18. Juli 2024

Generative Künstliche Intelligenz und siebenbürgisch-sächsisches Kulturerbe (Fortsetzung)

Internet als Kommunikationsraum oder ein neues Band für die Siebenbürger Sachsen

Gleichzeitig mit dem Verlust des Siedlungsraums in Siebenbürgen und der Niederlassung in vielen Ländern dieser Welt entstand das Internet. Die Siebenbürger Sachsen nutzen das Internet seit fast 30 Jahren. Im März 1995 habe ich die ersten Informationen über die Siebenbürger Sachsen im Internet veröffentlicht. Es waren einige Bilder und Informationen über mein Heimatdorf Reußen. Jochen Philippi hostete Ende 1995 den Siebenbürger-Web-Server. Bis zur Jahrtausendwende wurden viele weitere Homepages erstellt, die Informationen über Siebenbürgen oder die Siebenbürger Sachsen ins Internet stellten und Möglichkeiten zur Kommunikation untereinander anboten. Das umfassendste Projekt wurde im Jahr 1999 erstellt: Siebenbürger Sachsen in Baden-Württemberg. Das trimediale Projekt umfasste ein Buch, einen Internet-Auftritt und eine CD-ROM. Die Konzeption sowie die Koordination des Projektes lagen in meiner Verantwortung. Der Internet-Auftritt wurde in Zusammenarbeit mit Robert Sonnleitner erstellt, der auch zusammen mit Bernd Schörwerth die Verantwortung für die CD-ROM trug. Die Koordination der Buchproduktion oblag mir. Insgesamt waren mehr als 70 Personen unmittelbar oder mittelbar an der Realisierung des Projekts beteiligt.

Zurzeit gibt es eine kaum noch überschaubare Anzahl von Angeboten. Das umfassendste Angebot betreut Robert Sonnleitner mit seinem Webmasterteam, zu dem auch Günther Melzer, Gunther Krauss und Hans-Detlev Buchner gehören. Siebenbuerger.de wird von dem Verband der Siebenbürger Sachsen seit dem Jahr 2000 herausgegeben und figuriert als dessen Homepage. Die drei wesentlichen Funktionsbereiche des Internets werden abgedeckt: digitale Kommunikation, digitale Publikation sowie Internet-Weiterbildung von Multiplikatoren.

Kommunikation: In der Zeit vor der Jahrhundertwende fungierte die Rokestuf, die von Hans-Detlev Buchner betrieben wurde, als der meist frequentierte gemeinsame Kommunikationsraum der Siebenbürger Sachsen. In den 2000er Jahren übernimmt das Forum auf siebenbuerger.de diese Rolle. Seit der Etablierung des Web 2.0 erfolgt die gemeinsame Kommunikation vornehmlich über die sozialen Medien Facebook, YouTube, WhatsApp, Instagram und TikTok. Die Corona-Zeit hat zu einer signifikanten Zunahme der digitalen Kommunikation geführt. Im Jahr 2020 wurde der Heimattag der Siebenbürger Sachsen erstmals ausschließlich in digitaler Form durchgeführt. Seit 2021 erfolgt auch die Live-Übertragung der meisten Veranstaltungen des Heimattages in Dinkelsbühl über das Internet. Diese werden von Hermann Depner koordiniert.

Publikation: Es kann konstatiert werden, dass bei Anfragen zu den Siebenbürger Sachsen, beispielsweise an den Copiloten von Microsoft, nahezu immer auch siebenbuerger.de als Quelle angegeben wird. Dies ist darauf zurückzuführen, dass auf dieser Homepage seit mehr als zwei Jahrzehnten täglich neue Informationen ins Internet gestellt werden. Für die Einhaltung der journalistischen Standards bürgt die Redaktion der Siebenbürgischen Zeitung, Siegbert Bruss als Chefredakteur und Christian Schoger als stellvertretender Chefredakteur. Neben dem Verband haben auch andere siebenbürgisch-sächsische Vereine bemerkenswerte Digitalisierungsprojekte durchgeführt. Dazu zählen beispielsweise die digitale Katalogisierung der Siebenbürgischen Bibliothek in Gundelsheim und die Online-Verfügbarkeit des Urkundenbuchs.

