22. November 2021
Siebenbürger Sachsen und Banater Schwaben radeln für eine Kirchenburg
Eine zündende Idee von Robert Kerker: Radeln für einen guten Zweck. Die Kirchenburg in Holzmengen hatte er schon vor einigen Jahren als erhaltenswürdiges Denkmal entdeckt.
![Radlergruppe an der Donauquelle (Bregquelle) bei ...](/bild/artikel/normal/2021/die_donauquelle_bei_furtwangen_im_schwarzwald_2021.jpg)
Von der Quelle der Breg bis zur Mündung ins Schwarze Meer legt die Donau als einziger Fluss Europas von Westen nach Osten fließend 2888 km zurück. Die Stadt Donaueschingen rühmt sich „ihrer“ Donauquelle. Im Fürstenbergischen Park ist sie beeindruckend pompös eingefasst. Sie sprudelt in ein rundes, großes Becken, welches als Glücksbrunnen gehandelt wird. Viele Münzen glänzen auf seinem sandigen Grund. Auf eine weitere Deutung zur Entstehung der Donau weist der Spruch: Brigach und Breg bringen die Donau zu Weg. Wir spürten den Strom an allen drei Plätzen auf. Das von Regenschauern bestimmte Wetter dämpfte unsere Freude auf das Radeln. Strömender Regen verzögerte unseren Aufbruch in Donaueschingen zur ersten längeren Wegstrecke von 65 km.
![An der jungen Donau bei Burg Wildenstein: Drei ...](/bild/artikel/normal/2021/burg_wildenstein.jpg)
Franz Junginger erzählte im Haus der donauschwäbischen Landsmannschaft in Neu-Ulm über die Abwanderung aus dem Schwabenländle. Mit Holzkähnen, „Ulmer Schachteln“ genannt, schipperten die Aussiedler die Donau hinunter bis ins Banat.
Bis Passau wies der Radweg lange geschotterte Passagen auf. Die sich ständig verändernde Landschaft entlang der Donau lenkte vom anstrengenden Strampeln ab. Das unbeständige, kühle Wetter begleitete uns bis nach Linz. Nichtsdestotrotz erlebten wir viele schöne Momente. Dazu gehörten die Mittagspausen. Die verbrachten wir in gepflegten Parkanlagen oder in Biergärten. Die Truppe wurde mit gedeckten Tischen erwartet, die sich unter der Last der nahrhaften Köstlichkeiten bogen. Unvergesslich bleiben die Picknicks im Donaupark in Sigmaringen mit dem Residenzschloss der Hohenzoller als imposante Kulisse und im Stadtpark in Melk. Entlang der „deutschen“ Donau erlebten wir manchen sehenswerten Höhepunkt. Dazu gehörte der Donaudurchbruch beim Kloster Weltenburg, in einem Naturschutzgebiet, das sich bis Kelheim ausdehnt. Wir begleiteten den Fluss nicht nebenher, sondern schwammen in einem Passagierschiff bis nach Kelheim.
Alle freuten sich auf den einzigen Ruhetag mit der geführten Stadtbesichtigung in Regensburg. Auf der Weiterfahrt besichtigten wir die Walhalla. Die letzte Etappe von 90 km bis Passau erwies sich als sehr anstrengend. Nach der Mittagspause wurden die Radler auf den letzten 30 km zusätzlich von einem heftigen Regenschauer durchnässt. Zwei Frauen blieben davon verschont, denn sie fuhren im Pkw mit. Die „Drei-Flüsse-Stadt“ ist seit dem 7. Jahrhundert Bischofssitz. Pilgrim von Pöchlarn, der erste Bischof von Passau, missionierte erfolgreich bis nach Wien und Ungarn. Es wird vermutet, dass er, als Kriemhilds Onkel, die Niederschrift des Nibelungenlieds veranlasst hat.
![Radfahrer mit den Nibelungen in Tulln. Foto: ...](/bild/artikel/normal/2021/nibelungen_tulln.jpg)
An der Staustufe bei Ottensheim-Wilhering verabschiedeten sich Lydia und Helmut. Kurzer Stadtbummel in Linz von der Pestsäule durch das Zentrum. Wir radelten durch Enns, die älteste Stadt Österreichs, und machten einen Abstecher von 5,5 km bergauf zur Gedenkstätte in Mauthausen. Die Besichtigung des ehemaligen KZ-Geländes bedrückte uns sehr. Der kleine Ort Grein liegt mitten im Strudengau. Der Name weist auf die zahlreichen Strudel und Wirbel der Donau, welche den Schiffern großes Können abverlangten. Nach der Kaffeepause in Grein radelten wir durch den Nibelungengau über Ybbs und Pöchlarn dem Stiftskloster Melk entgegen. Unterwegs wurden wir immer wieder auf die Geschehnisse im Nibelungenlied aufmerksam gemacht. Historische Monumente in Eferding, Pöchlarn, Melk und Tulln erzählten über die Reise Kriemhilds in Begleitung des Markgrafen Rüdiger von Pöchlarn nach Tulln, wo Etzel, der Hunnenkönig, sie mit großem Gefolge erwartete. In Pöchlarn tauchten wir im Geburtshaus Oskar Kokoschkas in das arbeitsreiche und wechselvolle Leben dieses vielseitigen Künstlers ein.
Von Melk radelten wir am Südufer durch die liebliche Weinlandschaft der Wachau. Klöster, Burgen und Ruinen diesseits und jenseits der Donau sahen auf die Landschaft herab. Zu ihren Füßen lagen die Weinberge. Die Obstgärten dehnten sich bis an die Ufer aus. Allen war das pünktliche Eintreffen am Bahnhof von Nußdorf, einem Vorort Wiens, wichtig. Als geschlossene Gruppe, dem Einzug der Gladiatoren gleich, radelten wir auf dem Inneren Ring zu unserem Hotel in der Nähe des Stephandoms. Wir bestaunten alles, was die Hauptstadt an Prachtbauten auf dem Weg dorthin bot. Glücklich und zufrieden genossen wir in fröhlicher Runde das letzte gemeinsame Abendessen. Original Wiener Schnitzel wurde oft bestellt. Auf das Ergebnis der ersten von vier geplanten Etappen mit dem Radl „Von der Quelle der Donau bis zur Mündung ins Schwarze Meer“ können alle stolz sein. Mein Drahtesel hat mich 1036 km dem Endziel näher gebracht. Hilfsbereitschaft und Achtsamkeit untereinander, Rücksichtnahme aufeinander und die hervorragende Verköstigung trugen zum Erfolg dieser Radtour bei. Und die Radler haben großzügig gespendet: 5100 Euro kamen zusammen. Die zweite Etappe von Wien nach Belgrad wird nächstes Jahr 2022 geradelt.
Karin Scheiner
Schlagwörter: Radtour, Donau, Benefizveranstaltung, Holzmengen, Kirchenburg
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