2. November 2009
Eng verbunden mit der Geschichte der Landsmannschaft: Emmi und Hans Knall
Die Siebenbürgische Zeitung (Folge 11 vom 15. Juli 2009, Seite 13) hat bereits von dem äußerst seltenen Jubiläum einer Gnadenhochzeit berichtet, die das Ehepaar Emmi und Hans Knall am 23. Juli 2009 in Neubiberg feiern durfte, und das trotz hohen Alters bei einer bemerkenswerten körperlichen und geistigen Frische. Beide Eheleute gehören zu den Menschen, die in den Wirren nach Kriegsende bemüht waren, sich neben dem Kampf um das eigene Überleben auch für Belange ihrer siebenbürgischen Landsleute einzusetzen. Sie sind eng verbunden mit der Geschichte der Landsmannschaft. Keine Selbstverständlichkeit, weder damals noch heute. Verständlicherweise verringert sich die Anzahl der Zeitzeugen dieser ereignisreichen, ja dramatischen Nachkriegsjahre zusehends und deshalb ist es ein Anliegen dieses Berichtes, wenigstens einiges von den Geschehnissen und der Atmosphäre, in der diese abliefen, vor dem Vergessen zu bewahren.
Als sich Emmi Schön und Hans Knall am 23. Juli 1939 in der Mediascher Margarethen-Kirche das Jawort gaben, konnten sie nicht im Geringsten ahnen, welch schwere Prüfungen ihnen die nächsten Jahre auferlegen sollten.
Hans, am 6. Oktober 1912 in Schönberg geboren, kam an mehreren Frontabschnitten in verschiedenen Funktionen zum Einsatz, wurde bei Kämpfen im Don-Bogen verletzt und erlebte das Kriegsende in Ruhpolding. Ein von Mund zu Mund zirkulierendes Gerücht besagte damals, dass alle nach 1910 geborenen Männer von den Besatzern zu 20 Jahre Zwangsarbeit verurteilt würden. Um diese Bedrohung abzuwenden, änderte er handschriftlich sein Geburtsdatum im Eintragungsnachweis von 1912 auf 1908. Glücklicherweise war und blieb es ein Gerücht, kennzeichnet aber die Lage nicht nur in Bayern. Mit einigem Aufwand und der Hilfe eines befreundeten Juristen konnte diese Fälschung später rückgängig gemacht werden und blieb ohne Folgen. Im August 1945 wurde Hans von amerikanischen Polizisten verhaftet, er kam zuerst ins Gefängnis Traunstein, dann für kurze Zeit ins Lager Bad Aibling und zuletzt ins Lager Garmisch. Hier gelang es ihm jedoch, die Stelle eines Hilfskochs in der Kantine für die amerikanische Wachmannschaft zu ergattern, wodurch er selbst genügend zu essen hatte, ja sogar für Zimmerkameraden Essensreste organisieren konnte. Hier im Lager konnte Hans wichtige Kontakte zu Mitgefangenen knüpfen, die für ihn in späteren Jahren von großer Bedeutung sein sollten. Im September 1946 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen und lebte einige Zeit auf einem Bauernhof in Ruhpolding. Mit Hilfsarbeit auf dem Hof und dem Verkauf von Butter, besonders in München, konnte er seinen Lebensunterhalt einigermaßen gestalten. Wichtig für ihn war auch die Tatsache, dass er bei seinen Fahrten nach München Beziehungen und Kontakte zu Landsleuten, aber auch zu Behörden knüpfen konnte, um vor allem Informationen über das Schicksal seiner Frau zu sammeln.
