4. September 2006

Sachsen aus Amerika besuchen Siebenbürgen

Unter der Reiseleitung von Robert B. Cunningham, Vize-Präsident der Alliance of Transylvanian Saxons (ATS), besuchten 24 Landsleute zwischen 40 und 86 Jahren aus Cleveland und Umgebung vom 2. bis 14. August Rumänien. Viele hatten ihre Heimatorte in Siebenbürgen seit mehr als 50 Jahren nicht mehr gesehen. Ihre in den Staaten geborenen Kinder kannten Siebenbürgen nur aus Erzählungen der Eltern und Großeltern. Wie eine der Teilnehmerinnen in ihrem nachfolgenden Bericht schildert, bot die Reise neben einem attraktiven Besichtigungsprogramm auch Begegnungen mit Menschen verschiedener sozialer Schichten und Einblick in ihre Alltagsprobleme.
Am 2. August landete die Gruppe nach langem Flug via Amsterdam auf dem Bukarester Flughafen „Otopeni“, wo sie von Eduard Gierscher und dessen Sohn Hans Eduard empfangen wurde. Nach der Übernachtung im Hotel „Lido“ startete unser Reisebus am nächsten Tag zur Entdeckungstour. In Sinaia konnte trotz Gewitter Schloss „Peles“ besucht werden. Wie in der Törzburg musste man auch hier Pantoffeln tragen, die einfach über die Schuhe gestülpt wurden. Das Schloss ist inzwischen eine Hauptattraktion Rumäniens geworden. Angesichts der Stilhäufungen würden sich einem Kunsthistoriker die Nackenhaare sträuben. Nach der Besichtigung steuerten wir Kronstadt an, überquerten den Karpatenbogen und erblickten die siebenbürgische Hochebene. Die Dörfer sehen aus wie Orte, in denen man die Zeit seit mehreren Jahren angehalten hat. Wir übernachteten im Zentrum von Kronstadt, im Hotel „ARO“.

Vor den Toren von Bistritz: 24 Landsleute aus Cleveland und Umgebung unternahmen Anfang August eine Rundreise durch Siebenbürgen. Foto: Ilse Hommen
Vor den Toren von Bistritz: 24 Landsleute aus Cleveland und Umgebung unternahmen Anfang August eine Rundreise durch Siebenbürgen. Foto: Ilse Hommen

Der Sonntag begann mit einem Gottesdienst in der Schwarzen Kirche. In der Schulerau konnte die Reisegruppe vor malerischer Kulisse traditionelle rumänische Spezialitäten genießen. Unter fachkundiger Führung besichtigte man diverse Kirchenburgen in der näheren Umgebung, darunter mit Tartlau und Honigberg zwei der herausragendsten Wehranlagen in ganz Siebenbürgen. Auch einheimische kulturelle Darbietungen kamen nicht zu kurz. Das Abendessen im renommierten „Hirscherhaus“ mit Weinprobe und kulturellem Programm beeindruckte die amerikanischen Gäste. Einige reihten sich gar in die Tanzdarbietungen mit ein.

