14. Juli 2019
50 Jahre Sächsisches Bauernmuseum Rill in Augsburg
Kennen Sie die Heimatsammlung unseres Landmanns Gerhard Rill im Stadtteil Hammerschmiede in Augsburg? Das große, alte Bauernhaus in der Neuburger Straße ist nicht leicht zu finden, als ich mich nach dem inspirierenden Presseseminar der Siebenbürgischen Zeitung auf die Suche mache. Gerhard Rill will uns seine umfangreiche Sammlung von sächsischen Kulturgütern zeigen. Im Haus treffe ich auch Chefredakteur Siegbert Bruss, der uns eingeladen hat, und andere interessierte Seminarteilnehmer.
Der Hausherr empfängt uns in einer besonders schönen, alten, siebenbürgisch-sächsischen Tracht. Aufwändige Stickereien verzieren sein weißes Hemd, den breiten Ledergürtel und seine festliche Samtkrawatte. Seine Augen blitzen stolz, wenn er erzählt, wie er seit 50 Jahren unser sächsisches Kulturgut rettet.
Heute wärmt der wunderschöne Kachelofen sein Wohnzimmer in Augsburg. 1969 schwört sich Rill, auch den Deutschen zu zeigen, dass die Siebenbürger Sachsen auf eine schöne Tradition und hohe Zivilisation zurückblicken. Man hat sie als Flüchtlinge nicht begeistert empfangen, als sie im Krieg in Viehwaggons mit jeweils nur 20 Kilo Hab und Gut ankamen. Dreißigmal reist Gerhard Rill seit 1969 in der kommunistischen Zeit nach Siebenbürgen. Sein Hauptquartier liegt in Reps, bei einer Lieblingstante. Zuerst verläuft alles glatt, er bindet einige schön bemalte sächsische Truhen auf seinem Auto fest und bringt sie nach Deutschland. Da entdeckt Ceaușescu plötzlich den Wert von alten Gütern und verbietet alles, was älter als 50 Jahre ist, außer Landes zu bringen. Doch Gerhard Rill ist in seiner Sammelleidenschaft nicht zu bremsen. Was folgt, hört sich wie ein spannender Krimi an: Er findet Mittel und Wege, seine „Schätze“ zu retten. Die alten Möbel zerlegt er und bringt sie Stück für Stück und über mehrere Jahre nach Augsburg. Hier rettet er inzwischen dieses Bauernhaus vor dem Bagger und baut es aus. Den alten, großen Dachboden füllt er nach und nach mit alten Truhen, Bauernmöbeln, Trachten, Handarbeiten, Gerätschaften, Handwerkszeug zum Arbeiten und täglichen Leben aus Siebenbürgen.
Leidenschaft, Ausdauer und Geduld
1969 beginnt seine „Sammelwut“ nach einem Schreck: Vor seinen Augen zerhackt eine Rumänin im siebenbürgischen Deutsch-Weißkirch auf einem ehemals sächsischen Hof die Tür einer wunderschönen Almerei aus dem Jahr 1838 zu Feuerholz! Dieses Bild erweckt seinen spontanen Vorsatz: Er will möglichst viele Kulturgüter unserer bäuerlichen Vorfahren retten. Um 20 Lei erwirbt er die Almerei und die Kacheln eines bemalten sächsischen Ofens. Er findet sie missbraucht als Gehplatten im Hof oder als Futternapf für die Hühner.Heute wärmt der wunderschöne Kachelofen sein Wohnzimmer in Augsburg. 1969 schwört sich Rill, auch den Deutschen zu zeigen, dass die Siebenbürger Sachsen auf eine schöne Tradition und hohe Zivilisation zurückblicken. Man hat sie als Flüchtlinge nicht begeistert empfangen, als sie im Krieg in Viehwaggons mit jeweils nur 20 Kilo Hab und Gut ankamen. Dreißigmal reist Gerhard Rill seit 1969 in der kommunistischen Zeit nach Siebenbürgen. Sein Hauptquartier liegt in Reps, bei einer Lieblingstante. Zuerst verläuft alles glatt, er bindet einige schön bemalte sächsische Truhen auf seinem Auto fest und bringt sie nach Deutschland. Da entdeckt Ceaușescu plötzlich den Wert von alten Gütern und verbietet alles, was älter als 50 Jahre ist, außer Landes zu bringen. Doch Gerhard Rill ist in seiner Sammelleidenschaft nicht zu bremsen. Was folgt, hört sich wie ein spannender Krimi an: Er findet Mittel und Wege, seine „Schätze“ zu retten. Die alten Möbel zerlegt er und bringt sie Stück für Stück und über mehrere Jahre nach Augsburg. Hier rettet er inzwischen dieses Bauernhaus vor dem Bagger und baut es aus. Den alten, großen Dachboden füllt er nach und nach mit alten Truhen, Bauernmöbeln, Trachten, Handarbeiten, Gerätschaften, Handwerkszeug zum Arbeiten und täglichen Leben aus Siebenbürgen.
