13. August 2009
Reinhold Kraus bestieg höchsten Berg Nordamerikas
In 18 Tagen, vom 24. Mai bis zum 16. Juni 2009, bestieg Reinhold Kraus, Mitglied der Alpingruppe Adonis der Sektion Karpaten des DAV, mit einer Mannschaft vom American Alpine Institute den höchsten Berg Nordamerikas, den 6 193 Meter hohen Mount Mc Kinley. Es ist einer der kältesten Berge der Welt, gelegen in Alaska Range. Auf der Reise quer durch Alaska erkundete Reinhold Kraus auch weitere Sehenswürdigkeiten. Der Bergsteiger berichtet.
Alaska ist seit 50 Jahren der 49. Bundesstaat der USA, ein Land fünfmal so groß wie Deutschland, allerdings mit einer geringen Einwohnerzahl von 700 000 Personen. Die Hälfte der Bevölkerung lebt in zwei Städten, Anchorage und Fairbanks, die ich auf meiner Reise besuchte. In zahlreichen Museen kann der Besucher sich ein Bild von der Geschichte Alaskas machen, die 1741 mit der ersten russischen Anwesenheit beginnt. 1867 wurde die „Eistruhe“ für einen geringen Betrag an die USA verkauft. Des Weiteren erhält man einen Überblick über die Goldgräberzeit 1896, die am Klondike River begann und den Bau der Eisenbahnstrecke von Seward nach Fairbanks, die 860 Kilometer lang ist. 1964 erschütterte das sechstgrößte Erdbeben der Welt Alaska. Zwischen 1974 und 1977 wurde eine 1300 Kilometer lange Pipeline gebaut, durch die das Öl aus dem Norden Alaskas bis in den Süden an den Pazifischen Ozean transportiert wird. Die Schlittenhunde sind auch ein Teil der Geschichte, da im 19. Jahrhundert nur mit ihrem Einsatz das Erkunden der unendlichen Tundra bei sehr niedrigen Temperaturen in der Winterzeit möglich war. Im „Native Centre“, in dem auch ein Dorfmuseum zu besichtigen ist, machte ich mir ein Bild über das Leben der Ureinwohner, die regional bedingt unterschiedliche Lebensweisen hatten. Sowohl in den Küstenregionen als auch auf dem Festland kamen die Eskimos und Indianer mit den rauen Wetterverhältnissen gut zurecht. Ihr Überleben war möglich, da ihnen eine reiche Tierwelt zur Verfügung stand. Heute beträgt der Bevölkerungsanteil der Ureinwohner neun Prozent der Gesamtbevölkerung. Die meisten Einwanderer, etwa 19 Prozent, sind deutscher Abstammung. Die Landschaft im Inneren des Landes ist von Bergen, Seen, Gletschern und der Tundra geprägt.
Nachdem ich die höchsten Gipfel von drei Kontinenten bestiegen hatte, Europa, Afrika und Südamerika, und einen Achttausender im Himalaja in Asien, keimte der Gedanke, den höchsten Gipfel eines vierten Kontinentes hinzuzufügen. Außerdem reizten mich auch die Herausforderungen, welche dieser Berg, der 250 Kilometer vom Polarkreis entfernt ist, stellt: 4 000 Höhenmeter zum Steigen ohne Träger, mit einem Gewicht von ca. 55 Kilogramm, die unstabilen Wetterverhältnisse und die große Kälte, die hier herrscht. Die Expedition führte ich mit dem kommerziellen Anbieter American Alpin Institute durch. Eine Wahl, die ich im Nachhinein etwas bereue. Obwohl drei Bergführer ganze Arbeit leisteten, verschätzten sie sich in der Masse der Lebensmittel, die wir hoch zu tragen hatten. Die sechs weiteren Teilnehmer waren vom bergsteigerischen Können nicht auf der Höhe der Herausforderungen, die der Berg stellte.
