18. April 2021
Eine anhaltende Herausforderung: Das Siebenbürgen-Institut mit Bibliothek und Archiv zwischen zwei Pandemie-Jahren
Im Weihnachtsgruß, den der Siebenbürgisch-Sächsische Kulturrat zu Weihnachten 2019 seinen Mitgliedern, Freunden und Förderern sandte, stimmte er alle auf ein bevorstehendes herausforderndes Jahr ein. Damit war 2020 gemeint, allerdings sahen wir die Herausforderung damals vor allem im bevorstehenden Umzug und in der teilweisen Neueinrichtung der Räume der Bibliothek sowie in den damit verbundenen Kosten. Dass zu diesen ohnehin schon ausreichend aufregenden Ereignissen dann noch eine Pandemie hinzukommen sollte, war eigentlich nicht gemeint, sollte aber für alle im und ums Siebenbürgen-Institut zur Herausforderung werden.
![Die Bestände der Siebenbürgischen Bibliothek sind ...](/bild/artikel/normal/2021/01_sb_institut_2021.jpg)
Parallel zum Einbruch der Nutzerzahlen folgten als böse Konsequenz mehrerer Faktoren auch ein Einbruch der Spendeneingänge und pandemiebedingt kritische Aussichten über die künftigen Ausschüttungsmöglichkeiten der Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, von deren Erlösen auch Wohl und Wehe des Siebenbürgen-Instituts abhängen. Da bald absehbar wurde, dass für das Folgejahr, also für 2021, die verfügbaren Mittel die Kosten fürs bisherige Personal und für die erweiterten Flächen nicht mehr abdecken würden, war es unvermeidbar, Vorkehrungen zu treffen und dabei auch langjährig bewährtes Personal abzubauen – dies betraf eine halbe Stelle im Archiv sowie zwei Minijobs. Dies ist mehr als nur schmerzlich, vor allem, wenn man gleichzeitig erfährt, dass der Freistaat Bayern hohe Summen für siebenbürgisch-sächsische Kulturarbeit bereitstellt, aber kein bayerischer Pfennig die Landesgrenzen verlassen darf. Und es werden weder Bestände noch Arbeitsaufwand in Bibliothek und Archiv geringer, ganz im Gegenteil, und die Erwartungshaltung zumal der Landsleute ist hoch. Wenn nur der Kreis der Unterstützungsbereiten auch ausreichend hoch wäre!
![Ein Arbeitsplatz der Bibliotheksmitarbeiter, ...](/bild/artikel/normal/2021/02_sb_institut_164110.jpg)
Ein durchaus charakteristischer Teil der Aktivitäten im Umfeld des Instituts wurde fast zur Gänze ein Opfer der Pandemie, nämlich die für den Austausch so wichtigen Tagungen und Seminare. Auch wenn es in den Vorjahren etwas viel geworden war, so hätte die Reduktion nicht ganz so stark ausfallen müssen. Sämtliche Sektionstagungen und auswärtigen Veranstaltungen mussten abgesagt werden, lediglich mit der Jahrestagung hatten wir insoweit Glück, als sie für die kurze Zeit gelockerter Einschränkungen geplant war und so Mitte September auf Schloss Horneck mit begrenzter Teilnehmerzahl stattfinden konnte: Thema waren die Anfänge der Industrialisierung Siebenbürgens im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert – die Forschungsergebnisse der Referenten finden demnächst in den der Wirtschaftsgeschichte gewidmeten Räumlichkeiten im Schloss ihren Niederschlag.
![Der neue Lesesaal im ersten Obergeschoss des ...](/bild/artikel/normal/2021/03_sb_institut_163945.jpg)
Bei der Vorbereitung von Publikationen passierte mehr, als man wahrnehmen würde, wenn man etwa die drei Reihen des Arbeitskreises beim Böhlau-Verlag im Blick hat. Nachdem ebendieser Verlag, bei dem unsere Reihen seit 1962 erscheinen, vor Kurzem an die Vandenhoeck & Ruprecht-Verlage verkauft wurde, wenngleich er als eigener Verlag erhalten bleibt, war es an der Zeit, den in die Jahre gekommenen Reihenvertrag neu zu verhandeln und dabei gleich eine beschlossene Reform umzusetzen: Die drei Reihen werden zusammengeführt und erscheinen künftig unter dem Traditionstitel „Siebenbürgisches Archiv“, der auf das 1843 begründete Vereinsarchiv zurückgeht. Im vergangenen Jahr wurde an drei Monographien gearbeitet, die inzwischen in die Druckvorbereitungsphase treten. Weitere Titel erschienen außerhalb dieser Reihen, etwa seitens der Sektion Kirchengeschichte drei Bände Synodalprotokolle (1601-1752) oder eigenständig ein neuer Band der Quellen zur Geschichte der Stadt Hermannstadt über die frühneuzeitliche Pestabwehr (erschienen Anfang 2021). Der gleich zu Beginn des Jahres 2020 erschienene Jahresband 2019 der „Zeitschrift für Siebenbürgische Landeskunde“ mit einer Vielzahl an Aufsätzen ist hier natürlich auch zu erwähnen, der Folgeband für 2020 steht kurz vor Fertigstellung.
Über all diese Aktivitäten werden die Mitglieder des Arbeitskreises für Siebenbürgische Landeskunde und der Freunde und Förderer der Siebenbürgischen Bibliothek drei Mal jährlich über die „Mitteilungen aus dem Siebenbürgen-Institut“ auf dem Laufenden gehalten. Informationen findet man desgleichen auf zwei Internetpräsenzen, deren Umgestaltung im vergangenen Jahr ebenfalls vorbereitet wurde und die demnächst unter www.siebenbuergen-institut.de zusammengeführt werden – was nicht ganz trivial ist, da etwa der bibliothekspezifische digitale Katalog dabei als ein zentrales Suchinstrument erhalten und eingebunden werden muss.
![So kommen zahlreiche wertvolle Nachlässe im ...](/bild/artikel/normal/2021/04_sb_institut_154030.jpg)
Die Möglichkeiten, diese umfassenden Aufgaben zu unterstützen oder sich selbst aktiv einzubringen, sind vielfältig. Zum Beispiel ist dies möglich durch eine Mitgliedschaft in einem der eben genannten Vereine, dem Arbeitskreis oder den Freunden und Förderern, oder auch ganz anders, indem man etwa bei Bestellungen bei Amazon über smile.amazon.de die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek als Förderobjekt aussucht, dann spendet Amazon 0,5% der Kaufsumme an die Stiftung. Und natürlich ist es möglich, die Stiftung Siebenbürgische Bibliothek direkt anzuschreiben und durch Zustiftungen deren Kapital auf Dauer zu erhöhen, das ist gewiss die beste Zukunftsinvestition, wenn einem die langfristige Wahrung des hier dokumentierten Gedächtnisses der Siebenbürger Sachsen am Herzen liegt. Und bitte erzählen Sie es weiter, etwa wenn Ihnen Bibliothek und Archiv bei Ihren Recherchen zu Ortschroniken, für Heimatzeitungen oder bei der Familienforschung weiterhelfen konnten. Informationsmaterial erhalten Sie bei: Siebenbürgen-Institut, Schloss Horneck, 74831 Gundelsheim/Neckar, info [ät] siebenbuergen-institut.de.
Harald Roth
Schlagwörter: Siebenbürgen-Institut, Siebenbürgische Bibliothek, AKSL, Gundelsheim, Harald Roth
24 Bewertungen:
Noch keine Kommmentare zum Artikel.
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.