4. Oktober 2020
Weshalb bleiben junge Siebenbürger Sachsen in ihrer Heimat oder kehren dorthin zurück?
Alles war gebucht und am 30. April 2020 sollte es losgehen: Studierende der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Hochschule Berlin wollten mit dem Zug nach Siebenbürgen reisen, um dort eine Woche lang Kultur und Leben der Siebenbürger Sachsen kennenzulernen. Im Rahmen ihres Seminars „Sozialer Wandel im ländlichen und semiurbanen Raum“ sollten sie Forschungsfragen entwickeln und beantworten. Doch dann hat ihnen die COVID-19-Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht – die Reise musste abgesagt werden.
Eine der Studierenden, Angela Brinkmann-Hasselhorn, ließ sich durch die Absage nicht entmutigen. Anstatt junge Siebenbürger Sachsen vor Ort zu befragen, interviewte sie sie einfach per Video-Chat von Berlin aus. Ganz so leicht war es nicht, aus der Ferne mit Siebenbürger Sachsen in Kontakt zu kommen. Aber mit Unterstützung des Bundeskulturreferats und auch der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) gelang es ihr schließlich, drei von ihnen über eine Stunde lang zu befragen. Ihre Forschungsfrage lautete: „Warum bleiben junge Siebenbürger Sachsen in ihrer Heimat oder kehren dorthin zurück?“ Dadurch, dass die Siebenbürgische Zeitung ihr auch den Zugang zum Artikelarchiv geöffnet hatte, konnte sie ihre Ergebnisse mit weiteren Eindrücken aus Artikeln dieser Zeitung ergänzen.
Drei Themen sind ihr während ihrer Forschungsarbeit besonders aufgefallen.
Drei Themen sind ihr während ihrer Forschungsarbeit besonders aufgefallen.
- Erstens: die ausgeprägte siebenbürgische Identität. Dies fand sie bei allen Interviewpartner*innen, aber beispielsweise auch bei niederländischen Zuwanderer, deren Lebensweg nach Siebenbürgen in einem Artikel der Siebenbürgischen Zeitung beschrieben wird.
- Der zweite Punkt betrifft die einhellige Ablehnung des hektischen Lebens in Metropolen. In den Interviews schimmerte immer wieder durch, wie sehr man sich bewusst gegen das hektische Leben in einer Leistungsgesellschaft entschieden hat. Dennoch sind sich die Befragten bewusst: Ein solches Leben könnte durchaus auch bereichernd sein und Chancen bieten.
- Schließlich las die Studentin insbesondere aus den analysierten Artikeln eine gewisse Idealisierung der Siebenbürgischen Gesellschaft heraus. Probleme in der Gemeinschaft werden dort nicht thematisiert, obwohl sie annimmt, dass es sie – wie überall – auch hier geben wird. Da zeigen sich die Grenzen der Forschung aus der Ferne. Vermutlich hätte die ursprünglich geplante Studienfahrt hier zu tieferen Eindrücken geführt.
Schlagwörter: Umfrage, Studie, Hochschule, Berlin, Identität
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Neueste Kommentare
- 06.10.2020, 01:39 Uhr von Doris Hutter: Ja. Und? Reife Studenten sieht man an den Universitäten immer öfter. Respekt vor allen Menschen, ... [weiter]
- 04.10.2020, 09:29 Uhr von Äschilos: Das ist aber eine nicht mehr junge Studierende [weiter]
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