Quergereimt - Quatsch mit Würze

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Kurt Binder
schrieb am 29.05.2024, 06:44 Uhr
Alles Käse (1/3) Teil 3

Min: „Aber gerne – was wollen Sie wissen?“
Rep: „Was mich schon immer interessiert hat - essen Sie eigentlich Ihre selbstgezüchtigten ... äh, selbstgezüchteten Tomaten auch selbst?“
Min: schweigt verlegen.
Rep: „Verstehe – aber sind die dann nur für den Export bestimmt?“
Min: „Nicht ganz, Herr Cascaval! “
Rep: „Emmentaler!“
Min: „Herr Emmentaler, wir praktizieren hier so eine Art Waren-Permutation auf internationaler Ebene!“
Rep: „Waren-Permutation? Und - wie funktioniert das?“
Min „Sehen Sie, das geht so: Die Hälfte der gesamten Tomatenproduktion senden wir nach Rumänien. Diese exportieren die gleiche Menge Gogoschari nach Griechenland, und die Griechen schicken uns dafür ihre besten südländischen Tomaten!“
Rep „Sapperlot - das ist ja’n Ding! Aber was machen die Rumänen mit den holländischen Tomaten?“
Min: „Sie spenden sie den Tafeln!“
Rep: „Und die Griechen mit den Gogoschari?“
Min: „Die legen sie in Olivenöl ein und schicken sie zu uns nach Holland!“
Rep: „Aaha! Und so kommt jeder auf seine Kosten.“
Min „Sie sagen es - besonders wir!“
Rep: „Aber - Sie sagten, dass Sie nur die Hälfte Ihrer Tomatenproduktion exportieren. Was machen Sie mit der andern Hälfte?“
Min: „Die stecken wir uns an den Hut!“
Rep: „Aaaha! Sozusagen ein vegetarisches Modeattribut mit Werbungseffekt und Ketchup-Potential! Genial - einfach genial! Damit könnte die holländische Tomate sogar Lukullus’ Gaumen beglücken!"
Min: „Können Sie mir dem seine e-Mail-Adresse geben?“
Rep: „Leider nicht. Aber könnten Sie uns vielleicht noch etwas Sensationelles von Ihrer Tomatenproduktion berichten?“
Min: „Nun ja – also da war schon noch etwas, über das wir nicht gerne sprechen. Um gegen eine Alien-Invasion gerüstet zu sein, haben wir die Killertomaten entwickelt!“
Reo: „Eine geniale Voraussicht! Und – haben die sich bewährt?“
Min: „Na ja, also das war so – nachdem lange keine Aliens gekommen sind, waren die Killertomaten so hungrig, dass sie angefangen haben, uns aufzufressen!“
Rep: „Autsch! Und was haben Sie dagegen getan – sie gekillt?“
Min: „Oh nein – wir haben sie nach China in ein Umerziehungslager geschickt!!“
Rep: „Sehr geschickt – so braucht es ihnen! Für den Fall aber, dass nun auch weitere Projekte fehlschlagen, hätten Sie da eine Alternative?“
Min „Natürlich: Ayurveda!“
Rep: „Prophetisch-diagonal?“
Min: „Nein - okkultisch-katastrophal!“
Rep: „Und wenn auch das versagt, was dann?“
Min: „Meister Proper!“
Rep: „Wieso Meister Proper!“
Min: „Wieso nicht?“
Rep: „Aaaaha! Aber – warum probieren Sie es nicht mal mit Haribo-Gummibärchen?“
Min: „Gummibärchen? Wie kommen Sie denn auf diesen Blödsinn, Herr Romadur?“
Rep „Emmentaler, Frau Kanterkaas ...“
Min: „Gouda, Herr Weißlacker ...“
Rep: „Ach, was solls - Käse bleibt Käse, und Toamten Tomaten! Jedenfalls danke ich Ihnen ganz herzlich für dieses aufschlussreiche Gespräch, Frau Antje van der Gouda!“
Min. guckt ihn verduzt an: „Gern geschehen, Herr Emmentaler!“
Rep. guckt sie verduzt an: „Und falls Sie Zeit und Interesse haben, können Sie mich gerne mal ...“
Min: „Sie mich auch! Tot ziens*!“

*) holländisch: Auf Wiedersehn
Kurt Binder
schrieb am 05.06.2024, 09:59 Uhr
Neulich

