20. Dezember 2009
„Von Wort zu Wort“: Monika Kafka liest in München
In der Reihe der Musik-, Kunst- und Literaturabende, die auf Initiative von Heidemarie Weber, Vorsitzende der Kreisgruppe München, regelmäßig stattfinden und sich nicht nur bei einem siebenbürgischen Stammpublikum großer Beliebtheit erfreuen, gab es vor kurzen im Haus des Deutschen Ostens München einen literarisch-musikalischen Abend der besonderen Art, zu dem sich mehrheitlich Zuhörer der mittleren und jüngeren Generation eingefunden hatten.
Nach der Begrüßung und Vorstellung der beiden Künstlerinnen durch Heidemarie Weber las die aus Hermannstadt stammende Autorin Monika Kafka zum ersten Mal Gedichte und Kurzprosa aus ihrem soeben erschienenen Debütband „im grüngefädelten licht“, musikalisch begleitet und ergänzt durch das einfühlsame Harfenspiel von Hiltrud Florescu, mit Stücken von Bach, Beethoven und einigen Volksweisen.
Monika Kafka, geboren 1960, „lebt, liebt und streitet“, wie sie selbst schreibt, seit 1981 in München. Nach dem Studium der Germanistik und Romanistik „machte sie ihr größtes Hobby, das Lesen, zum Beruf“ und arbeitet seit 1991 als Buchhändlerin. „Der Grundstein für meine spätere Liebe zur Literatur wie für den achtsamen und respektvollen Umgang mit Sprache wurde bereits in meinem Elternhaus gelegt“, schreibt die Autorin im Nachwort zu ihrem Buch. „Meine ersten Schreibversuche begleitete liebevoll-kritisch die Malerin und Bildhauerin Trude Vandory, meine Großmutter. Sie hatte wesentlichen Einfluss auf die Art meiner Wahrnehmung, öffnete mir den Blick fürs Detail.“ Dieser poetische Blick für „Details“, hinter denen die großen Symbole einer prägenden Erlebniswelt stehen, beeindruckte das zahlreich erschienene Publikum, wenn die Autorin z.B. in Anlehnung an Adolf Meschendörfer einen Zustand umschreibend und damit verdeutlichend sagt: „Jenseits der Wälder / rauscht das Vergessen / dürftig geflickt / über löchrigen Asphalt“ („Die Zeit des Kuckucks ist vorbei. Siebenbürgische Elegie, anno 1999“).
Hinzu kommen Erinnerungen an eine Heimat, die sie verlassen hat und nun „zu verinnerlichen“ versucht, und so heißt es in der Skizze „Ein alter Reisepass“: „Mit spitzen Fingern durchblättere ich die Zeit und sehe die vielen vorgehaltenen Hände wieder, hinter denen sich das Unaussprechbare in ungenauen Flüsterworten verbirgt.“ Denn diese Rückschau nach Siebenbürgen scheint immer wieder auf, sowohl in der Kurzprosa, etwa in der tiefsinnigen Geschichte „Der Weg des Onkels“, als auch in manchen bildsamen, nostalgisch wirkenden Versen: „Das Kind / zwischen Mohn und Blau / Kornblumen auf Äckern / Sonnenlicht im Haar / und an den Füßen / schwere schwarze Erde / Duft der Akazien / über altem Gemäuer süß / und teuer bezahlt / mit seelenlosen Stunden“ („Remember Transsylvania“). Und in einem anderen Gedicht heißt es: „Mein zweigeteiltes Herz / schlägt lyrisch / zwischen dem Land / jenseits der Wälder / und der Metropole / an der Isar / pulst Heimat mir / in der Welt / der Metaphern“.
