10. März 2022
Kreisgruppe Freiburg: Deportation nach Russland
Kornel Kwieczinsky erzählte am 15. Februar in der Kreisgruppe Freiburg über die Deportation nach Russland. Die ersten beiden Termine waren Corona zum Opfer gefallen. Erst beim dritten Anlauf sollte es klappen. Große Erwartung und Anspannung herrschte bei den vielen Besuchern. Kornel Kwieczinsky, 94 Jahre alt, wohnhaft in Endingen im Kaiserstuhl, zog schon in den ersten Minuten alle in seinen Bann. Gewählte Sprache, spannende Augenblicke, persönliche Betroffenheit hinterließen bei den Zuhörern immer wieder verständnisvolles Nicken, Kopfschütteln oder sogar Tränen in den Augen.
![Kornel Kwieczinsky. Foto: Horst David ...](/bild/artikel/normal/2022/freiburg_kwieczinsky_2022.jpg)
Es wurden Freundschaften geschlossen, sowohl unter den Deportierten als auch zu den russischen Arbeitskräften, die dort ihr täglich Brot verdienten, um die Familie zu ernähren. Etwas ganz Wichtiges unterschied aber beide Gruppen voneinander. Die Deportierten hatten die Hoffnung heimzukehren in einen anderen, ihren ehemaligen Alltag, weg vom ganz normalen Alltag der russischen Arbeitskräfte, die hier beheimatet waren. Ohne Unterschiede zu machen half man sich gegenseitig.
Nach fünf Jahren betrat Kornel Kwieczinsky nach siebentägiger Fahrt wieder Heimatboden. Nicht alle hatten das Glück, von dieser Reise zurückzukehren. Mancher starb an Schwäche, Krankheit oder sogar, wie Margarethe Petri, eine Zuhörerin, berichtete, durch Selbstmord, wie ihr Schwager, weil er diesen Strapazen nicht gewachsen war. Sie war sichtlich gerührt und bedankte sich bei Kornel Kwieczinsky, da sie nun aus erster Hand erfahren habe, welchen Leidensweg ihr Schwager erlebt habe. Auch andere Zuhörer stellten interessiert Fragen und Herr Kwieczinsky wurde nicht müde zu erzählen. Große Hochachtung, nicht nur für das Erlebte und Erzählte, sondern auch für die Art und Weise, wie Kornel Kwieczinsky diesen Abend meisterte. Auch wenn manche Episoden für ihn sehr schmerzhaft waren, konnte man feststellen, dass er mit dieser Zeit ausgesöhnt war, dass er seinen Frieden geschlossen hatte und dass er glücklich war, dass es Menschen gibt, die sich für das Erlebte interessieren. Bei der Frage nach dem Danach, nach der Zeit im Anschluss an die Deportation, war uns allen klar, dass es hoffentlich zeitnah eine Folgeveranstaltung geben sollte. Möge Herr Kwieczinsky gesund bleiben, um diesem Wunsch nachzukommen.
Ursula Stefanovici
Schlagwörter: Freiburg, Deportation, Donbas, Veranstaltung, Kwieczinsky
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