Also, eigentlich sind es schon einige Neuliche her – da irrte ich in einer fremden Stadt umher, die war so fremd, dass mir bangende Angst wurde. Ich suchte verzweifelt die Agathen Allee, und fand sie nicht ums Verrecken. Es war allerdings eine Großstadt, und nachdem ich zitternd, hungernd, ungegessen und überhaupt meine Straße nicht gefunden hatte, blieb mir nichts anders übrig, als jemanden danach zu fragen. Und so fragte ich den Nächstbesten, der an mir vorübereilen wollte, indem ich denselbigen am Rockzipfel festhielt:
“Entschuldigung, wenn ich Sie störe ...“
“Ich entschuldige!“, antwortete der Typ nachsichtig, entzipfelte sich mit einem Ruck aus meinen klammen Fingern, und eilte von dannen. Okay, dachte ich erschöpft, beim Nächsten wollte ich es besser machen.
“Wissen Sie, wo die Agathen Allee ist?“, fragte ich also höflich, und packte, da er keinen Rock anhatte, seinen Hemdenzipfel, diesmal aber mit beiden Händen.
“Ja, ich wei0!“, sagte der Nächste, und eilte weiter; dass sein Hemdenzipfel verkrüppelt in meiner Faust lag, ignorierte er total. Zum Umkipprn müde und geschwächt überlegte ich. – ja, das war wohl die beste Formulierung. Also fragte ich den Übernächsten, der natürlich nicht wusste, dass er der Übernächste war, aber ein riesiges Transparent trug:
“Wo, bitteschön, liegt Ihrem Wissen nach die Agathen Allee?“
“Genitiv, Mann, das heißt ‚Ihres Wissens’, kapiert? Der Dativ ist im Aussterben - und pöbeln Sie mich nicht an, wenn Sie nicht einmal Deutsch schwätzen können!“ – und er rannte empürt davon, um weiter gegen den Verfall unsrer Sprache zu demonstrieren.
Aha, dachte ich, und konstruierte in Gedanken meine Frage an den Über-übernächsten, indem ich im Indikativ die Dative mit den Genitiven verauschte, und das Präterium durch den Plusquamperfekt ersetzte. Da mir der Konjunktiv 1 nicht schlagkräftig genug erschien, verwendete ich das einfache Präsens vom Konjunktiv 2 – und legte los:
“Sagen Sie bitte, wenn Sie wüssten, wo die Agathen Allee ist, würden Sie es mir sagen?“ Er starrte mich an, wie ein – egal was. Aber sein Blick und sein Ton gaben mir zu verstehen, dass ich alles andere von ihm erwarten könne, als die heißhungrig ersehnte Antwort. Und die kam:
“Sag mal, du Witzbold – willst du mich verpopöen, he? Dann sieh dich mal aufmerksam um – klar?“ Ich drehte mich langsam um – na ja, wie der Zufall so spielt – da stand es laut und deutlich auf dem Straßenschild: Agathen Allee!
Nach stundenlangem Umherirren war ich endlich ans Ziel gelangt. Ich war überglücklich, obwohl ich inzwischen vergessen hatte, was ich eigentlichg hier wollte – und zur maßlosen Enttäuschung des inzwischen Über-über-über-usw-übernächsten, der es kaum erwarten konnte, mir eine witzboldische Antwort zu verpassen.
So beschloss ich, wieder nachhause zu gehen. Und so fragte ich den Nächstbesten, der an mir vorbeieilen wollte ...

Kurt Binder
schrieb am 14.06.2024, 08:37 Uhr
Es geschah am Freitag

Hinz lam von einem kleinen Seitensprung leicht angetrumken im strömenden Regen, und wollte nachhause gehen. Gerade als er die Straße überqueren wollte, raste ein Auto vorbei, und besudelte ihn voll mit Schlamm, der rein zufällig in Form einer braunglänzenden Pfütze bis dahin tatenlos genau neben ihm gelungert hatte. Zu spät wollte er beiseite springen, stolperte über den Bordstein, und haute mit der Nase auf den Asphalt, die, empört über diese Behandlung sofort zu bluten anfing. Ein Rabe, der rein zufällg vorbeiflog, erspähte den Unglücksraben, setzte sich auf seinen Kopf, schüttelte verständnislos den seinigen, und flog krächzend davon – nachdem er Hinz ein tröstendes Souvenir auf die Frisur geschwutzt hatte.
Als Hinz endlich vor seiner Haustür stand und klingelte, öffnete Frau Hinze diese, stieß einen gellenden Schrei aus, schlug ihm die Tür auf die bereits blutende Nase, und rief zitternd vor Grauen den Notrufdienst an. Bevor dieser eintraf, torkelte Hinz davon, und traf an der nächsten Straßenecke rein zufällig seinen Kumpel Kunz, der ihn sofort erkannte.
“Mensch, Hinz", rief er erschüttert. "Wie um alles in der Welt siehst du denn aus?“
“Na, wie schon? Hat ja alles seine Richtigkeit, denn heute ist doch Freitag, der 14.!“
“Aber nein, alter Freund – sowas passiert einem doch nur am Freitag, den 13.!“ Bevor Hinz endgültig umkippte, lallte er vorwurfsvoll:
“Oh Mann – warum hast du mir das nicht vorher gesagt? Dann hätte ich heute dies alles schon einen Tag hinter mir!“

Kurt Binder
schrieb am 21.06.2024, 11:55 Uhr
Mann in dubio
Der Quatsch darf nicht sterben