Emmi, geborene Schön, erblickte am 7. September 1921 das Licht der Welt in Mediasch und wuchs hier in gut bürgerlichen Verhältnissen auf. Im Januar 1945 wurde sie zusammen mit tausenden Siebenbürger Sachsen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert und musste dort unter schlimmsten Entbehrungen – Hunger, Kälte, mangelhafte Hygieneverhältnisse – Schwerstarbeit leisten. Im April 1947 durfte sie die Sowjetunion verlassen und traf, vom erlittenen Martyrium gesundheitlich deutlich gezeichnet, mit einem größeren Transport in Frankfurt/Oder ein. Nach einer 14-tägigen Quarantäne und kurzem Lageraufenthalt bot sich ihr die Möglichkeit, auf einem Bauernhof zu arbeiten. Damit verbunden waren deutlich mehr Freiheit, besseres Essen und die Chance, Informationen von und über ihren Mann einzuholen. Mit Hilfe von Landsleuten, einer bezahlten Schlepperin und verständnisvollen Menschen gelang es Emmi, in einer dreitägigen abenteuerlichen Reise von Leipzig in der Sowjetischen Besatzungszone über die Britische in die Amerikanische Zone zu gelangen. Nach jahrelanger Trennung war das Ehepaar endlich wieder vereint und konnte von nun an das Leben gemeinsam gestalten. Gleich nach dem Krieg begannen in München weitsichtige und tatkräftige Menschen, zuerst im Rahmen des Roten Kreuzes und dann des Hilfskomitees, Möglichkeiten zu schaffen, um den durch Krieg, Gefangenschaft und Deportation versprengten Landsleuten eine Anlaufstelle und Ansprechpartner zu bieten. Das Bedürfnis nach Kontakten mit Landsleuten war riesengroß. In und um München hatten sich viele Siebenbürger niedergelassen, wenn manche auch oft unter recht ärmlichen Bedingungen lebten; als Beispiel hierfür sei die „Sachsenburg“ erwähnt, ein stark vernachlässigtes Haus, damals an der Inneren Prinzregentenstraße gelegen. Für einige Landsleute war es die einzige Bleibe, die sie hatten. Jedenfalls war der Ernst der Lage vielen bewusst. O-Ton des Ehepaares Knall: „Wir mussten uns zusammenschließen, um etwas zu erreichen. Es herrschte Aufbruchstimmung. Viele wollten mitmachen, helfen, etwas für die Gemeinschaft tun.“
Als selbständiger Vertreter für „fast alles“ war Hans Knall am 26. Juni 1949 einmal mehr in München und erfuhr so von Bekannten von der für den Abend anberaumten Gründungsversammlung des Verbandes der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben. Als Teilnehmer an der Versammlung besitzt er den Mitgliedsschein mit der Nr. 00040, der allerdings erst am 1. Mai 1955 ausgestellt wurde, als der Organisationsgrad der Landsmannschaft solche Maßnahmen ermöglichte. Ein weiterer Hinweis auf die prekären Startbedingungen des Verbandes, der heute wohl erwähnt werden darf, kann die Entlohnung des 1. Geschäftsführers Schönauer dienen; wegen des „kargen Lohns“ konnte er nur dank der Unterstützung durch seine Lebenspartnerin über die Runden kommen. Und trotzdem zeigte der Schlechtbezahlte vollen Einsatz. Umso bemerkenswerter bleibt bis heute die Tatsache, dass unter solch widrigen Bedingungen die Leitung der Landsmannschaft sich für essentielle Forderungen einsetzte und diese auch durchsetzen konnte: Erhalt und/oder Erlangen der deutschen Staatsbürgerschaft, Familienzusammenführung, Lastenausgleich, Rentenrechte sowie Hilfen vielfältiger Art und vieles mehr. Ergänzt wurden die Aktivitäten des Vorstandes durch den Einsatz vieler freiwilliger fleißiger Mitstreiter in verschiedenen Ortschaften. So hat sich das Ehepaar Knall aktiv an unzähligen landsmannschaftlichen Aktionen und Tätigkeiten beteiligt. Als selbständiger Vertreter mehrerer Firmen hat Hans mit einem alten Fahrrad, Ende der vierziger Jahre noch ein kleiner Luxus, weite Teile Bayerns bereist und neben der Erfüllung seiner beruflichen Aufgaben auch Namen und Anschriften von Landsleuten gesammelt und einen Großteil von ihnen für die Landsmannschaft gewinnen können. Außerdem hat er sowohl im