28. März 2022
Ein kleines bisschen Wappenkunde: Was Sie schon immer über den Zeitungskopf wissen wollten
Der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland fühlt sich durchaus der Tradition verpflichtet. Doch auch Traditionen wandeln sich, manchmal durch einen plötzlichen Umbruch, manchmal eher schleichend und im Detail. Ist es Ihnen aufgefallen? Auf der ersten Seite ganz oben in der Mitte? Seit der Folge 1 vom 17. Januar 2022 hat sich die Titelseite der Siebenbürgischen Zeitung leicht verändert: Das Verbandswappen tritt in der Reihe größer hervor und es weist auch farblich einige Anpassungen auf. Was ist der Hintergrund? Und überhaupt: Was hat es eigentlich mit all den anderen Wappen im Zeitungskopf auf sich? Lassen Sie uns heute ein bisschen Heraldik betreiben!
![Auch auf Veranstaltungen des Verbandes ist das ...](/bild/artikel/normal/2022/bild8_abzeichen_heimattag_20220322_115847_ds_2022.jpg)
![Der Zeitungskopf der allerersten Nummer war ...](/bild/artikel/normal/2022/bild1_erste_nummer_1950_ausschnitt_zeitungskopf_2022.jpg)
![1951 hieß es zur Begründung: „die Türme und die ...](/bild/artikel/normal/2022/bild3_zwei_wappen_links_und_rechts_2022.jpg)
![Zur gotischen Schrift kam 1955 die bis heute noch ...](/bild/artikel/normal/2022/bild4_gotische_schrift_und_neun_wappen_2022.jpg)
Aber zurück zum Zeitungskopf: Alle grafischen Elemente verschwanden wieder aus dem Titel, als die Siebenbürgische Zeitung ab Januar 1952 nicht mehr eigenständig, sondern als Sonderausgabe des Südost-Echos erschien. Es war die Weihnachtsausgabe von 1955, die dann die Wappen wieder auf die erste Seite zurückbrachte: Mit neun Schilden wurde die Leserschaft reich beschenkt. Hermannstadt (ganz links) und Kronstadt (ganz rechts) waren größer dargestellt als die anderen, am stärksten hervorgehoben wurde jedoch das Wappen der sächsischen Nation in der Mitte. Zu beachten ist hier die zeilenweise Anordnung der Burgen 2 : 3 : 2. Diese Aufteilung wurde Ende 1958 in 3 : 3 : 1 umgeändert, nachdem der Bundesvorsitzende Dr. Heinrich Zillich daran erinnert hatte, dass der Sachsentag am 1. Oktober 1933 das „Volkswappen der Siebenbürger Sachsen“ wie folgt festgelegt hatte: „In einem von Blau und Rot gespaltenen Schild sieben goldene türmchenartige Burgen in drei Reihen zu drei, drei und eins, so daß die mittleren Burgen auf der Spaltlinie stehen.“ Dieser Beschluss des Sachsentages sei für den Verband natürlich maßgebend und müsse befolgt werden.
![1958 erinnerte man sich daran, dass seit 1933 die ...](/bild/artikel/normal/2022/bild5_burgen_in_3_3_1_2022.jpg)
![Der Zeitungskopf von 1972 brachte optisch etwas ...](/bild/artikel/normal/2022/bild6_mehr_ordnung_2022.jpg)
![Dass 2010 zwei Wappen ihre Position tauschten, ...](/bild/artikel/normal/2022/bild7_in_farbe_2022.jpg)
Mühlbach: gekrönter Löwe
Reps: drei gezinnte und gekrönte Türme mit offenen Toren
Bistritz: gekröntes Straußenhaupt mit Hufeisen im Schnabel
Siebenbürger Sachsen: gelbe Burgen mit Reihung 3 : 3 : 1 auf blau-rotem Grund
Schäßburg: dreitürmige Burg mit offenem Tor und gekröntem Löwen, der Schwert in Pranken hält
Mediasch: rechte Hand, die Weinrebe hält
Sächsisch-Regen (Reen): vorne Lilie und hinten Stern, schräge Inschrift O.P.R. (Oppidum Privilegiatum Regum, also „privilegierter Marktflecken Regen“)
Kronstadt: Krone über Wurzel
![Seit 2022 das offizielle Verbandswappen ...](/bild/artikel/normal/2022/bild9_neues_wappen_2022.jpg)
Und weil man schon bei gestalterischen Fragen war, hat man auch gleich noch über die Frage befunden, ob das Wappen in der Mitte des Zeitungskopfes nicht etwas größer sein sollte als die umstehenden. So war es auch schon von 1955 bis 1971 der Fall. Der Vorschlag stieß auf mehrheitliche Zustimmung, denn somit hebt sich das Wappen des Verbandes stärker von den anderen Wappen, die ja historische Wappen von Städten und/oder Stühlen sind, ab.
