Eine Züricher Affäre: „Die Dame mit dem maghrebinischen Hündchen“ von Dana Grigorcea
Anna und Gürkan begegnen einander an der Seepromenade in Zürich. Strahlen der ersten Frühlingssonne lassen das Wasser glitzern, Boote mit weißen Segeln und ein Schwan ziehen vorbei – ein perfekter Tag „in einer der schönsten Städte der Welt“ bildet den Einstieg in Dana Grigorceas Ende Januar erschienene Novelle „Die Dame mit dem maghrebinischen Hündchen“. Fünf kurze Sätze, mehr braucht sie nicht, um eine postkartengleiche Szenerie zu entwerfen, und als Leser kann man fast die kühle Brise vom See, die schon kräftige Sonne auf der Haut spüren und das Wasser plätschern hören.
Das titelgebende maghrebinische Hündchen spielt eine Doppelrolle. Es dient einerseits der Anbahnung der Affäre zwischen Anna und Gürkan, der es mit einem Keks anzulocken versucht, und ist zudem selbst eine Art Flüchtling, der ihr in Algerien am Strand zugelaufen sei, wie Anna ihrem Liebhaber erzählt; sie habe das Tier in ihr Hotelzimmer geschmuggelt und mit nach Zürich genommen. Dort ein Strand und eine „Mischung aus maghrebinischem Windhund und dahergelaufenem Spitz“, hier ein Seeufer und ein türkischer Kurde: eine interessante Parallele, über die sich nachzudenken lohnt.
Einsamkeit, Zweisamkeit, Zugehörigkeit: Welcher Platz gebührt mir in einer Ehe, einer Beziehung, der Gesellschaft? Wer gehört zu wem und warum? Solche Fragen stehen zwischen den Zeilen von Dana Grigorceas Novelle, die schnell gelesen ist, aber lange nachwirkt. Der kleine, schlanke, schlicht, aber edel ausgestattete Band ist hoffentlich schon ein Vorgeschmack auf den nächsten Roman.
Dana Grigorcea wird ihr Buch bei verschiedenen Veranstaltungen an allen Messetagen in Leipzig vorstellen, unter anderem in einem Gespräch mit Thomas Böhm am ARTE-Stand am 18. März um 12.00 Uhr. Außerdem nimmt sie am 17. März um 11.00 Uhr an einem Podiumsgespräch teil und moderiert am selben Tag ab 19.00 Uhr die „Lange Nacht der rumänischen Literatur“ in der Schaubühne Lindenfels.
Doris Roth
Dana Grigorcea, „Die Dame mit dem maghrebinischen Hündchen“, Novelle, Dörlemann Verlag, Zürich, 2018, 128 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-03820-055-0.
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