15. Oktober 2011
Dritte Zeidner Begegnung
Rund 300 Gäste aus Deutschland und Zeiden besuchten die Veranstaltungen der dritten Begegnung, die von Donnerstag, dem 8., bis Samstag, den 10. September, am Fuße des Zeidner Berges stattfand. Es war ein Fest mit kulturellen Höhepunkten, nachdenklichen Reden und bewegenden Momenten.
Donnerstag – zuversichtliche Eröffnungsredner
Ein festlich geschmückter Kirchhof mit den Wappen der Burzenländer Kirchengemeinden und zwei überdimensionalen Fahnen an der Kirchenburg befestigt empfing bei schönstem frühherbstlichem Wetter die Teilnehmer der dritten Begegnung in der Burzen-Stadt. Schon vor 16 Uhr, dem angekündigten Beginn, strömten die Leute in den Kirchhof. Bis zur offiziellen Eröffnung um 17 Uhr servierten die Jugendlichen der Tanzgruppe Kaffee und Baumstriezel zu den Klängen der Burzenländer Blaskapelle, die durch acht Mitglieder der aus Deutschland angereisten Zeidner Blaskapelle ergänzt wurde. Dirigent Helmut Kraus, der einige Jahre die Siebenbürger Blaskapelle aus Augsburg musikalisch leitete, agierte souverän und konnte den Bläsern mit viel Taktgefühl die Töne entlocken.Pünktlich um fünf Uhr eröffnete Stadtpfarrer Andreas Hartig die dritte Zeidner Begegnung und begrüßte die vielen Ehrengäste sowie die Zeidner von nah und fern. Passend dazu zitierte er einen deutschen Philosophen mit dem Satz, dass „alles wirkliche Leben Begegnung“ sei und dass das Treffen in diesem Sinne ein „lebendiges und fruchtbares“ werde.
![Zeidner Begegungsfest, von links: Bezirksdechant ...](/bild/artikel/normal/2011/zeiden_7369.jpg)
Bürgermeister Alexandru (Puiu) Popa bekannte sich in seiner Rede zum siebenbürgisch-sächsischen Erbe seiner Heimatgemeinde und Josef Christoph Karl von der Deutschen Botschaft in Bukarest lobte das gute Zusammenleben der Minderheiten in Rumänien. Christoph Plajer, Dechant des Kronstädter Kirchenbezirkes, beglückwünschte die Zeidner für die gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit ihren Partnern; Pfarrer Ioan Cioaca von der rumänisch-orthodoxen Gemeinde war voll des Lobes bezüglich seiner Zusammenarbeit mit „Andreas“, seinem Partner von der evangelischen Kirche – wie er Pfarrer Hartig nannte. Gabriele Lehmann, Vorsitzende des Rumänien-Ausschusses des Kirchenkreises Oberes Havelland, erinnerte in ihrem Grußwort an ihre ersten Reisen nach Zeiden vor fast 20 Jahren.
Eine Legende zu Grabe getragen
Freitagvormittag begrüßte Kirchenkurator Peter Foof die Festgemeinde in der Kirche, um in einer Jubiläumsveranstaltung die Gründung des Burzenlandes durch den Deutschen Orden vor 800 Jahren zu würdigen. Der promovierte Historiker Liviu Campeanu, der im Archiv der Honterus-Gemeinde arbeitet, ging in seinem Festvortrag auf das Wirken des Deutschen Ordens im Burzenland im Allgemeinen und auf die historische Entwicklung Zeidens im Besonderen ein. Dabei räumte er mit einer Zeidner Legende auf. Er meinte nämlich, dass die Schwarzburg keine vom Orden erbaute Burg sei, dafür gebe es keinen einzigen Beleg. Er vertrat die These, dass die Schwarzburg eine sogenannte Königsburg sei, die die ungarischen Könige zum Schutz gegen die Mongoleneinfälle bauten. Die einzige schriftliche Erwähnung dazu stamme aus dem Jahre 1267 und die erste urkundliche Nennung Zeidens aus dem Jahre 1377.Anschließend berichtete der Vorsitzende der Stiftung Zeiden, Helmut Adams, über die 1997 gegründete Einrichtung, die als letztes großes Projekt die Digitalisierung des Zeidner Kirchenarchivs durchführte. Danach überreichte Nachbarvater Udo Buhn der Zeidner Kirchengemeinde einen Scheck über 11 950 Euro für die Renovierung der Orgel. Für die musikalische Umrahmung sorgten der Kirchenchor und das Zeidner Gesangstrio mit Effi Kaufmes, Diete Meier und Annette Königes.
