28. Januar 2012
Jung, schnell, hochbegabt
Innerhalb von nur einem Jahr erhält der Fotograf der Hermannstädter Zeitung Sebastian Marcovici drei Goldmedaillen.
„Stellen Sie sich doch dazu, Herr Präsident, damit wir auch einen Bartlosen auf dem Bild haben!“ Mit einem herzhaften Lachen kam Staatspräsident Băsescu der Aufforderung eines der zum Gruppenbild aufgestellten Bischöfe nach. Das auf den Treppen der Dreifaltigkeitskirche in der Fleischergasse aufgenommene Foto war am 29. Oktober 2011 nach den gut vierstündigen Feierlichkeiten der Heiligsprechung des ehemaligen Metropoliten Andrei Șaguna in Hermannstadt entstanden. Eigentlich hatte Fotograf Sebastian Marcovici geplant, den Präsidenten beim Verlassen der Kathedrale aufzunehmen, sah sich dann aber plötzlich einer Gruppe von geistlichen Würdenträgern gegenüber, die sich um das Bild des eben heiliggesprochenen Andrei Șaguna zum Erinnerungsfoto geschart hatten (sogar der Papst und Patriarch von Alexandria und Ganz Afrika, Theodoros II., war mit einer Sondermaschine herbeigeeilt – zusammen mit dem rumänischen Patriarch Daniel und auch – etwas makaber – dem Kopfreliquiar des hl. Andreas im Gepäck). In diesem Augenblick drängte auch Präsident Băsescu mit seinen Leibwächtern und Mitgliedern seiner Demokratisch-Liberalen Partei (PDL) zum Ausgang. Das hierbei entstandene Bild sorgte weltweit für Heiterkeit, auch wenn man es prompt für gefakt, d.h. für eine Montage hielt.
Ein Fotojournalist, der einen solchen Augenblick verpennt, hat seinen Beruf verfehlt. Marcovici erkannte sofort, was ihm da der Himmel geschickt hatte, und drückte gleich dreimal auf den Auslöser. Mittlerweile hat ihm das Bild zweimal Gold gebracht: eine Goldmedaille vom Verband der Rumänischen Kunstfotografen (AAFR) und eine weitere von der französischen Filiale der FIAP.
Marcovici, geboren 1988 in Hermannstadt in einer Musikerfamilie und Absolvent des Pädagogischen Lyzeums in Hermannstadt (2005), ging 2006 nach München, wo er bis Ende 2007 an der renommierten Staatlichen Fachakademie für Fotodesign studierte. „Was ich hier praktisch gelernt habe, hat mir für alle meine Bilder genützt und insbesondere hier bin ich als Fotograf gewachsen“, bekannte er in einer Mail an den Verfasser. Leider musste er das Studium aus persönlichen Gründen abbrechen und nach Hermannstadt zurückkehren. Hier war er zunächst arbeitslos, bekam dann aber die Chance, als Redakteur bei der Hermannstädter Zeitung einzusteigen. Dass seine Chefin Beatrice Ungar eigentlich einen Schreiber und keinen Fotografen suchte, mag sie angesichts seiner stets exzellenten Aufnahmen längst verschmerzt haben. Außerdem konnte sie ja bislang bei wichtigen Ereignissen an den altgedienten Hausfotografen der HZ Fred Nuss appellieren (der mit seinen 77 Jahren ohnehin guinnessbuchverdächtig ist). Im Übrigen hatten wir es ja immer schon geahnt und einmal auch schon geschrieben. Nämlich dass Sebastian „Sebi“ Marcovici nicht nur der jüngste, sondern auch fraglos der verheißungsvollste Pressefotograf Rumäniens ist (vgl. Siebenbürgische Zeitung vom 20. Januar 2011, Seite 11). Gerade als wir dies Ende 2010 niederschrieben, erreichte uns die Nachricht, dass er vom Verband der Rumänischen Kunstfotografen die Goldmedaille für das beste Sportfoto („Motocross“) des Jahres sowie einen 4. Preis im Bereich Porträt erhalten hatte.
