31. Juli 2023
"Ein gutes Jahr für unsere Störche": Erlebnisse und Ergebnisse der Storchzählung 2023 im Kreis Hermannstadt
Die Ergebnisse der diesjährigen Storchzählung im Kreis Hermannstadt sind hervorragend. Das wichtigste Ergebnis ist dabei nicht die Anzahl der Nester (294, also 56 mehr als im Vorjahr) oder die Anzahl der gezählten Jungstörche (848, ganze 202 mehr als im Vorjahr) sondern die Anzahl der großgezogenen Jungstörche bezogen auf erfolgreich brütende Paare. Und die ist in diesem Jahr 3,39 Jungstörche pro erfolgreich brütendem Paar. Das ist eines der besten Ergebnisse der seit 1988 laufenden Zählung und bedeutet, dass der Nachwuchs der Störche auch für die nächsten Jahre gesichert ist. Friedrich Phillipi (Hermannstadt) berichtet zusammen mit seinem aus Reutlingen angereisten Enkelsohn Andreas Zeck.
![Nach Jahren wieder ein Horst mit sechs ...](/bild/artikel/normal/2023/1_storchzaehung_rothberg.jpg)
So begann am 24. Juni unsere diesjährige Storchzählung. Und schon am gleichen Tag machten wir uns mit Andreas und seiner Mutter Anne auf, um die Störche im Unteren Harbachtal bis Fofeldea zu zählen.
Der Horst mit sechs Jungstörchen in Rothberg: „Am Samstag wollten ich und mein Opa die Störche im unteren Haarbachtal zählen. Nachdem wir in Thalheim gezählt hatten, waren wir in Rothberg und standen mit dem Spektiv vor der alten Schule. Es war klar: Vier Junge waren auf jeden Fall im Horst. Doch dann: plötzlich stand einer der Jungen auf und gab die Sicht auf zwei weitere Junge frei, die wir davor nicht gesehen hatten. Also endlich einmal ein Horst mit 6 Jungstörchen!“
![Großau: Miruna Gritu, Anselm Ewert und Friedrich ...](/bild/artikel/normal/2023/2_storchzaehlung.jpg)
Für den Sonntag hatten wir uns in Absprache mit Dr. Miruna Gritu nach dem Gottesdienstbesuch in der Stadtpfarrkirche in Hermannstadt die Storchzählung in Großau und Umgebung vorgenommen. Frau Gritu, die Betreuerin der Storchenpflegestation, begrüßte uns mit der erfreulichen Meldung, dass es in diesem Jahr in Großau 62 Horste gäbe, also 15 mehr als im Vorjahr. Daher teilten wir uns die Arbeit: Während sie zu Fuß oder per Auto sich von einem Storchennest zum anderen bewegte, zählten wir vom Kirchturm aus per Spektiv die Jungenzahl jedes Nestes unter dem sie sich gerade aufhielt. Per Telefon waren wir ständig in Verbindung und füllten so die vorgefertigte Liste der Nester gemeinsam aus. Das Ergebnis war ein Rekord für Großau mit 55 erfolgreichen Brutpaaren und zusammen 186 Jungstörchen!
![In Großau werden die Daten der Storchzählung ...](/bild/artikel/normal/2023/3_storchzaehlung_datenabgleich.jpg)
![Storchzählung 2023: Konsulin Kerstin Ursula Jahn ...](/bild/artikel/normal/2023/4_storchzaehlung_2023.jpg)
Auch in den folgenden Tagen verlief die Zählung in je einer bestimmten Gegend des Kreises nach Plan und zum Teil mit sehr interessierter Begleitung.
Am Montag zählten wir die Störche im oberen Harbachtal von Retersdorf bis Leschkirch und allen anderen Dörfern rechts und links der Hauptstraße. Ab Leschkirch begleitete uns bis Kirchberg Wolfgang Köber und sein Sohn Max (5. Klasse) mit seiner Drohne. Das war uns nicht nur zeitlich eine große Hilfe!
