26. Juli 2024

Anton Maly, Geschichtenerzähler und Glücksritter, wäre in diesem Jahr 140 geworden und wird für sein Verdienst geehrt

Er verwaltet das Erbe des Großvaters und möchte mit der Neuauflage von „Der entfesselte Tod“ die Erinnerung an einen erfolgreichen Romanschriftsteller wieder aufleben lassen: Lothar Höchsmann, der jüngste Enkelsohn Anton Malys, hat sich unter den über 100 hinterlassenen Werken bewusst für diesen Abenteuerroman entschieden.
„Ich sehe durchaus Parallelen zu der heutigen Zeit, da Krieg und Völkermord genauso gegenwärtig sind wie damals“, sagt Höchsmann. Im November 1939 – der Zweite Weltkrieg hatte gerade erst begonnen – vollendete Maly sein Buch über einen der grausamsten Indianerkriege, der als „die Verschwörung des Pontiac“ in die Historie eingegangen ist. Diese in amerikanischen Geschichtsbüchern dokumentierte Episode von 1763 schrieb Maly auf, natürlich mit einer ordentlichen Portion Fiktion, hier und da versehen mit einer Prise wahrer Begebenheiten. „Zum Beispiel wäre da die Sache mit den Decken von Pockenkranken, die man an die Indianer verteilt hat, um die hochansteckende tödliche Seuche unter ihnen zu verbreiten“, erklärt Höchsmann. Glaubt man der Geschichte, ist dieser perfide Plan eines britischen Oberbefehlshabers einer der ersten Versuche, biologische Waffen einzusetzen.

Überhaupt ging dem 1884 in Hadres in Niederösterreich geborenen Autor die Ungerechtigkeit, die den Ureinwohnern in Nordamerika widerfahren ist, gegen den Strich. Er war zeitlebens ein Literat humanistischer Gesinnung, für den Gerechtigkeit und Menschlichkeit großgeschrieben wurden und dem sehr daran gelegen war, zwischen Völkern und Nationen zu vermitteln. Obwohl österreichischer Herkunft, ist Anton Maly ein Schriftsteller, der vor allem mit Siebenbürgen in Verbindung gebracht wird. Als Offizier der österreichisch-ungarischen Armee kam er nach Transsilvanien, verliebte sich in eine Hermannstädterin und verbrachte zwanzig Jahre in der Stadt am Zibin. Später zog es ihn nach Deutschland, in die Nähe der Verlage, die auf ihn aufmerksam geworden waren und ihm regelmäßig Aufträge für neue Bücher gaben. Doch Hermannstadt blieb auch in späteren Jahren eine Inspirationsquelle für den 1959 in Planegg bei München verstorbenen Autor. Und er erfreute sich einer eifrigen Leserschaft, denn Abenteuergeschichten waren nicht nur in Siebenbürgen sehr beliebt. Wer sich seine Bücher nicht leisten konnte, durfte für wenig Geld in einem Kiosk darin lesen, eine Möglichkeit, die einige Leser – vor allem im Deutschland der Nachkriegszeit als die Not besonders groß war – gerne nutzten. Denn viele Werke von Anton Maly waren von einem Pionier- und Abenteuergeist geprägt, die ein bisschen Farbe in das damals dunkle Europa brachten und die Menschen für kurze Zeit von ihren Sorgen ablenkten und in eine Welt hineinversetzten, die weit weg vom eigenen Alltag war. Zum Sehnsuchtsort wurde vor allem Amerika, wohin der Schriftsteller auch mehrere Reisen unternahm.

Der Roman thematisiert neben dem Indianeraufstand auch das Leben der deutschen Siedler in Nordamerika, die sich dort durch harte Arbeit das Land nutzbar machten und in Frieden mit den Indianern lebten. Gegenspieler des grausamen Generals und Held des Romans ist übrigens ein deutscher Siedler , Josef Hartmann, „gute sechs Schuh“ groß, „mit kantigem, energischem Gesicht, aus dem blanke, furchtlose Augen blitzten“. Und die Geschichte enthält alles, was einen spannenden Abenteuerroman ausmacht: grausame Bösewichte, Ureinwohner, die sich für ihr Land und ihre Freiheit wagemutig in einen ungleichen Kampf stürzen, sowie eine Hauptperson, die keine Gefahren scheut, um ihnen beizustehen.

Wie der Bukarester Literaturkritiker Heinz Stănescu betonte, ist der Wert der Bücher von Anton Maly – außer, dass sie gerne gelesen wurden – auch historisch einzuordnen, „halfen sie doch die schlimmen Verhältnisse Ende der dreißiger und Anfang der vierziger Jahre zu vergessen und sich in eine Traumwelt zu vertiefen, in der die Gerechtigkeit siegt“.

Wer sich auf das mitreißende Leseabenteuer einlassen will, kann den Roman bei Lothar Höchsmann, E-Mail: Lothar.hoechsmann[ät]gmx.de, bestellen: Anton Maly: „Der entfesselte Tod. Die Tragödie des Pontiac“, Verlag BoD – Books on Demand, 216 Seiten, 18 Euro (zuzüglich 3 Euro Versand), ISBN 978-3-7597-5278-9.

Bettina Ponschab

Schlagwörter: Anton Maly, Autor, Österreich

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