Unsere Expedition begann in Talkeetna, einem kleinen Dorf, von wo wir mit einem kleinen Flugzeug auf den Kahiltna Gletscher flogen, wo sich das Basislager auf 2 100 Metern befand. Während der intensiven Vorbereitungszeit hatte ich Rückenprobleme. Nun war ich gespannt, wie hoch ich mit dem 25 Kilogramm schweren Rucksack und den zusätzlichen 30 Kilogramm auf einem Plastikschlitten kommen würde. Das Gehen mit dem Schlitten wurde besonders spannend, wenn dieser bei Querungen in der Falllinie herunter hing und gewaltig am Rucksack zog. Schon beim Flug über die Alsaka Range war ich fasziniert von diesem Gebirge, das sehr arktisch aussah, mit riesigen, bizarren Gletschern, steilen Wänden, eine wilde, angsteinflössende Eiswelt. Bei der ersten Etappe stiegen wir mit den Schneeschuhen und dem ganzen Gepäck 4,5 Stunden den Kahiltna Gletscher entlang bis zum Lager 1. Eine harte Probe war das große Gewicht. Wegen der unzähligen Gletscherspalten gingen wir immer in Seilschaften. Wir bauten insgesamt vier Lager auf. Jedes Mal wurden die Zelte aufgestellt, eine Essküche in den Schnee gegraben und Schneemauern um alle Zelte gebaut. Eine Aufgabe, die mir nur am Anfang Spaß machte. Keinen Spaß machte es auch, zu dritt mit all der Ausrüstung in einem Zelt zu übernachten, in dem das gefrorene Kondenswasser wie Schnee auf uns rieselte. Der Ablauf der Lagerverlagerung war immer gleich. An einem Tag wurde ein Teil der Ausrüstung bis etwa zwei Stunden vor dem Teil des nächsten Lagers gebracht und dort im Schnee vergraben. Beim folgenden Aufstieg trugen wir dann das restliche Gepäck bis zum nächsten Lager. Am Tag darauf holten wir aus dem Materialdepot die vergrabene Ausrüstung.
Da es nie richtig dunkel wurde, stiegen wir zu allen Uhrzeiten. Erst ab Lager 3, das auf 4400 Metern liegt, fühlte ich mich richtig wohl. Die Aussicht auf den Mount Foraker und Mount Hunter war atemberaubend schön, die Sonne schien, mittags konnte man eine Temperatur von bis zu 15 Grad messen, es gab Ruhetage. Der Weg zum letzten Lager, Lager 4, war bergsteigertechnisch anspruchsvoller. Der Aufstieg begann mit einer 35 Grad Flanke, danach folgte eine mit Fixseil gesicherte steile Eiswand von 50 Grad. Der Steg setzte sich auf einem Fels- und Eisgrad mit abschüssigen Flanken auf beiden Seiten fort. Bei der ersten Begehung zeigte das Thermometer minus 15 Grad und der Wind blies mit bis zu 80 Stundenkilometern. Dabei kamen alle Kleidungsstücke zum Einsatz: Gesichtsmaske, Mundschutzmaske, Daunenjacke, Fäustlinge. Das Wetter zog in den 15 Tagen, die wir bis zu Lager 4 auf 5 250 Metern brauchten, alle Register. Von Schneefall bis zu einem halben Meter, dichtem Nebel, in dem man nur mit GPS-Geräten den Weg finden konnte, bis zum Schneesturm. Doch entscheidend war das Wetter am Gipfeltag, das uns letztendlich die Besteigung ermöglichte. Erst folgte eine 35 Grad steile Traverse, ein abschüssiges Schneefeld bis zum Denali Pass. Dann ging es steil weiter bis zu dem sogenannten Fußballfeld, einer relativ ebenen Fläche, und danach folgte erneut eine Steigung auf einen wunderschönen Schneegrat, der uns zum Gipfel des Mount Mc Kinley in 6 193 Meter Höhe führte. Der Aufstieg dauerte zehn Stunden, bei minus 25 Grad und leichtem Wind in einem für mich sehr angemessenen Tempo. Ein Gefühl der Erleichterung stellte sich ein, da die Erfolgsquote derjenigen, die den Gipfel erreichen bei nur 50 Prozent liegt. Ich fotografierte mich mit dem Vereinswimpel in den sächsischen Farben Rot und Blau, schickte gute Gedanken an alle Menschen in den blauen Himmel und genoss die Aussicht.