Anderntags führte die Reise durch ländliche Regionen über Reps nach Mediasch. Bei einem Zwischenstopp in Schäßburg bestaunte man den Stundturm, die Bergkirche und Bergschule. Vielen Teilnehmern wurden organisierte Fahrgelegenheiten in ihre Heimatorte zu Verwandten oder Besichtigungen (der Spuren) des Elterhauses offeriert. In Keisd (etwa 20 km von Schäßburg entfernt) empfing Sara Theil, eine der wenigen in dem Dorf verbliebenen siebenbürgischen Frauen, den Landsleuten die Tür zu einem selten gewordenen Kleinod. Der gepflegte Eindruck des siebenbürgisch-sächsischen Bauernhauses ließ bei manchem Teilnehmer Erinnerungen an die Kindheit in Rumänien wach werden. Die herzliche Art des Empfangs von Frau Theil mit Nusskuchen und Wein war für die Gruppe ein einmaliges Erlebnis. Auf diesem Wege nochmals herzlichen Dank und weiterhin die beste Gesundheit! Das Abendessen und die Übernachtung im Bubi Binder Hotel rundeten den Tag in Mediasch ab. Tags darauf wurde die Umgebung von Mediasch erkundet. Auf dem Programm stand Meschen mit der zurzeit restaurierten Kirchenburg. Anschließend gab Daniel Thellmann, Oberbürgermeister von Mediasch, einen Empfang im Rathaus. Das Demokratische Forum der Deutschen in Siebenbürgen hatte die amerikanischen Gäste für den Abend zu einem gemütlichen Beisammensein in Mediasch eingeladen. Ein Teil des Mediascher Männerchors bot den Gästen bekannte siebenbürgisch-sächsische Lieder. Bei Gesprächen in gemütlicher Runde tauschte man Erfahrungen aus. Herzlichen Dank an den Vorsitzenden des Forums in Mediasch, Werner Müller, und sein Team.

Am nächsten Tag ging es - mit kurzem Zischenstopp in Sächsisch-Regen - nach Bistritz. Viele amerikanische Gäste nutzten die Gelegenheit, ihre Heimatorte aufzusuchen. Nach einer Stadtführung durch Bistritz mit Besichtigung der Kirche mit dem höchsten Turm in Siebenbürgen führte die Tour weiter nach Klausenburg (Stadtrundfahrt), und, über Thorenburg, nach Karlsburg. Hier stand die Besichtigung der Kathedrale auf dem Programm.

Über Mühlbach erreichte man, als letzte Etappe in Siebenbürgen, Hermannstadt. Die Übernachtung im zentral gelegenen „Römischen Kaiser“ begünstigte die Besichtigung des Stadtkerns. Derzeit wird noch allen Enden und Ecken renoviert. Kurz sind die Wege im Stadtzentrum über den Großen Ring zum Sitz des Bischofs der Evangelischen Kirche A.B. mit dem Theologischen Institut, dem neu renovierten Rathaus, der Stadtpfarrkirche. In Hermannstadt offenbarte sich einmal mehr die Gastfreundschaft der rumänischen Landsleute: Nach dem Abendessen im „Römischen Kaiser“, wo zur selben Zeit die Feierlichkeiten einer standesamtlichen Trauung stattfanden, wurden die Teilnehmer eingeladen mitzufeiern.

Am Samstag konnten noch siebenbürgische Dörfer in der Umgebung von Hermannstadt besucht werden. Die Kerzer Kirchenburg wurde für manchen zum Kletterspaß. Herzlichen Dank an Herrn Pfarrer Michael Reger, der trotz der Vorbereitungen für das am Sonntag stattfindende Treffen Zeit gefunden hat für eine Führung in englischer Sprache durch die Kirche und die Anlage. Auf der Rückfahrt nach Hermannstadt wurde die Kirche in in Heltau unter der Führung von Pfarrer Cosoroaba besichtigt. Mit einem Besuch des sonntäglichen Gottesdienstes in der Stadtpfarrkirche endete der Aufenthalt in Siebenbürgen. Die Rückfahrt nach Bukarest erfolgte über den Roten Turmpass (mit Kurzvisite in Curtea de Arges). Tief beeindruckt von den vielfältigen Eindrücken und der Freundlichkeit der einheimischen Bevölkerung bot der lange Rückflug Gelegenheit, die gemeinsamen Erlebnisse der vergangenen zehn Tage Revue passieren zu lassen. Besonderer Dank gebührt den engagierten Reiseführern, allen voran Hans Eduard Gierscher und Eduard Gierscher, für all die Hintergrundinformationen über Land und Leute, außerdem Rudi Rekkert für die Organisation der Reise vor Ort.

I. H.

Schlagwörter: USA, Rumänien und Siebenbürgen, Reise

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