Eines Morgens - es war genau Schlag punkt sieben Uhr, als mich völlig unvorbereitet die ultimative Erleuchtung traf! Ich beschloss, ab sofort, bzw. jetzt gleich, bzw. ohne zu säumen auf den geläuterten Pfad der totalen Erkenntnis einzuschwenken, um in dem autoritären Monopol des zwangsläufigen Geschehens - den Pferdefuß zu finden.
Im ersten Schritt schritt ich also, mich aufmerksam umsehend in den Garten – und als hätte die Vorsehung meine edlen Absichten erkannt, erblickte ich einen Regenwurm, der sich gerade anschickte, den sengenden Strahlen der aufsteigenden Sonne entkommen wollend, in die feuchte Erde zu tauchen.
Dies war für meine, zur erneuernden Empfängnis bereite Seele ein eindeutiges Zeichen dafür, dass dieser Regenwurm der Schlüssel zur Offenbarung der letzten Gemeimnisse der Natur war, die schon in der ersten Phase der Problemstellung eine tiefgründige Analyse dieser eigenartigen arteigenen Evolution vom Dinosaurier zum Regenwurm erforderlich machte!
Durchdrungen von den Schauern bevorstehender Gewissheit über die an Sicherheit grenzende Wahrscheinlichkeit dessen, was ich in unmittelbarer Kürze erfahren würde, stellte ich mir die einzige Frage, die mich für alle Zeiten in die wiedergeborene Welt der reinen, totalen Wahrheit katapultieren würde. Und ich fragte mich, bebend vor Ungeduld:
Warum ist ein Regenwurm* ein Regenwurm - und nicht ein Kaninchen?
Zu meiner Enttäuschung blieb die Erleuchtung aber aus, und während der letzte Zipfel des, ob seiner Identität in Frage gestellten Regenwurms - der vorne genau so wie hinten war, in seinem selbstgefressenen Loch verschwand, fragte ich mich: “Was nun?“
War die Existenzialle Differenzial-Philosophie zu hoch für mich?
“Kategorisch – NEIN!“, antwortete mir entrüstet mein Selbstwertgefühl, und so stellte ich weitere intelligente Fragen, in die ich pfropfenweise die Thesen der Relativierten Möglichkeiten einbaute, und die alle einer gewissen Logik nicht entbehrten:
Warum ist der Eierlikör ein Eierlikör, und nicht Buttermilch?
Warum ist die Bertramsuppe eine Bertramsuppe, und nicht eine Hanklich?
Doch, siehe da - nach einem wahren Fragen-Marathon, also nach 42.000 durchgehend intelligenter Fragen traf mich endlich die Erleuchtung wie eine 1000 Watt Glühbirne - mit voller Wucht. Und schlagartig wurde mir bewusst:
Wenn der Regenwurm ein Kaninchen, und nicht ein Regenwurm gewesen wäre, dass ich dann ja gefratgt hätte, warum das Kaninchen ein Kaninchen und nicht ein Regenwurm sei!
Und wenn die Bertramsuppe eine Hanklich, und nicht eine Bertramsuppe gewesen wäre, dass ich dann ja gefragt hätte, warum die Hanklich eine Hanklich, und nicht eine Bertramsuppe sei?
Und wenn der Eierlikör ...

Kurz bevor ich den Roten Knopf des Kalabreser-Hausnotrufdienstes drückie, hatte ich die Schnauze von allden Zweifeln gestrichen voll – und aß und trank halt, was eben da war, ohne dessen Identität oder Daseinsberechtigung zu hinterfragen! Sonst hätte ich womöglich noch die prekäre Frage gestellt:
Warum steht unsre Welt schräg, und nicht auf dem Kopf?


*) Der gemeine Regenwurm ist bei wurmich gebildeten Menschen unter dem Namen „Annelida Lumbricidae“ bekannt, was auf seine Herkunft von einem alten, italienischen Adelsgeschlecht hindeuten könnte.
Ähnliche Namen heute: Annalena und Lollobrigida – ein Vergleich, welcher den sensiblen Wurm wurmt!
Kurt Binder
schrieb am 04.07.2024, 06:28 Uhr
Wortspielereien

Ein Verleger ist sicher niemals verlegen, ein Buch zu verlegen. Er dürfte aber in Verlegenheit geraten, wen er gefragt wird, ob er auch Auslegeware verlege?
Oder wenn er seiner Frau verlegen gestehen muss, dass er ihren Hochzeitstag vergessen hat.
Oder verlegen zugeben muss, dass er seine Brille verlegt hat, und sie nicht finden kann, weil er ohne Brille nichst sieht.
Bliebe noch die Frage, ob der Verleger sich, gelegenheitlich bedingt auch selbst mal - verlegt?

Was lernen wir daraus?
Es empfiehlt sich, der Verlegenheit eine Chance zu geben, denn wer sich noch nie selbst verlegt hat, gerät in die Verlegenheit gestehen zu müssen, dass er nicht wusste, dass es sowas gibt!

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