30. Mai 2024

Nachruf auf Mathias Möss: Ein Leben im Zeichen der Gemeinschaft

Der langjährige Vorsitzende der Kreisgruppe Waldkraiburg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, Mathias Möss, ist am 8. Mai 2024 in Mühldorf am Inn verstorben. Mit ihm verliert die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen und der Landler einen über Jahrzehnte und unter verschiedenen Rahmenbedingungen stets im Sinne seiner Gemeinschaft aktiv wirkenden Landsmann.
Mathias Möss (1930-2024) ...
Mathias Möss (1930-2024)
Mathias Möss wurde am 23. August 1930 in Neppendorf als Sohn einer Landlerfamilie geboren. Nach Beendigung der Grundschule seines Heimatortes Neppendorf besuchte er vier Jahre das Gymnasium in Hermannstadt und drei Jahre das Theologische Landeskirchliche Seminar. Seine eigentliche Berufung fand er in der Pädagogischen Schule in Schäßburg, die er mit dem Lehrerdiplom erfolgreich abschloss. Mit Herz und Seele verfolgte er danach den Beruf des Lehrers und des Pädagogen. Von 1949-1960 war er zunächst als Lehrer und dann die letzten fünf Jahre als Schuldirektor an der Neppendorfer Allgemeinschule tätig. Sein Ziel als Schulleiter war stets „die Besetzung der Schulfächer mit gut ausgebildeten und engagierten Lehrkräften, was das Ansehen der Schule förderte“, wie in der Neppendorfer Chronik „Wurzeln, Wege, Wandlungen und Wahrzeichen“ hervorgehoben wird. Diesem Ziel blieb er auch in den folgenden Jahren seiner beruflichen Tätigkeit treu. Von 1960-1969 war er Schulrat in Hermannstadt und nach der Gebietsreform Kreisschulinspektor für den ­gesamten Kreis Hermannstadt. Die Stärkung des deutschsprachigen Schulwesens, für das er sich auch in einem politischen System einsetzte, welches diesem Ansinnen nicht immer positiv gegenüberstand, war fortan eines seiner wesentlichen Anliegen. Er absolvierte nach seiner Lehrerausbildung zusätzlich im Fernstudium das Pädagogische Institut in Klausenburg, Fachrichtung Geschichte und Geographie, um anschließend sein Geschichtsstudium an der Babeș-Bolyai-Universität in Klausenburg zu vervollständigen.

„Ich rechne es ihm besonders hoch an, dass er oft in gemischtsprachigen Gemeinden, wo deutsche Kinder gezwungen werden sollten, rumänische Schulklassen zu besuchen, es durchgesetzt hat, dass diese Kinder weiter in ihrer Muttersprache unterrichtet werden konnten“, schrieb Karl Gustav Reich über das Lebenswerk von Mathias Möss. An der Allgemeinschule Nr. 2 in Hermannstadt war er acht Jahre lang (1970-1978) Direktor und die nächsten zwei Jahre Direktor des Brukenthal-Gymnasiums. Diese zwei Jahre stellten für ihn eine besondere Herausforderung und einen Höhepunkt dar. Es galt, die Sechshundert-Jahrfeier dieser altehrwürdigen Bildungsanstalt vorzubereiten (u.a. Sanierung des Schulgebäudes, Restaurierung der Aula, Vorbereitung der Feierlichkeiten). Weitere Informationen dazu findet man in der 2005 erschienenen Chronik „Eine Pflanzstätte des Gemeinwesens, Brukenthalschule in Hermannstadt 1380-2005“.

