5. Juni 2020
Wilhelm Andreas Baumgärtners neuestes Buch zur Geschichte Siebenbürgens
„Im Schatten des Kaisers“ nennt Wilhelm Andreas Baumgärtner sein neuestes Buch, das bereits Ende letzten Jahres im Schiller Verlag erschienen ist. Vor nunmehr zwölf Jahren hat sich der aus Hermannstadt stammende Publizist und Historiker in seinem ersten Buch auf den „Vergessenen Weg“ gemacht, über den die Vorfahren der heutigen Siebenbürger Sachsen ihre damals neue Heimat erreichten. Seither ist er ihrem Wohl und Wehe über sechs Jahrhunderte in insgesamt neun Bänden nachgegangen.
![Der Autor und sein Verleger: Wilhelm A. ...](/bild/artikel/normal/2020/baumgaertner_roth_2020.jpg)
![Neun Bände hat Baumgärtner bisher der Geschichte ...](/bild/artikel/normal/2020/baumgaertner_neun_baende_2020.jpg)
Der neunte Band umfasst die sehr kurze Zeitspanne von 1697 bis 1712, eine an Ereignissen überaus dichte Zeit. Baumgärtner gliedert sie in vier Abschnitte. Letzte Scharmützel mit den Türken, mit denen sich das Haus Habsburg die faktische Herrschaft über Siebenbürgen sichert, sind das einleitende Thema. Ausführlich geht er auf die verzweifelte Stimmung in Siebenbürgen ein. Während Leopold I. sein 1791 erlassenes Diplom als Segen für das Land betrachtete, sahen die Siebenbürger sich buchstäblich „Im Schatten des Kaisers“, der ihnen seine (katholische) Religion aufzwingen und durch immer neue Abgaben die marode Staatskasse auffüllen wollte. Anhand konkreter Beispiele wird klar, dass die Siebenbürger Sachsen sich vom „deutschen Kaiser“ eine bevorzugte Behandlung erwartet hatten und daher besonders enttäuscht waren. In Johann Zabanius fanden sie einen glänzenden Verteidiger ihrer Rechte, der es sich allerdings dadurch mit der Adelspartei verscherzte. Der Kaiser erhob den treuen Parteigänger zum Dank mit dem Prädikat „Sachs von Harteneck“ in den Adelsstand und die Sachsen wählten ihn 1697, kaum 34-jährig, zum Comes. In den Berichten über die Landtage 1701 und 1702 zeigt Baumgärtner, wie Harteneck sich nicht zuletzt durch seine Pläne, dem ungarischen Adel sein Privileg der Steuerfreiheit zu entziehen, dessen erbitterte Feindschaft zuzog. Ausführlich werden die Machenschaften des Kanzlers Nikolaus Bethlen und des kommandierenden österreichischen Generals Graf Rabutin geschildert, die aus einer Reihe von Vorfällen bizarre Vorwürfe konstruierten, um ihn in gleich zwei Prozessen zum Tode verurteilen zu lassen. Harteneck hatte ihrer Meinung nach zu vertreten, dass David Klausenburger wegen Ehebruchs mit der Gattin des Superintendenten Lukas Hermann und der Schäßburger Bürgermeisters Schuller von Rosenthal wegen massiven Unterschlagungen zum Tode verurteilt und hingerichtet wurden. Das Gubernium befand auf Rechtsbeugung und damit Grund genug, ihn als Hochverräter zum Tode zu verurteilen. Viel pikanter war ein kompliziertes Mordkomplott, von Hartenecks Frau organisiert, um sich eines ehemaligen Liebhabers zu entledigen. Baumgärtner beschreibt den Prozess in allen Einzelheiten, bei dem Sachs als Mitwisser vor der Nationsuniversität angeklagt und ebenfalls zum Tode verurteilt wird. Am 5. Dezember 1703 wird er vor zahlreichem Publikum am Großen Ring enthauptet.
Zu jenem Zeitpunkt war Ungarn bereits Schauplatz des zweiten Kuruzzenkrieges, wie der Magnatenaufstand unter Georg Rákoczy II. gerne genannt wird. Der Bürgerkrieg griff bald darauf auch auf Siebenbürgen über und brandete acht Jahre lang durchs Land. Baumgärtner lässt uns mit gewohnt detailreichen Schilderungen an dem dramatischen Geschehen teilnehmen. Es gelingt dem Autor aber auch zu zeigen, wie weit sich die Großmächte Frankreich und England in diesen eher lokalen Konflikt einmischten, um ihre Interessen gegenüber Habsburg im gleichzeitigen Spanischen Erbfolgekrieg durchzusetzen. Der Friede von Sathmar beendete den Konflikt; der ungarische Adel erreichte dabei eine weitgehende Bestätigung seiner Rechte und erkannte seinerseits das Erbfolgerecht der Habsburger in Ungarn an. Auch für die Siebenbürger Sachsen kehrte Frieden ein, nachdem sie in den vergangenen Jahren abwechselnd von den Kuruzzen und den kaiserlichen Truppen „zur Ader gelassen“ worden waren. Würde die pax habsburgica Siebenbürgen befrieden können? Man darf auf den nächsten Band im Wilhelm Andreas Baumgärtners Geschichte Siebenbürgens gespannt sein.
Hansotto Drotloff
Wilhelm Andreas Baumgärtner: „Im Schatten des Kaisers. Österreichs Kampf um Siebenbürgen“, Die Geschichte der Siebenbürger Sachsen Band 9, Schiller Verlag Hermannstadt und Bonn 2019, 293 Seiten, gebunden, 14,80 Euro, ISBN 978-3-946954-58-3, zu bestellen im Buchhandel oder beim Schiller Verlag, deutsche Festnetznummer: (0228) 90919557, sowie online über https://www.buechercafe.ro/artikel.html?nummer=77545..
Schlagwörter: Baumgärtner, Bücher, Geschichte, Siebenbürgen, Historiker
18 Bewertungen:
Noch keine Kommmentare zum Artikel.
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.