![Spendenübergabe für die Orgelrepartur, v.l.n.r.: ...](/bild/artikel/normal/2011/zeiden_7915.jpg)
Als Kontrast dann die beiden deutschen Tanzgruppen – etwa mit einem Tanz, den schon Generationen von Kindern und Schülern mitmachten: „De reklech Med“. Der Zeidner Kirchenchor unter der Leitung von Klaus Dieter Untch sang einige Volkslieder. Mit einem nachdenklicheren Teil, etwa dem Rudi-Gross-Lied „Ein Dorf im Burzenland“, und danach einem flotteren Swingpart trat das Gesangstrio auf. Aufgelockert wurde das Programm durch Gedichte des Zeidner rumänischen Dichters Tudor Păun und der nach Rostock ausgereisten Daniela Boltres, die ihre eigenen Verse zu Zeiden und dem Thema Ausreise dreisprachig – deutsch, rumänisch, sächsisch – rezitierte.
![Burzenländer Blaskapelle mit Zeidner Musiker ...](/bild/artikel/normal/2011/zeiden_7588.jpg)
Samstag – kluge Worte in der Kirche, viele Tränen auf dem Friedhof
Für seine Predigt am Samstag wählte Pfarrer Hartig ein zeitgemäßes, stets aktuelles Thema: Es gehe darum, Veränderungen zu meistern, Krisen als Chancen zu begreifen. Und er beließ es nicht bei theoretischen Überlegungen. Irgendwann rief er aus: „Nach den großen Umbrüchen 1989 hat man der evangelischen Kirche in Rumänien keine großen Überlebenschancen gegeben, und jetzt 21 Jahre später sind wir immer noch da.“ Man müsse in Krisenzeiten zusammenstehen, „in die gleiche Richtung“ ziehen. Und auch wenn die Freiheit ihren Tribut gefordert hat und viele Siebenbürger nach der Wende ausgewandert sind, rief er alle auf, an einer gemeinsamen Zukunft zu arbeiten. Auch im ortsgeschichtlichen Gesprächskreis am Nachmittag war ihm sein Optimismus anzumerken, als er eine Bilanz seiner ersten beiden Jahre in Zeiden zog. Obwohl erst 29 Jahre alt, habe er das Gefühl, schon einiges bewegt zu haben und noch einiges bewegen zu können. Wichtiges Anliegen sei ihm, die Kirche für die Jugend attraktiv zu gestalten, dass diese „aus Überzeugung und nicht aus Pflicht kommt“.Nach dem Gottesdienst und Abendmahl ging es gemeinsam in den Friedhof. Die Ansprachen von Kurator Peter Foof und dem stellvertretenden Nachbarvater Rainer Lehni sowie die Klänge der Zeidner Blasmusik verliehen der Gedenkfeier einen würdigen Rahmen.
![Gedenkfeier auf dem Zeidner Friedhof. Foto: ...](/bild/artikel/normal/2011/zeiden90.jpg)
Für eine Bilanz ist es sicher zu früh. Zu beobachten ist jedoch, dass sich mit dem jungen Pfarrer auch die Stimmung sehr gebessert hat, es gibt viele Ansätze, gute Ideen. Richtig ist aber auch, dass der Überlebenskampf nicht leichter geworden ist.
Hans Königes
Schlagwörter: Zeiden, Heimattreffen
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