3. Dezember 2022
Vom „Seimen Ännchen“ zur „Princesse Omer“: Zu einem Jugendbildnis der Pianistin Anna Simonis, später verheiratete Baronin v. Braunecker (1832-1914)
Während wir über die Bilder des oft gezeichneten, gemalten und fotografierten türkischen Generals Omer Pascha (eigentlich Mihailo/Michael Latas) lückenlos informiert sind, weiß man über jene von Anna Simonis, später verheiratete Baronin v. Braunecker, nur wenig. Neben einer Fotografie, die sie wenige Jahre vor ihrem Tod zeigt, ist meines Wissens nur die fotografische Reproduktion eines Jugendbildnisses erhalten geblieben. Das Hüftbild, welches das damals wohl 16-jährige „Seimen Ännchen“ in einem schulterfreien Biedermeierkleid mit Schnebbentaille zeigt, erinnert an ähnlich anmutige Damenbildnisse, wie sie damals in Bukarest vor allem der aus Klausenburg zugewanderte Maler und Lithograph Carol Popp de Szathmáry, der bereits 1851 verstorbene Constantin D. Rosenthal (vor allem durch sein allegorisches Bild „România Revoluționară“ bekannt) oder auch der hier zeitweilig lebende August Schoefft fertigten.
![Carol Popp de Szathmáry (?): Anna Simonis, ...](/bild/artikel/normal/2022/anna_simonis_m_2022.jpg)
![Anna Baronin von Braunecker auf ihrem Wohnsitz im ...](/bild/artikel/normal/2022/anna_siminis_baronin_von_braunecker_2022.jpg)
Letzte Gewissheit über den Bildnismaler ist wohl nicht mehr möglich, der Stil spricht jedoch eindeutig für Szathmáry (siehe beispielsweise sein bekanntes Porträt von Prinzessin Mariţica Bibescu). Er lebte seit 1843 in Bukarest und stieg wenige Jahre später zum bedeutendsten Fotografen der rumänischen Fürstentümer auf, nicht zuletzt dank seiner Aufnahmen vom Krimkrieg und später auch für das rumänische Königshaus.
Eine eher unscheinbare Meldung über den Tod von Omer Paschas wichtigstem militärischen Lehrer, dem Major Graf von Gospich (1781-1854), der im kroatischen Gospić an der Cholera gestorben war, könnte indes meine Annahme stützen, weil neben dem kleinen Nachruf auch ein aufschlussreicher „Original-Brief“ Omer Paschas aus Rustschuk mit Datum vom 18.12.1854 abgedruckt ist, den dieser seinem verehrten Lehrer geschickt hatte. Diesem Brief zufolge hatte er dem Major als Beweis seines Dankes neben 200 Golddukaten auch sein „meisterhaft in Aquarell gemaltes“ Porträt von Szathmaryi (sic) in Quartgröße zugeschickt (vgl. Siebenbürger Bote Nr. 195 vom 2. Oktober 1855, S. 782). Nicht ausgeschlossen, dass das Aquarell-Porträt zeitgleich mit dem Bildnis der jungen Pianistin Anna Simonis entstand. Der Verbleib der beiden Originale ist leider unbekannt.
Der hier abgedruckte Text stellt eine gekürzte Fassung meines Beitrags für das Jahrbuch 2022 des Siebenbürgisch-Sächsischen Hauskalenders dar. Neben dem dort abgedruckten Text „Princesse Omer“ der Repser Heimatschriftstellerin Hermine Melas (1864-1951), der immer noch den maßgeblichen Basistext zum Leben von Anna Simonis darstellt (auch in dem von Oskar Wittstock herausgegebenen Sammelband „Im Kampf um Brot und Geist“, 1927, nachzulesen), ist ferner auch ein Artikel von Emil Sigerus zu erwähnen, dem auch nebenstehendes Altersbild entnommen ist (Welt und Heimat Nr. 27 vom 7.12.1924, S. 323). Danach trug auch der eher als Kunstkritiker bekannte Viktor Kloeß einige Fakten zur Vita von „Prinzessin Omer“ zusammen (Korrespondenzblatt Nr. 5-6, 1927, S. 83-84). 2011 veröffentlichte der zeitweilig als Landarzt bei Hamruden tätige Dr. Károly Szöcs (gest. 2018) neue Erkenntnisse, speziell auch zu Annas zweitem Ehemann Otto von Braunecker-Beridez (1818-1880), einem Banater Adligen, den diese nach ihrer Trennung von Omer Pascha 1860 geheiratet hatte (Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde, H. 1, 2011, S. 117-119).
![Das Elternhaus von Anna Simonis in Hamruden in ...](/bild/artikel/normal/2022/anna_simonis_geburtshaus_hamruden.jpg)
Am 17. November waren es 190 Jahre seit der Geburt des schönen Ännchens von Hamruden.
Konrad Klein
Schlagwörter: Porträt, Hamruden, Fotografie, Konrad Klein
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