22. März 2022
Erfolgreicher Einsatz der Nothelfer: Kirchdach in Wermesch vorerst gerettet
Am gleichen Tag, an dem der Krieg in der Ukraine ausbricht, dem 24. Februar, brechen in Siebenbürgen die ehrenamtlichen Helfer der Ambulanz für Denkmäler mitten in der Nacht bei Schnee auf. Dreizehn Freiwillige machen sich auf den Weg zu einem Noteinsatz an der nördlichsten Kirchenburg in Siebenbürgen – im Dorf Wermesch (rumänisch: Vermeș) im Kreis Bistritz-Nassod. Der Einsatz an der Wermescher Kirche war ursprünglich für September 2022 geplant, jedoch führte der Einsturz eines Teils des Daches unter der Schneelast Anfang Februar dazu, dass die Intervention viel früher als geplant eingeleitet werden musste. Die Zeit wollte auf sich nicht mehr warten lassen.
![Nach erfolgreichem Abschluss des ersten ...](/bild/artikel/normal/2022/wermesch_rundschau_renovierung_2022.jpg)
„In der Regel planen wir unsere Einsätze frühzeitig, denn das Kulturerbe ist seit 30 Jahren in einem konstanten Verfall und stellt somit theoretisch täglich einen Notfall dar. Dieses Mal war aber klar, dass uns das Chordach und das Chorgewölbe nicht erhalten bleiben, wenn wir nicht binnen einiger Tage handeln. Für Ende Februar war Schneefall angekündigt, und zusätzliches Gewicht hätte zwangsläufig zum Einsturz des Daches geführt, so wie es auch mit dem nördlichen Teil passiert war. Der schwierigste, heikelste Teil der Intervention stellte das Entfernen der Ziegeln dar, da sich die gesamte Dachhaut in einem fragilen Gleichgewicht hielt. Wir verfügen über eine Gruppe an Freiwilligen mit einer Leidenschaft für das Kulturerbe, die sich schon bei der ersten Aufforderung bereit zeigten, den ersten Zug in Richtung der Ortschaft zu nehmen, wo eine Notmaßnahme an einem Denkmal durchzuführen ist. Viele der Teilnehmenden sind im Bereich des Kulturerbes aktiv und sie waren sich somit der unmittelbaren Gefahr und des Wertes dieser mittelalterlichen Kirche bewusst – eine Kirche mit besonders wertvollen künstlerischen Elementen, insbesondere die Fresken aus dem 14. und 15. Jahrhundert im Chorbereich.
![Volontäre entfernen die Ziegel vom Chordach. ...](/bild/artikel/normal/2022/sorin_judet_dsc0192.jpg)
![Eingestürzter Teil des Chordaches vor Beginn der ...](/bild/artikel/normal/2022/sorin_judet_dji_0030.jpg)
Dreizehn Freiwillige waren in Wermesch mit dabei, manche bei ihrem ersten Einsatz, andere haben bereits über zwanzig Einsätze hinter sich. Alle haben aber die Leidenschaft für das Kulturerbe gemeinsam. Die von ihnen ausgeführten Arbeiten erfolgten mit finanzieller Unterstützung der Vereine Monumentum und Petrus Italus Trust – Alianţa pentru Patrimoniul Bistriţean (Allianz für das Bistritzer Kulturerbe). Strategische Sponsoren waren Profi Romania, Dedeman und Romanian United Fund. Die orthodoxe Kirchengemeinde in Wermesch und die lokale Gemeindeverwaltung haben auch mit Arbeitskräften, Verpflegung (Essen) und Bereitstellung von Räumlichkeiten zur Lagerung der Werkzeuge unterstützt.
Die Dorfgemeinschaft war auch dabei: Einige unterstützten die Arbeiter mit warmem Tee und Kaffee oder besuchten sie auf der Baustelle besucht, andere halfen tatkräftig mit. „Denn das ist die Ambulanz: Retter, die auf Gemeinden treffen, die ein verletztes Denkmal haben“, so Cornel Ban, Präsident des Vereins Petrus Italus Trust. Die kleine Adelina aus Wermesch, die im November mit ihrem Opa an den archäologischen Ausgrabungen mitgeholfen hatte, war diesmal auch dabei und verwöhnte die Volontäre am letzten Tag mit leckeren selbstgebackenen Krapfen. Sie war auch diejenige, die den Verein Ambulanz für Denkmäler über den Einsturz des Kirchendaches informiert hatte und die auf „unsere Kirche aufpasst“, wenn niemand da ist.
Bei allen Einsätzen der Ambulanz spielt neben dem Know-How und der Einsatzbereitschaft der Fachleute die lokale Gemeinschaft eine wichtige Rolle. „Die Denkmäler können sich ja nicht selbst retten – eine Sensibilisierung diesbezüglich ist nötig. Die Kirche ist ein Zeuge der kulturellen lokalen Identität. Wir freuen uns auf jede Schubkarre, Schaufel, auf jeden Spaten, auf jede helfende Hand“, so Eugen Vaida.
Im September 2022 folgt die zweite Etappe des Noteinsatzes – geplant ist eine Restaurierung des bestehenden Daches, so dass die Kirche ein definitives Dach über den Chorteil bekommt. Längerfristig ist eine Gerüstkonstruktion über die gesamte Kirche geplant, welche einerseits den weiteren Verfall verhindern und andererseits eine Restaurierung unter sicheren Bedingungen für die teilnehmenden Teams ermöglichen wird.
Das Gute siegt. Nicht nur in Märchen anscheinend. So wie in Märchen Prinzessinnen gerettet werden, wird unsere Kirche in Nordsiebenbürgen dank der Ambulanz wohl auch gerettet. Der Verfall der Baudenkmäler hält nicht an, bloß weil in der Welt ein Krieg herrscht. Was um uns passiert, mag wohl beängstigend sein, gleichzeitig geschieht aber auch noch Gutes. Auch darauf müssen wir unseren Blick richten.
Oana Turdean
(gekürzt aus der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien)Schlagwörter: Wermesch, Nordsiebenbürgen, Nösnerland, Kirchenrenovierung
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- 23.03.2022, 00:33 Uhr von Doris Hutter: Respekt! Es ist so ermutigend, wenn junge Menschen dem Verfall entgegenwirken! Danke dir, lokale ... [weiter]
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