Landesverband Bayern als auch im Kreisverband München mehrere ehrenamtliche Funktionen übernommen: Stellvertretender Vorsitzender im Kreisverband München und Rechnungsprüfer in Kreis und Land viele Wahlperioden lang. Für seine großen Verdienste wurde Hans Knall schon 1959 mit dem Goldenen Ehrenwappen ausgezeichnet. Frau Emmi Knall war von Beginn an im Münchner Frauenkreis tätig. Besuche bei kranken und bedürftigen Landsleuten, um Trost und Mut zu spenden, das Organisieren von Veranstaltungen und Feiern für Landsleute, vor allem aber für Kinder gehörten zum Aufgabenbereich dieses Kreises. Natürlich war das Geld knapp, dafür aber der Ideenreichtum und die Einsatzbereitschaft der Frauen umso größer; u. a. besserten Bittgänge um Spenden in Kaufhäusern wie Hertie, Karstadt und Eder die Kassenlage entscheidend auf. Im „Himmelreich“, d. h. in der Geschäftsstelle der Landsmannschaft, waren dann viele fleißige Frauenhände damit beschäftigt, Päckchen und sonstige Geschenke besonders für die Weihnachtsfeiern vorzuberei- ten. Ebenso halfen sie bei vielen administrativen Tätigkeiten mit, wie beim Aufkleben der Anschriften auf die Zeitungen. Frau Knall sagt über diese Zeit: „Et wor dierurt hiesch!“ Auch sie erhielt für ihre Verdienste das Goldene Ehrenwappen.
Als 1952 das erste Altenheim für Siebenbürger Sachsen in Rimsting erworben und ausgebaut wurde, gehörten beide Knalls lange Jahre dem Vorstand des Trägervereins „Stephan Ludwig Roth“ e.V. an, beide haben vor allem in den ersten Jahren einen hohen Beitrag zum Funktionieren dieser siebenbürgischen Institution erbracht und blieben jahrzehntelang dem Verein treu.
In der Zwischenzeit hatte sich auch die finanzielle Situation der Familie deutlich verbessert. Anstelle des alten Fahrrades stand nun ein Auto zur Verfügung. Es ermöglichte es dem Ehepaar auch am ersten Treffen in Dinkelsbühl teilzunehmen, weitere über 40 an der Zahl sollten diesem folgen. Auch heute noch geraten beide ins Schwärmen, wenn sie über die Atmosphäre der ersten Treffen berichten: Trotz oft sehr mühevoller Anreise war die Freude, ja Begeisterung der Teilnehmer über das Treffen mit Bekannten und Freunden riesengroß, das Aus- tauschen von Informationen aller Art ein Bedürfnis, genauso wie der Versuch, mit näheren Freunden intensiver und länger zusammen zu sein. Obwohl die Preise der 50er Jahre heute fast unglaublich niedrig erscheinen, waren sie damals für viele kaum erschwinglich, aber man sparte lieber an anderer Stelle und nahm am Sachsentreffen teil.
Es ist eine glückliche Fügung, dass beide Ehepartner gerne mit Menschen zusammen waren – und auch heute noch sind – und gerne feiern. Das ist auch ein Grund dafür, dass sie schon an den ersten Treffen in und um München teilnahmen. Einen besonderen Platz in ihren Erinnerungen nehmen die Schwarz-Weiß-Bälle ein. Nicht nur, dass sie selbst an vielen teilnahmen, sie ermöglichten sogar entfernt wohnenden Freunden die Teilnahme, indem sie diesen ihr Haus für Übernachtungen zur Verfügung stellten. Der Hausrekord steht bei zehn Gästen in einem Jahr. Dem geselligen Zuge des Ehepaares verdanken auch die Mediascher sehr viel. Erwähnt sei, dass es schon Ende der 40er Jahre einen bescheidenen Anlaufpunkt für Mediascher im noch stark zerstörten München bei Frau Tilla Rosenberger gab. Daraus entwickelten sich im Laufe der Jahre kleinere und größere Treffen in und um München, die letztendlich in den „Großen Treffen“ in Kufstein gipfelten. Hans Knall war schon bei Tilla Rosenberger ein gern gesehener Gast. Gemeinsam haben dann später Emmi und Hans Knall entscheidend bei dem Zustandekommen der weiteren Treffen mitgewirkt. Das gilt besonders für die Planung und Organisation der ersten Kufsteiner Treffen. Und im hohen Alter hat das Ehepaar auch an den Treffen in der Heimatstadt Mediasch in den Jahren 2003 2006 teilgenommen, die Strapazen der langen Reise nicht scheuend.