Aussagestark auch seine Fotos von den jüngsten Protesten gegen den Sparkurs des Regimes, von denen hier freilich ein eher konventionelles als Titelbild dieser Ausgabe erscheint – natürlich nur darum, weil es jenes war, das den Massencharakter der Demonstrationen am besten dokumentierte (siehe SbZ Online vom 25. Januar 2012).
Wer sich von Marcovici’ Können überzeugen will, kann das bis 19. Februar im Foyer des Bürgermeisteramtes tun. Hier zeigt er zusammen mit seinen Hermannstädter Kollegen Silvana Armat und Ovidiu Matiu im Rahmen der Austellung „Focus Sibiu 2011“ einen Jahresrückblick in 250 Pressefotos mit künstlerischem Anspruch. Zum Shootingstar machte ihn freilich das Foto vom lachenden Präsidenten. Wer will es Marcovici da verdenken, dass er wieder nach Deutschland oder Kanada gehen will?
Ein Fotojournalist, der einen solchen Augenblick verpennt, hat seinen Beruf verfehlt. Marcovici erkannte sofort, was ihm da der Himmel geschickt hatte, und drückte gleich dreimal auf den Auslöser. Mittlerweile hat ihm das Bild zweimal Gold gebracht: eine Goldmedaille vom Verband der Rumänischen Kunstfotografen (AAFR) und eine weitere von der französischen Filiale der FIAP.
Marcovici, geboren 1988 in Hermannstadt in einer Musikerfamilie und Absolvent des Pädagogischen Lyzeums in Hermannstadt (2005), ging 2006 nach München, wo er bis Ende 2007 an der renommierten Staatlichen Fachakademie für Fotodesign studierte. „Was ich hier praktisch gelernt habe, hat mir für alle meine Bilder genützt und insbesondere hier bin ich als Fotograf gewachsen“, bekannte er in einer Mail an den Verfasser. Leider musste er das Studium aus persönlichen Gründen abbrechen und nach Hermannstadt zurückkehren. Hier war er zunächst arbeitslos, bekam dann aber die Chance, als Redakteur bei der Hermannstädter Zeitung einzusteigen. Dass seine Chefin Beatrice Ungar eigentlich einen Schreiber und keinen Fotografen suchte, mag sie angesichts seiner stets exzellenten Aufnahmen längst verschmerzt haben. Außerdem konnte sie ja bislang bei wichtigen Ereignissen an den altgedienten Hausfotografen der HZ Fred Nuss appellieren (der mit seinen 77 Jahren ohnehin guinnessbuchverdächtig ist). Im Übrigen hatten wir es ja immer schon geahnt und einmal auch schon geschrieben. Nämlich dass Sebastian „Sebi“ Marcovici nicht nur der jüngste, sondern auch fraglos der verheißungsvollste Pressefotograf Rumäniens ist (vgl. Siebenbürgische Zeitung vom 20. Januar 2011, Seite 11). Gerade als wir dies Ende 2010 niederschrieben, erreichte uns die Nachricht, dass er vom Verband der Rumänischen Kunstfotografen die Goldmedaille für das beste Sportfoto („Motocross“) des Jahres sowie einen 4. Preis im Bereich Porträt erhalten hatte.
Aussagestark auch seine Fotos von den jüngsten Protesten gegen den Sparkurs des Regimes, von denen hier freilich ein eher konventionelles als Titelbild dieser Ausgabe erscheint – natürlich nur darum, weil es jenes war, das den Massencharakter der Demonstrationen am besten dokumentierte (siehe SbZ Online vom 25. Januar 2012).
Wer sich von Marcovici’ Können überzeugen will, kann das bis 19. Februar im Foyer des Bürgermeisteramtes tun. Hier zeigt er zusammen mit seinen Hermannstädter Kollegen Silvana Armat und Ovidiu Matiu im Rahmen der Austellung „Focus Sibiu 2011“ einen Jahresrückblick in 250 Pressefotos mit künstlerischem Anspruch. Zum Shootingstar machte ihn freilich das Foto vom lachenden Präsidenten. Wer will es Marcovici da verdenken, dass er wieder nach Deutschland oder Kanada gehen will?
Konrad Klein
Schlagwörter: Porträt, Fotograf, Hermannstadt, Journalismus
36 Bewertungen:
Noch keine Kommmentare zum Artikel.
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.