Die Autorin hat in den letzten Jahren öfters in Zeitschriften, Zeitungen und Sammlungen eigene literarische Texte veröffentlicht, so auch in der internationalen Lyrikanthologie „10 mal 10“ (siehe Siebenbürgische Zeitung, 30. April 2009). Das künstlerisch ausdrucksvolle Coverbild zur vorliegenden Publikation gestaltete ihr Bruder Dieter Vandory. Auf der letzten Seite stehen die bekenntnishaften Verszeilen: „Ich atme mich / von Wort zu Wort / über Fragezeichen / Komma / und Gedankenstrich / hinweg / ein Punk t/ ist nicht in Sicht.“
Monika Kafka, „im grüngefädelten licht. lyrik & prosa“, verlag td textdesign, 2009, 112 Seiten, ISBN 978-3-9811962-6-9, Preis 11,90 €, vergriffen
Monika Kafka, geboren 1960, „lebt, liebt und streitet“, wie sie selbst schreibt, seit 1981 in München. Nach dem Studium der Germanistik und Romanistik „machte sie ihr größtes Hobby, das Lesen, zum Beruf“ und arbeitet seit 1991 als Buchhändlerin. „Der Grundstein für meine spätere Liebe zur Literatur wie für den achtsamen und respektvollen Umgang mit Sprache wurde bereits in meinem Elternhaus gelegt“, schreibt die Autorin im Nachwort zu ihrem Buch. „Meine ersten Schreibversuche begleitete liebevoll-kritisch die Malerin und Bildhauerin Trude Vandory, meine Großmutter. Sie hatte wesentlichen Einfluss auf die Art meiner Wahrnehmung, öffnete mir den Blick fürs Detail.“ Dieser poetische Blick für „Details“, hinter denen die großen Symbole einer prägenden Erlebniswelt stehen, beeindruckte das zahlreich erschienene Publikum, wenn die Autorin z.B. in Anlehnung an Adolf Meschendörfer einen Zustand umschreibend und damit verdeutlichend sagt: „Jenseits der Wälder / rauscht das Vergessen / dürftig geflickt / über löchrigen Asphalt“ („Die Zeit des Kuckucks ist vorbei. Siebenbürgische Elegie, anno 1999“).
Hinzu kommen Erinnerungen an eine Heimat, die sie verlassen hat und nun „zu verinnerlichen“ versucht, und so heißt es in der Skizze „Ein alter Reisepass“: „Mit spitzen Fingern durchblättere ich die Zeit und sehe die vielen vorgehaltenen Hände wieder, hinter denen sich das Unaussprechbare in ungenauen Flüsterworten verbirgt.“ Denn diese Rückschau nach Siebenbürgen scheint immer wieder auf, sowohl in der Kurzprosa, etwa in der tiefsinnigen Geschichte „Der Weg des Onkels“, als auch in manchen bildsamen, nostalgisch wirkenden Versen: „Das Kind / zwischen Mohn und Blau / Kornblumen auf Äckern / Sonnenlicht im Haar / und an den Füßen / schwere schwarze Erde / Duft der Akazien / über altem Gemäuer süß / und teuer bezahlt / mit seelenlosen Stunden“ („Remember Transsylvania“). Und in einem anderen Gedicht heißt es: „Mein zweigeteiltes Herz / schlägt lyrisch / zwischen dem Land / jenseits der Wälder / und der Metropole / an der Isar / pulst Heimat mir / in der Welt / der Metaphern“.
Die Autorin hat in den letzten Jahren öfters in Zeitschriften, Zeitungen und Sammlungen eigene literarische Texte veröffentlicht, so auch in der internationalen Lyrikanthologie „10 mal 10“ (siehe Siebenbürgische Zeitung, 30. April 2009). Das künstlerisch ausdrucksvolle Coverbild zur vorliegenden Publikation gestaltete ihr Bruder Dieter Vandory. Auf der letzten Seite stehen die bekenntnishaften Verszeilen: „Ich atme mich / von Wort zu Wort / über Fragezeichen / Komma / und Gedankenstrich / hinweg / ein Punk t/ ist nicht in Sicht.“
Claus Stephani
Monika Kafka, „im grüngefädelten licht. lyrik & prosa“, verlag td textdesign, 2009, 112 Seiten, ISBN 978-3-9811962-6-9, Preis 11,90 €, vergriffen
Schlagwörter: Lesung, München, Lyrik
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