Drohne im Einsatz: „Montags waren wir im Oberen Harbachtal. Diese Tour war eine der längsten Touren, die wir zu zählen hatten. Doch diesmal hatten wir Unterstützung von Max Köber und seinem Vater und deren Drohne, mithilfe deren wir einen besseren Einblick in die Horste hatten. Wenn die Drohne eingesetzt werden sollte, mussten wir nur die Dachluke öffnen, die Drohne auf das Dach setzen und einen Knopf auf der Armatur einer Konsole betätigen und schon flog sie in die Luft. Mithilfe einer Kamera in der Drohne konnten wir sehen, wie viele Jungen in dem Horst waren. Meist sah die Drohne ein Junges mehr als wir mit unseren Feldstechern.“
![Storchzählung 2023: Konsulin Kerstin Ursula Jahn ...](/bild/artikel/normal/2023/5_storchzaehlung.jpg)
Während Anselm und Matthias am Dienstag die Zählung in der Mediascher Gegend übernahmen, nutzten wir mit Andreas noch den Vormittag, um in den Orten der Hermannstädter Senke von Schellenberg bis Talmesch die Jungstörche zu zählen. Andreas (5. Klasse) hatte nur zwei Schultage frei bekommen und musste am Nachmittag wieder abfliegen.
Der Storch und der Fisch: „Es war schon der letzte Tag meines Aufenthalts in Hermannstadt und heute wollten wir uns noch in Richtung Talmesch aufmachen. Nachdem wir den letzten Horst in Talmesch gezählt hatten und nun über die Zibinsbrücke wieder in Richtung Hermannstadt fuhren, sahen wir an der Stelle, wo ein Bächlein in den Zibin mündet, einen Storch, der nach einem Fisch jagte. Im flachen Uferbereich ging er zuerst flügelschlagend einige Schritte vorwärts und schnappte sich dann einen der aufgescheuchten Fische. Er schmiss ihn einmal hoch und noch einmal. Nachdem er den Fisch drei Mal hochgeworfen hatte, lag die übriggebliebene Hälfte endlich in der richtigen Richtung in seinem Schnabel und er flog zu seinen Jungen im nahen Nest.“
![Venetia de Jos: Storch am Wasser, 2019. Foto: ...](/bild/artikel/normal/2023/6_storchzaehlung_venetia-de-jos.jpg)
Der Donnerstag als letzter Tag der Storchzählung brachte dann doch noch eine Überraschung. Wir wussten schon vorher, dass einer der Störche des Nestes mit vier Jungen auf dem Schornstein in der Unterstadt beringt ist. Durch Claudia Kozocsa, die uns regelmäßig von diesem Nest berichtet und auch Bilder zuschickt (siehe Hermannstädter Zeitung vom 16.06.2023), hatten wir Zutritt zu ihrem Arbeitsplatz. Von dort aus konnten Anselm und Matthias trotz etwas zu großer Entfernung die Zahlen von dem weißen Ring per Spektiv ablesen. Eine Nachfrage beim Vogelschutzverein Milvus aus Neumarkt am Mieresch ergab dann nach einigen Stunden, dass dieser Storch vor zwei Jahren im Dorfe Gruișor (Kisgörgény) südlich von Neumarkt (Tg. Mureș) als Nestling beringt wurde. Dass er (oder sie?) nun schon als Zweijähriger hier bei uns mitten in Hermannstadt 85 km von seinem Geburtsort gleich vier Jungen großziehen konnte, ist wohl auch etwas Besonderes.
![Abgerutschter Horst in Marpod. Drohnenfoto: Max ...](/bild/artikel/normal/2023/7_marpod_abgerutschter-horst.jpg)
Aber jetzt doch auch die Ergebnisse der diesjährigen Zählung im Kreis Hermannstadt. Das wichtigste Ergebnis ist dabei nicht die Anzahl der Nester (294, 56 mehr als im Vorjahr) oder die Anzahl der gezählten Jungstörche (848, 202 mehr als im Vorjahr), sondern die Anzahl der großgezogenen Jungstörche bezogen auf erfolgreich brütende Paare! Und die ist in diesem Jahr 3,39 Jungstörche pro erfolgreich brütendem Paar. Das ist eines der besten Ergebnisse der seit 1988 laufenden Zählung und bedeutet, dass der Nachwuchs der Störche auch für die nächsten Jahre gesichert ist. Wir konnten in diesem Jahr in 18 Ortschaften neue zusätzliche Nester finden, die Ortschaften Martinsdorf, Hamlesch und Mag kamen dazu. Fast 83% der Horste befinden sich inzwischen auf elektrischen Masten, aber von den 243 Masthorsten haben nur 43 eine Nisthilfe (Untersatz), davon 25 in Großau. Da besteht großer Nachholbedarf von Seiten des Stromversorgungs-Unternehmens!
![Störche in Kastenholz am 24. Juni 2023. Foto: ...](/bild/artikel/normal/2023/8_kastenholz.jpg)
Alles in Allem ein gutes Jahr für unsere Störche!
Andreas Zeck (Reutlingen) und Friedrich Philippi (Hermannstadt)
Schlagwörter: Storchzählung, Naturschutz, Hermannstadt
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