Der Erinnerungsschatz von Emmi und Hans Knall ist fast unerschöpflich, vielleicht gibt es deshalb noch eine Fortsetzung. Beide Unterzeichner dieses Beitrages bedanken sich sehr herzlich für die äußerst interessanten Gespräche und die Atmosphäre, in der diese geführt wurden, und wünschen, wenn auch mit Verspätung, den Jubilaren alles erdenklich Gute zum 88. bzw. 97. Geburtstag.
Hans, am 6. Oktober 1912 in Schönberg geboren, kam an mehreren Frontabschnitten in verschiedenen Funktionen zum Einsatz, wurde bei Kämpfen im Don-Bogen verletzt und erlebte das Kriegsende in Ruhpolding. Ein von Mund zu Mund zirkulierendes Gerücht besagte damals, dass alle nach 1910 geborenen Männer von den Besatzern zu 20 Jahre Zwangsarbeit verurteilt würden. Um diese Bedrohung abzuwenden, änderte er handschriftlich sein Geburtsdatum im Eintragungsnachweis von 1912 auf 1908. Glücklicherweise war und blieb es ein Gerücht, kennzeichnet aber die Lage nicht nur in Bayern. Mit einigem Aufwand und der Hilfe eines befreundeten Juristen konnte diese Fälschung später rückgängig gemacht werden und blieb ohne Folgen. Im August 1945 wurde Hans von amerikanischen Polizisten verhaftet, er kam zuerst ins Gefängnis Traunstein, dann für kurze Zeit ins Lager Bad Aibling und zuletzt ins Lager Garmisch. Hier gelang es ihm jedoch, die Stelle eines Hilfskochs in der Kantine für die amerikanische Wachmannschaft zu ergattern, wodurch er selbst genügend zu essen hatte, ja sogar für Zimmerkameraden Essensreste organisieren konnte. Hier im Lager konnte Hans wichtige Kontakte zu Mitgefangenen knüpfen, die für ihn in späteren Jahren von großer Bedeutung sein sollten. Im September 1946 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen und lebte einige Zeit auf einem Bauernhof in Ruhpolding. Mit Hilfsarbeit auf dem Hof und dem Verkauf von Butter, besonders in München, konnte er seinen Lebensunterhalt einigermaßen gestalten. Wichtig für ihn war auch die Tatsache, dass er bei seinen Fahrten nach München Beziehungen und Kontakte zu Landsleuten, aber auch zu Behörden knüpfen konnte, um vor allem Informationen über das Schicksal seiner Frau zu sammeln.
Emmi, geborene Schön, erblickte am 7. September 1921 das Licht der Welt in Mediasch und wuchs hier in gut bürgerlichen Verhältnissen auf. Im Januar 1945 wurde sie zusammen mit tausenden Siebenbürger Sachsen zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion deportiert und musste dort unter schlimmsten Entbehrungen – Hunger, Kälte, mangelhafte Hygieneverhältnisse – Schwerstarbeit leisten. Im April 1947 durfte sie die Sowjetunion verlassen und traf, vom erlittenen Martyrium gesundheitlich deutlich gezeichnet, mit einem größeren Transport in Frankfurt/Oder ein. Nach einer 14-tägigen Quarantäne und kurzem Lageraufenthalt bot sich ihr die Möglichkeit, auf einem Bauernhof zu arbeiten. Damit verbunden waren deutlich mehr Freiheit, besseres Essen und die Chance, Informationen von und über ihren Mann einzuholen. Mit Hilfe von Landsleuten, einer bezahlten Schlepperin und verständnisvollen Menschen gelang es Emmi, in einer dreitägigen abenteuerlichen Reise von Leipzig in der Sowjetischen Besatzungszone über die Britische in die Amerikanische Zone zu gelangen. Nach jahrelanger Trennung war das Ehepaar endlich wieder vereint und konnte von nun an das Leben gemeinsam gestalten. Gleich nach dem Krieg begannen in München weitsichtige und tatkräftige Menschen, zuerst im Rahmen des Roten Kreuzes und dann des Hilfskomitees, Möglichkeiten zu schaffen, um den durch Krieg, Gefangenschaft und Deportation versprengten Landsleuten eine Anlaufstelle und Ansprechpartner zu bieten. Das Bedürfnis nach