Internet-Weiterbildung: Einmal pro Jahr findet im Heiligenhof in Bad Kissingen ein Internet-Seminar für Multiplikatoren statt, in dessen Verlauf die neuesten Entwicklungen und Werkzeuge für das Internet präsentiert werden.

Aufgaben: Digitalisierung und Konzepte zur Aneignung, Bewahrung und Weiterentwicklung im Sinne der Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen

Die Antworten, die die generative KI den Nutzern gibt, können indirekt beeinflusst werden. Dies kann auf zwei Wegen erfolgen: Einerseits durch die möglichst vollständige Digitalisierung und digitale Veröffentlichung des Kulturerbes und andererseits durch die Nutzung der generativen KI. Beide Maßnahmen bewirken ein Training der generativen KI.

In Bezug auf die künftige Aneignung, Bewahrung und Weiterentwicklung des siebenbürgisch-sächsischen Kulturerbes wurden zwei strategische Aufgabenfelder skizziert: Einerseits sollte eine möglichst vollständige Digitalisierung des kulturellen Erbes vorgenommen werden. Für eine systematische sowie umfassende digitale Katalogisierung und eine möglichst öffentliche digitale Publikation sämtlicher physischer Artefakte und aller schriftlichen Dokumente ist eine entsprechende digitale Infrastruktur unabdingbar. Diesbezüglich wäre die Digitalisierung sämtlicher 95.000 bibliographischen Einheiten der Siebenbürgischen Bibliothek erforderlich. Des Weiteren müssten Konzepte ausgearbeitet werden, welche sowohl axiologische (ethische, politische, soziale etc.) als auch epistemische Werte enthalten. Diese sind erforderlich, um die Antworten, die die generative KI gibt, bewerten zu können, sowie um eine lebendige kulturelle Weiterentwicklung zu ermöglichen. Wenn diese beiden Aufgaben erfolgreich bewältigt werden, wird das siebenbürgisch-sächsische Kulturerbe auch in Zukunft bestehen, die Gemeinschaft zusammenhalten und die Identität der Siebenbürger Sachsen prägen, unabhängig davon, wo jemand lebt. Denn auch in Zukunft gilt:
Was du ererbt von deinen Vätern hast,
Erwirb es, um es zu besitzen.
“ (Johann Wolfgang von Goethe/Faust).

Johann Lauer

Hinweise
  • Meinen Dank für wertvolle Anregungen und Kommentare richte ich an folgende Personen: Siegbert Bruss, Hans-Detlev Buchner, Konrad Gündisch, Günther Melzer, Jochen Philippi und Robert Sonnleitner.
  • Die Verantwortung für alle verbleibenden Fehler wird hiermit übernommen.
  • Eine PDF-Datei, die sich bequem ausdrucken lässt (33 DIN-A4-Seiten), kann hier heruntergeladen werden:
  • siebenbuergersachsen.de/generative-ki-sachsen.pdf.
Weiterführende Artikel des Autors

Selbstzitate wurden vermieden, sodass eine Kennzeichnung wörtlicher Übernahmen aus anderen eigenen Beiträgen nicht erfolgt ist. Im Folgenden werden die wichtigsten eigenen Publikationen zu diesem Thema aufgeführt. Autor

Dr. Johann Lauer ist Philosoph und Politikwissenschaftler. Er erwarb sowohl den akademischen Grad eines Magisters Artium in Philosophie als auch den Doctor Rerum Politicarum an der Universität Heidelberg. Johann stammt aus Reußen, übersiedelte 1981 nach Deutschland und lebt in Leimen bei Heidelberg. Weitere Informationen zur Person sowie zu seinen Forschungsschwerpunkten und Publikationen gibt es auf seiner Homepage: lauer.biz.

Schlagwörter: Künstliche Intelligenz, Kulturerbe, Digitalisierung, Internet

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