28. Mai 2024

Da lacht das Herz: Siebenbürgisch-sächsisches Theater begeistert beim Heimattag in Dinkelsbühl

Vor zahlreichem Publikum am Pfingstsamstag, dem 18. Mai, im Großen Schrannensaal in Dinkelsbühl auftreten zu dürfen: Das war der Grund zu großer Freude, sicher auch einer nicht geringen Portion Lampenfieber, bei den Chören, Tanz- und Theatergruppen aus den Kreisgruppen Wiehl-Bielstein und Drabenderhöhe, die als Vertreter des Landes Nordrhein-Westfalen die Brauchtumsveranstaltung beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen 2024 in Dinkelsbühl gestaltet haben.
Theatergruppe Wiehl-Bielstein und Drabenderhöhe ...
Theatergruppe Wiehl-Bielstein und Drabenderhöhe begeisterte mit dem Stück „Et wor emol en reklich Med“. Foto: Gudrun Binder
Eine Art „Generalprobe“ bei einer vorausgegangenen Aufführung vor zahlenmäßig geringerem Publikum in Drabenderhöhe war am 28. April äußerst erfolgreich verlaufen. Einen ausführlichen Bericht darüber von der Kreisgruppe Wiehl-Bielstein – er enthält auch die Namen der mitwirkenden Personen – findet man auf Seite 27 dieser Zeitung (siehe auch SbZ Online vom 28. Mai 2024). Die Aufführung in Dinkelsbühl, das kann man vorwegnehmend sagen, hat allen Zuschauern ebenfalls sehr viel Freude bereitet.

Aufgeführt wurde das Stück von Frida Binder-Radler „Et wor emol en reklich Med. Bauernschwank in drei Aufzügen nach der Sage ,Das Mädchen von Schellenberg‘ aus der Sammlung ,Siebenbürgische Sagen‘ von Dr. Fr. Müller“, herausgegeben von Wolfgang Binder, Augsburg 2001.

Zur Autorin heißt es im Theaterzettel: „Frida Binder-Radler, die Verfasserin des Theaterstückes, wurde 1908 in Elisabethstadt geboren. Sie lebte und wirkte in Siebenbürgen, wo sie 1986 in Hermannstadt verstarb. Sie war Lehrerin, bildende Künstlerin, Schriftstellerin und Mundartautorin und schrieb Gedichte, Lieder, Novellen und Aphorismen. Außerdem sammelte sie Sagen und Volkserzählungen aus dem Kaltbachtal, die sie teilweise für die Laienbühne szenisch bearbeitete.“ Und weiter, auf das Stück bezogen, heißt es: „Die Handlung könnte … in jeder Gemeinde Siebenbürgens spielen.“

Zur Schau gebracht wird Letzteres durch das riesige Bühnenbild, das den Blick gleich zu Beginn gefangen nimmt: Es zeigt in fotografischer Genauigkeit ein stattliches Bauernhaus mit der Längsseite zur Straße und daneben den Einblick in ein heimeliges Gässchen. Diese Bilder gibt es in jedem siebenbürgischen Dorf. Genauso wie die Bank vor dem Haus – und die Menschen, die darauf sitzen oder daran vorbeigehen. Genauso haben sie auch gedacht und in – teils vorgeprägten – Wendungen geredet. Da wird viel Erinnerung wach.

Aber nicht nur Vergangenes wird lebendig: Die Liedzeile „Et wor emol en reklich Med“ (Ernst Thullner) ist ein Stück Gegenwart: Jeder kennt sie und den Verlauf der Geschichte von der „Bekehrung“ der allzu Stolzen, wie auch die Melodie (Hermann Kirchner) und den zugehörigen Tanz, mit dem auch die Aufführung in Dinkelsbühl naheliegender Weise begann.

Dass die Regie (Brigitte Opatzki, Gerda Gusbeth, Enni Janesch) auf den Vorhang zwischen den Aufzügen verzichtete, verlieh der Handlung mehr Geschlossenheit und zügigen Verlauf. Der Sologesang von Jana Kessmann wird jedem, der dabei war, unvergesslich bleiben.

Unvergesslich bleiben auch die vielen jungen Gesichter unter den Darbietenden. Dass einige von ihnen bei dieser Gelegenheit den siebenbürgisch-sächsischen Dialekt überhaupt erst gelernt haben, eröffnet eine ganz andere Sicht auf Tradition: Tradition nämlich nicht nur als Information über Vergangenes, sondern Tradition als Neuerleben des Vergangenen.

Da lacht nicht nur der Mund, da lacht auch das Herz.

Macht weiter so! Das meinte sinngemäß auch Rainer Lehni, Bundes- und Landesvorsitzender NRW, in seinem Dankeswort.

Bernddieter Schobel

Schlagwörter: Heimattag 2024, Brauchtumsveranstaltung, Mundart, Theater

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