Der Abstieg geschah in zwei Etappen, wobei die Letzte zehn Stunden dauerte. Wir waren alle froh, als das Flugzeug wieder in der Zivilisation landete. Nach der ganzen Schinderei bleiben die schönen Erinnerungen, die beeindruckende Alaska Rage, die extremen Wetterverhältnisse, die große Hitze bei Windstille und das Umschlagen in einen mörderischen Schneesturm, aber auch die Herzlichkeit meiner amerikanischen Kollegen. Bedanken möchte ich mich bei allen Freunden, die mir auf den Weg gute Wünsche mitgegeben haben und während der Tour mit mir gefiebert haben, insbesondere bei meiner Freundin Dagmar Götz für die vielen harten, aber schönen Trainingsstunden, die wir gemeinsam verbracht haben.
Bilder und weitere Berichte auf der Homepage der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins unter www.Sektion-Karpaten.de.
Nachdem ich die höchsten Gipfel von drei Kontinenten bestiegen hatte, Europa, Afrika und Südamerika, und einen Achttausender im Himalaja in Asien, keimte der Gedanke, den höchsten Gipfel eines vierten Kontinentes hinzuzufügen. Außerdem reizten mich auch die Herausforderungen, welche dieser Berg, der 250 Kilometer vom Polarkreis entfernt ist, stellt: 4 000 Höhenmeter zum Steigen ohne Träger, mit einem Gewicht von ca. 55 Kilogramm, die unstabilen Wetterverhältnisse und die große Kälte, die hier herrscht. Die Expedition führte ich mit dem kommerziellen Anbieter American Alpin Institute durch. Eine Wahl, die ich im Nachhinein etwas bereue. Obwohl drei Bergführer ganze Arbeit leisteten, verschätzten sie sich in der Masse der Lebensmittel, die wir hoch zu tragen hatten. Die sechs weiteren Teilnehmer waren vom bergsteigerischen Können nicht auf der Höhe der Herausforderungen, die der Berg stellte.
Unsere Expedition begann in Talkeetna, einem kleinen Dorf, von wo wir mit einem kleinen Flugzeug auf den Kahiltna Gletscher flogen, wo sich das Basislager auf 2 100 Metern befand. Während der intensiven Vorbereitungszeit hatte ich Rückenprobleme. Nun war ich gespannt, wie hoch ich mit dem 25 Kilogramm schweren Rucksack und den zusätzlichen 30 Kilogramm auf einem Plastikschlitten kommen würde. Das Gehen mit dem Schlitten wurde besonders spannend, wenn dieser bei Querungen in der Falllinie herunter hing und gewaltig am Rucksack zog. Schon beim Flug über die Alsaka Range war ich fasziniert von diesem Gebirge, das sehr arktisch aussah, mit riesigen, bizarren Gletschern, steilen Wänden, eine wilde, angsteinflössende Eiswelt. Bei der ersten Etappe stiegen wir mit den Schneeschuhen und dem ganzen Gepäck 4,5 Stunden den Kahiltna Gletscher entlang bis zum Lager 1. Eine harte Probe war das große Gewicht. Wegen der unzähligen Gletscherspalten gingen wir immer in Seilschaften. Wir bauten insgesamt vier Lager auf. Jedes Mal wurden die Zelte aufgestellt, eine Essküche in den Schnee gegraben und Schneemauern um alle Zelte gebaut. Eine Aufgabe, die mir nur am Anfang Spaß machte. Keinen Spaß machte es auch, zu dritt mit all der Ausrüstung in einem Zelt zu übernachten, in dem das gefrorene Kondenswasser wie Schnee auf uns rieselte. Der Ablauf der Lagerverlagerung war immer gleich. An einem Tag wurde ein Teil der Ausrüstung bis etwa zwei Stunden vor dem Teil des nächsten Lagers gebracht und dort im Schnee vergraben. Beim folgenden Aufstieg trugen wir dann das restliche Gepäck bis zum nächsten Lager. Am Tag darauf holten wir aus dem Materialdepot die vergrabene Ausrüstung.
