8. Mai 2023
Ein Wunderkind für die Ewigkeit: Bamberg in Oberfranken erinnert an Carl Filtsch
Oftmals wird bei druckreifen Rückblicken auf Ereignisse gern mit dem Wort „bemerkenswert“ jongliert. Ein viersilbiges Adjektiv, welches unbedenklich mit „beachtlich“ oder „bedeutend“ gleichgesetzt werden darf. Aber was war denn am dritten Aprilsonntag dieses Jahres in Bamberg eigentlich nicht außergewöhnlich? Klar, die Stadt in Oberfranken atmet regelrecht erlebte Geschichte, ist zugleich ein Ort praller Lebendigkeit. Und der Grüne Saal der dortigen Harmonie darf getrost als Dauerspender in punkto Kultur gelten. Selbst die Natur, welche die froh gelaunten Betrachter bei einem Blick aus den dortigen Fenstern farbenfroh anhimmelte, befeuerte eine gerade um sich greifende Aufbruchsstimmung.
![Dieses Trio sorgte in Bamberg für Hochkultur: ...](/bild/artikel/normal/2023/carl_filtsch_bamberg2.jpg)
Sorgsam sortierte und ordnete deswegen im Vorfeld die Planerin einzelne Komponenten für den gehaltvollen Vormittag. Erstes Ergebnis: Am Klavier erlebten Zuhörende eine zielstrebig Aufstrebende, für die das Wort „talentiert“ eher eine Untertreibung darstellte. Fast „en passant“ feierte Irisa Filip am Tag der Veranstaltung auch noch ihren 16. Geburtstag. Die von weither Gekommene – sie reiste aus der rumänischen Schwarzmeerstadt Konstanza an – ist damit übrigens schon jetzt älter geworden als jene Persönlichkeit, um die es hauptsächlich ging. Beizeiten begann die Künstlerin mit dem Unterricht am Piano, belegte regelmäßig Meisterkurse, erhielt längst nationale und internationale Auszeichnungen. So war sie bereits 2018 – also mit nur elf Jahren – dreifache Preisträgerin beim Internationalen Klavier- und Kompositionswettbewerb „Carl Filtsch“, der seit Mitte der 1990er Jahre in Hermannstadt – dem geistig-kulturellen Zentrums Siebenbürgens – ausgetragen wird. Darf so unsere pianistische Zukunft aussehen? Ganz bestimmt! Hochkonzentriert ging sie mit der vorhandenen klassischen Erbmasse um, verdichtete stilvoll die vorgestellten Notenblätter zu einem Kunstwerk. Neben Kompositionen von Filtsch stellte die schon Hochdekorierte auch Werke von Robert Schumann, Franz Liszt, Frédéric Chopin sowie Anton Rubinstein vor. Starker Applaus zeigte unerbittlich, was für positive Emotionen damit beim Publikum freigesetzt werden konnten.
![In Mühlbach erinnert diese Büste an Carl Filtsch. ...](/bild/artikel/normal/2023/carl_filtsch_bamberg3_2023.jpg)
Dieses als „Musikalisch-Literarischer Salon“ bezeichnete Programm hob viel Unbekanntes ans Licht, weckte zugleich Interesse an weiterer Tiefenschärfe. Dagmar Dusil erklärte auf Anfrage, dass ihr Kopf längst schon neue Sachen über dieses Genie vorbereite. Gedanken für Kommendes, für notwendige Verfeinerungen und passgenaue Weiterentwicklungen seien reichlich da und sprudelten schon heftig. Ohne Unterstützer hätte es aber diese Veranstaltung am 23. April mit einer im Gedächtnis der Dabeigewesenen verwurzelten langen Haltbarkeitsdauer keineswegs gegeben.
So stellte Brigitte Klepper, eine Bambergerin sowie durch und durch klassisch Geerdete, ihr Tonstudio zur Verfügung. In diesem Raum mit sechs Meter Höhe übte die aus einem fernen Land gekommene hochmotivierte Pianistin vorab ausgiebig. Recht üppig fiel zudem die Förderung durch das Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen aus. Zum Glück! Ohne diesen finanziellen Zuschuss hätte es die gesamte Choreografie so wohl niemals gegeben und natürlich auch nicht diesen Nachbericht. Außerdem wurden von den Gästen 400 Euro gespendet, die dem Kinder- und Jugendhospiz „Sternenzelt“ in Bamberg zur Verfügung gestellt werden.
Roland Barwinsky
Schlagwörter: Carl Filtsch, Bamberg, Dagmar Dusil, Barwinsky
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