![Obwohl altbekannt und äußerst beliebt, hat das ...](/bild/artikel/normal/2022/bild2_wappen_historisch_4c.jpg)
Heinrich Zillich mag recht gehabt haben, als er sagte, dass das Wappen mit den 3 : 3 : 1 geordneten Burgen vom fünften Sachsentag 1933 stammt. Es scheint sich jedoch vorerst nicht wirklich durchgesetzt zu haben. Ein Indiz dafür ist „Die Seite der Frau“, wo Ende 1957 die Farben aller wichtigen „Siebenbürger Wappen“ genannt werden, um den stickenden Frauen bei der Farbauswahl zu helfen. Das blau-rote Wappen mit den gelben Burgen (3 : 3 : 1) wird dort jedoch gar nicht erwähnt. Aus diesem Grund sah Zillich sich in der folgenden Ausgabe der Siebenbürgischen Zeitung gezwungen, auf den Beschluss des Sachsentages 1933 hinzuweisen. Und noch 1996 erkannte Dr. Günter von Hochmeister die Notwendigkeit, zu erwähnen: „Für Institutionen und Organisationen der großen Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen hingegen, kann als ‚richtiges‘ siebenbürgisch-sächsisches Wappen nur das bis heute verwendete Burgenwappen der Sächsischen Nationsuniversität, die sieben goldenen Burgen in einem blau-roten Schild, empfohlen werden. Das Zurückgreifen auf andere Wappenformen, die von den Siebenbürger Sachsen in vergangenen Jahrhunderten geführt worden sind, ist zwar zulässig, drückt aber stets eine (gewollte oder ungewollte) Abgrenzung aus.“
Ohne es mit Sicherheit sagen zu können, drängt sich doch der Verdacht auf, dass erst der zunehmende Gebrauch dieses Wappens durch den Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und seine Untergliederungen zur weitreichenden Verbreitung geführt hat. Das ehemalige „Volkswappen“ wurde durch die Verwendung als Verbandswappen zum modernen Wappen der Siebenbürger Sachsen schlechthin, eine erstaunliche Entwicklung.
Erwähnt sei an dieser Stelle, dass das Wappen seit zehn Jahren EU-weit als Marke des Verbandes geschützt ist. Um ein modernes und einheitliches Auftreten zu sichern, bitten wir alle Verantwortlichen in den Landes-, Kreis- und Kulturgruppen des Verbandes, die alten Vorlagen zu löschen und nur noch das Wappen zu verwenden, das auf der Homepage zum Download bereit steht:
www.siebenbuerger.de/verband/informationen/wappen.php
Dort finden Sie auch eine Handreichung mit weiteren Hinweisen zur korrekten Verwendung.
Dagmar Seck
Festabzeichen gesucht
Für das Archiv unseres Verbandes sowie für Dokumentationszwecke werden die noch fehlenden Festabzeichen der Heimattage der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl gesucht aus den Jahren: 1950-1952, 1954, 1956-1965, 1968-1969, 1971. Wer solche hat, sie uns in digitalisierter oder materieller Form übergeben kann oder auch nur zur digitalen Erfassung zur Verfügung stellt – er erhält sie umgehend zurück –, soll sich bitte melden bei: Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., Kulturreferat, Karlstraße 100, 80335 München, Telefon: (089) 23 66 09-24, Fax: (089) 23 66 09-15, E-Mail: kulturreferat[ät]siebenbuerger.deSchlagwörter: Verband, Siebenbürgische Zeitung, Geschichte, Wappen, Heraldik, Siebenbürgen, Ortschaften, Layout
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