Kindheit, Berufsleben und Sammlung
Neugierig frage ich nach seinem Werdegang: Geboren am 1. Juli 1933 in Bistritz, verbringt Rill als Kind viele Jahre in Lechnitz bei seinen Großeltern am Bauernhof. 1944 muss er, wie viele andere Nordsiebenbürger, innerhalb von wenigen Stunden die Heimat mit seiner Familie fluchtartig verlassen. Sie landen zuerst in Vöcklabruck in Österreich. Sein Bruder lebt noch immer in dem Land. Gerhard Rill kommt als ehemaliger Bistritzer Gymnasiast in die Schule nach Reichenberg. Mit zwölf Jahren muss er auch „Kriegsdienst“ leisten. In Zell am See wird er als „Panzerknacker“ ausgebildet. Er überlebt den Krieg und beginnt danach eine Lehre bei der Nordmolkerei Deller in München. Seine Familie hofft noch, nach Siebenbürgen zurückzukehren, wo er den Familienbetrieb übernehmen soll. Doch dies bleibt eine Illusion und wegen Rheuma gibt er später den Beruf auf und wird erfolgreicher Versicherungskaufmann, zunächst in der Frankfurter Gegend und später in Augsburg. Mit 63 Jahren in Rente kauft er in Ungarn ein weiteres Haus für seine siebenbürgische Sammlung, die wächst und wächst. 2014 reist er nochmals nach Siebenbürgen zum Bistritzer Treffen und auch dieses Jahr möchte er zum dortigen Sachsentreffen fahren.Sammelkonzept und Zukunftsoptionen
Gefragt nach seinem System, gibt Rill offen zu, dass er seine geretteten „Schätze“ so ausgestellt hat, wie er sie nach und nach gebracht hat. Leider fehle ihm der Platz, um sie wie in einem Museum auszustellen. Auch müsse alles beschriftet und katalogisiert werden, stellt er fest. Diese Zeit fehle ihm. Er erinnert sich sehr gerne an Dr. Gustav Wonnerth und Prof. Egon Machat. Vor dreißig Jahren bereits erkennen sie den Wert der Sammlung und bemühen sich um Regierungsmittel, um sie in ein Museum umzuwandeln. Vor vielen Jahren zeigt sich auch das Siebenbürgische Museum aus Gundelsheim interessiert, doch Rill will die Exponate nicht hergeben, sondern mit ihnen leben und weiter sammeln. Und wie geht es weiter? Wenn Rill alle Sachen nach Siebenbürgen zurückbrächte, könne er das Angebot von Bischof Reinhart Gruib annehmen und sie in einer oder zwei siebenbürgisch-sächsischen Burgen ausstellen, berichtet er. Eine Möglichkeit wäre, nach seinem Tod eine Auktion zu organisieren und alles zu verkaufen – doch Rill wünscht sich eine andere Lösung. In seiner Vision – und dafür sprechen die begeisterten Einträge im Gästebuch – kommen künftig viele Besucher in sein Museum. Eine Stiftung wäre die optimale Lösung. Sie würde das Haus als „Siebenbürgisch-sächsisches Bauernmuseum Rill in Augsburg“ organisieren, verwalten und am Leben erhalten. Sein lebenslanger Einsatz und Engagement für den Erhalt der Beweise unserer wertvollen siebenbürgisch-sächsischen Tradition hätte sich gelohnt. Wer hilft unserem Retter auf dem Weg dahin? Kontakt: Gerhard Rill, Neuburger Straße 238 B (am Feuerdornweg), 86169 Augsburg, Telefon: (0821) 707878.Melita Tuschinski
Bildergalerie: 50 Jahre Sächsisches Bauernmuseum Rill in AugsburgSchlagwörter: Museum, Heimatsammlung, Kulturerbe, Bistritz, Augsburg
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