10. November 2020
Infoabend mit Dr. Bernd Fabritius in Geretsried
Ja, es sind dies die Kinder, die vor, vielleicht auch während oder nach der Zwangsarbeit ihrer Eltern in der Sowjetunion zur Welt kamen und dann oft von den Großeltern, Verwandten oder Bekannten aufgenommen wurden. Als ich mit einer kleinen Gruppe unter der Leitung von Günter Czernetzky nach Stalino, heute Donezk, flog, um mir vor Ort ein Bild zu machen, kamen einige Frauen auf uns zu und sagten: „Bitte hasst uns nicht, unsere Mütter mussten auch im Bergwerk arbeiten und hatten nichts zu essen.“ – Nein, wir waren bestimmt nicht wegen des Hasses dort. Es war Neugierde, Interesse und später Verständnis. Nach der Entschädigung der betroffenen Opfer des Kommunismus durch das Gesetz 118/1990 werden jetzt auch wir mit dem neuen Entschädigungsgesetz 130/2020 berücksichtigt. Die Kinder ohne Kindheit! Dabei entstanden aber noch viele Fragen. Somit gab es am 16. Oktober im Saal des TuS-Vereinsheim (Isarau) in Geretsried einen Infoabend zu aktuellen Aussiedlerthemen, der auch das neue Entschädigungsgesetz behandelte.
![Infoabend mit Dr. Bernd Fabritius zu aktuellen ...](/bild/artikel/normal/2020/geretsried_fabritius_2020.jpg)
Mit den Worten „Liebe Freunde“ begrüßte uns danach Herr Fabritius und ging dann sofort zu einem ersten wichtigen Anliegen über und zwar dem Schutz vor Corona, damit auch solche Treffen möglich bleiben: „Bitte nehmt dieses Virus ernst. Denkt an euch und an eure Mitmenschen und vergesst den nötigen Abstand nicht – und auch die Maske nie zu Hause.“
Dann berichtete er über die Aussiedleraufnahme während der Pandemie. Die meisten der monatlich einigen Hundert Spätaussiedler kommen aus Risikogebieten und müssen zuerst in Quarantäne. Das Bundesverwaltungsamt (BVA) hat in Transiteinrichtungen unter anderem die Unterkunft und Verpflegung für zwei Wochen derjenigen Personen übernommen, die danach zur Aussiedleraufnahme nach Friedland reisen.
Fabritius sprach dann über die vielfältigen Fremdrentenkürzungen, besonders die um 40 Prozent. Daran müsse noch gearbeitet werden. Ein Teil der Koalition in Berlin sei mit der Korrektur dieser Kürzung einverstanden, der Rest müsse noch überzeugt werden.
Im nächsten Themenkomplex, der Zwangsarbeiterentschädigung, berichtete Fabritius zuerst über die in Deutschland erfolgreich umgesetzte Anerkennungsleistung an ehemalige zivile deutsche Zwangsarbeiter (AdZ). Danach schilderte er die neuen Entwicklungen zur Entschädigung der Russlanddeportierten in Rumänien.
Die nach Dekret 118/90 und Gesetz 130/2020 gezahlte „Entschädigung für Sonderopfer“ sei keine „Rente“, sondern eine monatliche Entschädigungszahlung, die Betroffenen von keiner anderen Leistung abgezogen werden darf. Weiter berichtete er über zu beachtende Besonderheiten bei der Antragstellung.
Im zweiten Teil des Abends sollte das Frage- und Antwortspiel stattfinden, doch es kamen kaum Fragen, was mich zuerst etwas verwunderte. Aber dann die Klärung, als ein Besucher sagte: „Eigentlich bin ich gekommen, um Fragen zu stellen, aber Herr Fabritius hat alles wunderbar erklärt und somit war schon alles beantwortet“.
Recht schönen Dank, Dr. Bernd Fabritius, für diesen interessanten und inhaltsvollen Infoabend. Wer mehr wissen oder nochmals alles Revue passieren lassen will, kann all dieses in den vergangenen und den noch kommenden Ausgaben dieser Zeitung nachlesen.
Wiltrud Wagner
Schlagwörter: Kreisgruppe, Bad Tölz – Wolfratshausen, Infoveranstaltung, Bernd Fabritius, Entschädigung, Deportation, Aussiedlerbeauftragter
25 Bewertungen:
Noch keine Kommmentare zum Artikel.
Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.