Kontakten mit Landsleuten war riesengroß. In und um München hatten sich viele Siebenbürger niedergelassen, wenn manche auch oft unter recht ärmlichen Bedingungen lebten; als Beispiel hierfür sei die „Sachsenburg“ erwähnt, ein stark vernachlässigtes Haus, damals an der Inneren Prinzregentenstraße gelegen. Für einige Landsleute war es die einzige Bleibe, die sie hatten. Jedenfalls war der Ernst der Lage vielen bewusst. O-Ton des Ehepaares Knall: „Wir mussten uns zusammenschließen, um etwas zu erreichen. Es herrschte Aufbruchstimmung. Viele wollten mitmachen, helfen, etwas für die Gemeinschaft tun.“
Als selbständiger Vertreter für „fast alles“ war Hans Knall am 26. Juni 1949 einmal mehr in München und erfuhr so von Bekannten von der für den Abend anberaumten Gründungsversammlung des Verbandes der Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben. Als Teilnehmer an der Versammlung besitzt er den Mitgliedsschein mit der Nr. 00040, der allerdings erst am 1. Mai 1955 ausgestellt wurde, als der Organisationsgrad der Landsmannschaft solche Maßnahmen ermöglichte. Ein weiterer Hinweis auf die prekären Startbedingungen des Verbandes, der heute wohl erwähnt werden darf, kann die Entlohnung des 1. Geschäftsführers Schönauer dienen; wegen des „kargen Lohns“ konnte er nur dank der Unterstützung durch seine Lebenspartnerin über die Runden kommen. Und trotzdem zeigte der Schlechtbezahlte vollen Einsatz. Umso bemerkenswerter bleibt bis heute die Tatsache, dass unter solch widrigen Bedingungen die Leitung der Landsmannschaft sich für essentielle Forderungen einsetzte und diese auch durchsetzen konnte: Erhalt und/oder Erlangen der deutschen Staatsbürgerschaft, Familienzusammenführung, Lastenausgleich, Rentenrechte sowie Hilfen vielfältiger Art und vieles mehr. Ergänzt wurden die Aktivitäten des Vorstandes durch den Einsatz vieler freiwilliger fleißiger Mitstreiter in verschiedenen Ortschaften. So hat sich das Ehepaar Knall aktiv an unzähligen landsmannschaftlichen Aktionen und Tätigkeiten beteiligt. Als selbständiger Vertreter mehrerer Firmen hat Hans mit einem alten Fahrrad, Ende der vierziger Jahre noch ein kleiner Luxus, weite Teile Bayerns bereist und neben der Erfüllung seiner beruflichen Aufgaben auch Namen und Anschriften von Landsleuten gesammelt und einen Großteil von ihnen für die Landsmannschaft gewinnen können. Außerdem hat er sowohl im Landesverband Bayern als auch im Kreisverband München mehrere ehrenamtliche Funktionen übernommen: Stellvertretender Vorsitzender im Kreisverband München und Rechnungsprüfer in Kreis und Land viele Wahlperioden lang. Für seine großen Verdienste wurde Hans Knall schon 1959 mit dem Goldenen Ehrenwappen ausgezeichnet. Frau Emmi Knall war von Beginn an im Münchner Frauenkreis tätig. Besuche bei kranken und bedürftigen Landsleuten, um Trost und Mut zu spenden, das Organisieren von Veranstaltungen und Feiern für Landsleute, vor allem aber für Kinder gehörten zum Aufgabenbereich dieses Kreises. Natürlich war das Geld knapp, dafür aber der Ideenreichtum und die Einsatzbereitschaft der Frauen umso größer; u. a. besserten Bittgänge um Spenden in Kaufhäusern wie Hertie, Karstadt und Eder die Kassenlage entscheidend auf. Im „Himmelreich“, d. h. in der Geschäftsstelle der Landsmannschaft, waren dann viele fleißige Frauenhände damit beschäftigt, Päckchen und sonstige Geschenke besonders für die Weihnachtsfeiern vorzuberei- ten. Ebenso halfen sie bei vielen administrativen Tätigkeiten mit, wie beim Aufkleben der Anschriften auf die Zeitungen. Frau Knall sagt über diese Zeit: „Et wor dierurt hiesch!“ Auch sie erhielt für ihre Verdienste das Goldene Ehrenwappen.