Da es nie richtig dunkel wurde, stiegen wir zu allen Uhrzeiten. Erst ab Lager 3, das auf 4400 Metern liegt, fühlte ich mich richtig wohl. Die Aussicht auf den Mount Foraker und Mount Hunter war atemberaubend schön, die Sonne schien, mittags konnte man eine Temperatur von bis zu 15 Grad messen, es gab Ruhetage. Der Weg zum letzten Lager, Lager 4, war bergsteigertechnisch anspruchsvoller. Der Aufstieg begann mit einer 35 Grad Flanke, danach folgte eine mit Fixseil gesicherte steile Eiswand von 50 Grad. Der Steg setzte sich auf einem Fels- und Eisgrad mit abschüssigen Flanken auf beiden Seiten fort. Bei der ersten Begehung zeigte das Thermometer minus 15 Grad und der Wind blies mit bis zu 80 Stundenkilometern. Dabei kamen alle Kleidungsstücke zum Einsatz: Gesichtsmaske, Mundschutzmaske, Daunenjacke, Fäustlinge. Das Wetter zog in den 15 Tagen, die wir bis zu Lager 4 auf 5 250 Metern brauchten, alle Register. Von Schneefall bis zu einem halben Meter, dichtem Nebel, in dem man nur mit GPS-Geräten den Weg finden konnte, bis zum Schneesturm. Doch entscheidend war das Wetter am Gipfeltag, das uns letztendlich die Besteigung ermöglichte. Erst folgte eine 35 Grad steile Traverse, ein abschüssiges Schneefeld bis zum Denali Pass. Dann ging es steil weiter bis zu dem sogenannten Fußballfeld, einer relativ ebenen Fläche, und danach folgte erneut eine Steigung auf einen wunderschönen Schneegrat, der uns zum Gipfel des Mount Mc Kinley in 6 193 Meter Höhe führte. Der Aufstieg dauerte zehn Stunden, bei minus 25 Grad und leichtem Wind in einem für mich sehr angemessenen Tempo. Ein Gefühl der Erleichterung stellte sich ein, da die Erfolgsquote derjenigen, die den Gipfel erreichen bei nur 50 Prozent liegt. Ich fotografierte mich mit dem Vereinswimpel in den sächsischen Farben Rot und Blau, schickte gute Gedanken an alle Menschen in den blauen Himmel und genoss die Aussicht.
Der Abstieg geschah in zwei Etappen, wobei die Letzte zehn Stunden dauerte. Wir waren alle froh, als das Flugzeug wieder in der Zivilisation landete. Nach der ganzen Schinderei bleiben die schönen Erinnerungen, die beeindruckende Alaska Rage, die extremen Wetterverhältnisse, die große Hitze bei Windstille und das Umschlagen in einen mörderischen Schneesturm, aber auch die Herzlichkeit meiner amerikanischen Kollegen. Bedanken möchte ich mich bei allen Freunden, die mir auf den Weg gute Wünsche mitgegeben haben und während der Tour mit mir gefiebert haben, insbesondere bei meiner Freundin Dagmar Götz für die vielen harten, aber schönen Trainingsstunden, die wir gemeinsam verbracht haben.
Bilder und weitere Berichte auf der Homepage der Sektion Karpaten des Deutschen Alpenvereins unter www.Sektion-Karpaten.de.
Reinhold Kraus
Schlagwörter: DAV, USA, Reisebericht
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