In dieser Zeit durfte ich, als junger Schüler des „Lyzeums für Mathematik und Physik Nr. 1 in Hermannstadt“, wie unsere Brukenthalschule damals hieß, Mathias Möss als unseren „Direx“ (Direktor) kennen (und dann auch schätzen) lernen. Den ersten Kontakt sollte ich noch vor Beginn des Schuljahres, gleich nach Bestehen der damals so gefürchteten „Aufnahmeprüfung“, erleben: Als wir, künftige Brukenthaler, mit der Nachricht, wir hätten bestanden und seien nun Mitglieder dieser hoch geschätzten Bildungseinrichtung, auch die Mitteilung erhielten, zuerst für mehrere Wochen Baustellenarbeit an dem damals im Bau befindlichen Staudamms in Gura Râului verpflichtet zu sein, dauerte der Schreck und die Schockstarre dank unseres Direx Mathias Möss zum Glück nur zwei Tage: Unser Direx (das schreibe ich voller Anerkennung!) hatte es geschafft, die Parteileitung in Hermannstadt davon zu überzeugen, dass gerade unser „Lyzeum“ als ganz besondere Bildungsanstalt auch eine kulturelle Verpflichtung zu erfüllen habe und wir, die Schüler „seiner“ Schule, uns doch lieber in kulturellen Betätigungen üben sollten, und deswegen Chor und Blasia sich nicht auf der Baustelle beim Graben und Zementschleppen, sondern in der Kultur gewidmeten „Schullagern“ auf das kommende Schuljahr vorbereiten sollten.

Was folgte, war die mit einem mehrwöchigen Aufenthalt unserer Kulturgruppen in einem wunderschönen Übungslager an der Donau bei Turnu Severin beginnende vierjährige Schulzeit an unserer Brukenthalschule, für deren ganz besonderen Charakter als „Lebensschule“ unser Direktor Mathias Möss und das gesamte Lehrerkollegium prägend verantwortlich waren.

Nach Eheschließung mit seiner Lehrerkollegin Anna Maurer waren dem Ehepaar Möss zwei Kinder beschert: Tochter Roswitha und der viel zu früh vorverstorbene Sohn Heinz. Als Tochter Roswitha aber 1980 nach einer Besuchsreise in Deutschland blieb, wurde der Vater seines Amtes enthoben. Nach Stellung des Ausreiseantrages zur Tochter im Jahre 1981, wurden er und seine Frau aus dem Lehramt entlassen und der Sohn von der Hochschule exmatrikuliert. Für die Familie war es eine harte Zeit, bis ihr 1982 die Ausreise in die Bundesrepublik gelang.

In der neuen Heimat führte der Weg der Familie nach Waldkraiburg in Oberbayern. Ab 1983 arbeitete Mathias Möss als Lehrer für evangelische Religion und Geschichte am Aventinus-Gymnasium in Burghausen und an der Diesel-Mittelschule in Waldkraiburg. Neben dem Beruf des Lehrers widmete er sich fortan einer Vielzahl von Ehrenämtern. So war er ab 1983 Aussiedlerbetreuer in Waldkraiburg, Stadtpflegepate, Mitglied im Sicherheitsbeirat seiner Heimatstadt, Nachbarschaftsverantwortlicher innerhalb der Kreisgruppe, Mitglied der Neppendorfer und der Hermannstädter Heimatortsgemeinschaften. Von 1992 bis 2001 war er Vorsitzender der Kreisgruppe Waldkraiburg und auch aktives Chormitglied. Das wichtige Amt des Vorsitzenden der Union der Vertriebenen in Oberbayern hatte er von 1984-1998 inne. Seit 1984 zählt er zu den Mitgliedern des Ortsverbandes der CSU in Waldkraiburg.

Für sein ehrenamtliches Engagement wurde er vielfach geehrt. Die bayerische Landesregierung verlieh ihm die Ehrenamtskarte, der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland zeichnete ihn mit dem Goldenen Ehrenwappen aus und die Kreisgruppe Waldkraiburg wählte ihn zum Ehrenvorsitzenden.

Mathias Möss war nicht nur im Kreise seiner Landsleute und Freunde anerkannt und beliebt, auch in seiner neuen Heimat, der Bundesrepublik Deutschland, erwarb er sich durch sein engagiertes Wirken hohes Ansehens und große Wertschätzung.

Ich verliere mit Mathias Möss einen guten Freund und geschätzten Berater. Meine Gedanken sind bei seiner Familie, der ich in dieser schweren Zeit viel Kraft wünsche. Wir werden Mathias Möss ein ehrendes Andenken bewahren.

Dr. Bernd Fabritius, MdB a.D.
Präsident des Bundes der Vertriebenen
Ehrenvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen

Schlagwörter: Verbandsleben, Nachruf, Pädagoge, Hermannstadt, Waldkraiburg

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