Als 1952 das erste Altenheim für Siebenbürger Sachsen in Rimsting erworben und ausgebaut wurde, gehörten beide Knalls lange Jahre dem Vorstand des Trägervereins „Stephan Ludwig Roth“ e.V. an, beide haben vor allem in den ersten Jahren einen hohen Beitrag zum Funktionieren dieser siebenbürgischen Institution erbracht und blieben jahrzehntelang dem Verein treu.
In der Zwischenzeit hatte sich auch die finanzielle Situation der Familie deutlich verbessert. Anstelle des alten Fahrrades stand nun ein Auto zur Verfügung. Es ermöglichte es dem Ehepaar auch am ersten Treffen in Dinkelsbühl teilzunehmen, weitere über 40 an der Zahl sollten diesem folgen. Auch heute noch geraten beide ins Schwärmen, wenn sie über die Atmosphäre der ersten Treffen berichten: Trotz oft sehr mühevoller Anreise war die Freude, ja Begeisterung der Teilnehmer über das Treffen mit Bekannten und Freunden riesengroß, das Aus- tauschen von Informationen aller Art ein Bedürfnis, genauso wie der Versuch, mit näheren Freunden intensiver und länger zusammen zu sein. Obwohl die Preise der 50er Jahre heute fast unglaublich niedrig erscheinen, waren sie damals für viele kaum erschwinglich, aber man sparte lieber an anderer Stelle und nahm am Sachsentreffen teil.
Es ist eine glückliche Fügung, dass beide Ehepartner gerne mit Menschen zusammen waren – und auch heute noch sind – und gerne feiern. Das ist auch ein Grund dafür, dass sie schon an den ersten Treffen in und um München teilnahmen. Einen besonderen Platz in ihren Erinnerungen nehmen die Schwarz-Weiß-Bälle ein. Nicht nur, dass sie selbst an vielen teilnahmen, sie ermöglichten sogar entfernt wohnenden Freunden die Teilnahme, indem sie diesen ihr Haus für Übernachtungen zur Verfügung stellten. Der Hausrekord steht bei zehn Gästen in einem Jahr. Dem geselligen Zuge des Ehepaares verdanken auch die Mediascher sehr viel. Erwähnt sei, dass es schon Ende der 40er Jahre einen bescheidenen Anlaufpunkt für Mediascher im noch stark zerstörten München bei Frau Tilla Rosenberger gab. Daraus entwickelten sich im Laufe der Jahre kleinere und größere Treffen in und um München, die letztendlich in den „Großen Treffen“ in Kufstein gipfelten. Hans Knall war schon bei Tilla Rosenberger ein gern gesehener Gast. Gemeinsam haben dann später Emmi und Hans Knall entscheidend bei dem Zustandekommen der weiteren Treffen mitgewirkt. Das gilt besonders für die Planung und Organisation der ersten Kufsteiner Treffen. Und im hohen Alter hat das Ehepaar auch an den Treffen in der Heimatstadt Mediasch in den Jahren 2003 2006 teilgenommen, die Strapazen der langen Reise nicht scheuend.
Der Erinnerungsschatz von Emmi und Hans Knall ist fast unerschöpflich, vielleicht gibt es deshalb noch eine Fortsetzung. Beide Unterzeichner dieses Beitrages bedanken sich sehr herzlich für die äußerst interessanten Gespräche und die Atmosphäre, in der diese geführt wurden, und wünschen, wenn auch mit Verspätung, den Jubilaren alles erdenklich Gute zum 88. bzw. 97. Geburtstag.
Heidemarie Weber und Otto Deppner
Schlagwörter: Porträt, Verband, München, Ehepaar
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