit, sich zu entfalten, begleiten wir sie auf ihrem Weg und auf unserem gemeinsamen Weg in die Zukunft, auch wenn ihr Weg auch mal ein anderer ist als der ihrer Eltern oder Großeltern.

Bei dieser Gelegenheit lade ich Sie ganz herzlich zum zweiten Großen Sachsentreffen vom 2. bis 4. August nach Hermannstadt ein, bei dem das 800-jährige Jubiläum des Andreanums in den Mittelpunkt stehen wird. Unter Federführung des Siebenbürgenforums beteiligen sich alle unsere Verbände aus der Föderation der Siebenbürger Sachsen, unsere Jugendorganisationen, der HOG-Verband, die Heimatkirche und weitere mehr. Das Treffen in Hermannstadt wird ein richtiges Welttreffen der Siebenbürger Sachsen! Als Brückenbauer zwischen neuer und alter Heimat, zwischen Heimatverbliebenen und Ausgesiedelten, zwischen Deutschland und Rumänien werden wir als Verband mit unseren zahlreichen Kulturgruppen erneut wichtige Akzente in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit setzen, in der es praktisch fast keine Grenzen mehr gibt.

Meine Damen und Herren, liebe Landsleute! „75 Jahre Gemeinschaft – Mach mit!“ – Lassen Sie uns alle zusammen das Motto dieses Heimattages umsetzen. Tragen wir alle mit dazu bei, unseren Verband in seiner Vielfalt und Lebendigkeit weiterzuentwickeln, ohne zu vergessen, was wir waren, sind und bleiben werden, nämlich eine starke Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen!

Ich wünsche Ihnen allen einen schönen und begegnungsreichen Heimattag 2024 und gratuliere uns allen zum 75. Geburtstag des Verbandes!

Ech woanschen Oech alles Geadet, nur de Gesand, och af en geat Zesummenarbet far eaos Gemoenscheft! Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.


Schlagwörter: Heimattag 2024, Rainer Lehni, Festrede, Dinkelsbühl

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