Wegweiser

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OREX
schrieb am 07.05.2014, 19:43 Uhr
Urlaub 2003. Mallorca, Ostküste. Nachmittagsausflug nach Calla d’ Or mit dem Minibähnle. Es war ein schöner Nachmittag. Eingetaucht im mediterranen Licht, hatten wir die Beschaulichkeit dieses Ortes erlebt, manch schönes Motiv fotografiert und nun mussten wir wieder zurück zur Bähnlestation. „Ist das auch der richtige Weg?“ – fragte ich meine Frau. „Ja“, sagte sie, „die Tomate ist immer noch da“. Tatsächlich, da lag sie auf dem Gehsteig, die angebissene Tomate, die uns schon auf dem Hinweg aufgefallen war. Ein „richtiger Wegweiser“! Ich kniete nieder und bekam die Tomate ganz ins Bild. Später schrieb ich ins Album: „Cala d’ Or – Wegweiser oder lieber – Erkennungsmarke für den richtigen Rückweg. Ein Glück, dass in der Zwischenzeit kein Schwein die Tomate gefressen hat.“

Was ist ein Wegweiser?

Definition aus dem Internet:
„Ein Wegweiser ist eine beschriftete Tafel aus Blech, Holz oder Kunststoff mit Ziel- und Richtungsangaben zu bestimmten Objekten. Wegweiser sind meist in typischen Farben gehalten, können mit Symbolen oder Piktogrammen versehen sein und enthalten häufig auch Entfernungs- und andere Angaben zum Ziel.“ Ich ergänze: „Ratgeber (Bücher) und Berater (Menschen) können auch Wegweiser sein.“ Das Problem der Wegweiser ist also vielgestaltig. Ein Freund erzählte mir eine Geschichte aus den Aufbaujahren von einem Arbeiter, der des Lesens und Schreibens unkundig war, der aber durch seine ehrliche Art das volle Vertrauen seines Chefs genoss. Dieser, der Chef, verhalf dem guten Mann zu einer eingeschränkten Fahrerlaubnis. Obwohl er keine Hinweisschilder lesen konnte, orientierte er sich, dank seines guten Gedächtnisses an verschiedenen Merkmalen der abgefahrenen Strecke. In der Großstadt wurden an einem zentralen Platz ein paar Bäume gefällt, Bäume die an dieser Stelle die einzigen Orientierungsmerkmale für unseren Mann waren. Die Katastrophe war perfekt: – Er verlor die Orientierung und gelangte erst nach einer abenteuerlichen Irrfahrt ans Ziel. Anhand dieses Beispiels können wir die Wegweiser ganz grob in zwei Gruppen einteilen: genormte und ungenormte Wegweiser. Die ungenormten Wegweiser, das sind persönliche Orientierungsmerkmale, ein Baum, ein Haus, ganz unterschiedlich bei verschiedenen Menschen. Bei dieser Methode, einen Weg zu erkennen, muss man sich viele Dinge merken, man braucht also ein gutes Gedächtnis. Die genormten Wegweiser, wie beschriftete Hinweisschilder, Verkehrszeichen u. a. sind leichter zu merken, man kann aber auch leichter in die Irre geführt werden (z. B.: falsch angebrachte Richtungsschilder). Einer der ältesten vom Menschen geschaffenen Wegweisern war der Leuchtturm von Alexandria, eines der sieben antiken Weltwunder.

Bleiben wir in der Antike. Nach der Schlacht von Marathon kam der Läufer mit seiner guten Nachricht zu einer Weggabelung: – Ein Weg führte zum gewünschten Ziel, nach Athen und der Andere ging in die Irre. Da gab es zwei menschliche Wegweiser, einen notorischen Lügner und einen der stets die Wahrheit sagte, Tag für Tag abwechselnd, einmal der Eine und einmal der Andere im Dienst. Unser Läufer wusste nicht, welcher der beiden an der Weggabelung stand. Was fragte er den unbekannten Mann, um die Wahrheit zu erfahren?

Der Lügner ist ein vermeintlicher Wegweiser, einer der in die Irre führt und meint, er täte das Richtige. Kann man nicht auch von einem vermeintlicher Wegweiser sprechen, wenn es in der Zeitung heißt: „Parkinson heilbar“? [Anmerkung* - siehe ganz unten] Es können leicht falsche Hoffnungen geweckt werden. Unser Lügner log, weil das seine Lebensart war. Wenn man aber ganz bewusst anderen den falschen Weg weist, um daraus Profit zu ziehen, spricht man von Irreführung (falsche Wegweiser). Das Ergebnis kann fatal sein, z. B. Absturz in den Bergen. Die irreführende Absicht eines Wegweisers ist im unten beschriebenen Bild eindeutig zu erkennen. Es steckt diesmal keine kriminelle Absicht, sondern eher Klamauk dahinter.

(Das Bild zeigt ein Hinweisschild mit folgendem schwarzem Text auf weißem Hintergrund „WC im Schlosstor 200 m“ und darunter ein schwarzer nach links gerichteter Pfeil. Ein Spaßvogel hat vor dem „m“ ein „K“ eingekratzt und so wurden aus 200 m plötzlich 200 km)

Weiser stehen auf den Straßen,
Weisen auf die Städte zu,
Und ich wandre sonder Maßen
Ohne Ruh’ und suche Ruh’.

Einen Weiser seh’ ich stehen
Unverrückt vor meinem Blick;
Eine Straße muss ich gehen,
Die noch keiner ging zurück.


…. So heißt es in einem Lied von Franz Schubert. Die Verse wurden 1821 von Wilhelm Müller geschrieben. Sie stimmen uns traurig und nachdenklich. Sie sind der Ausdruck des damaligen Zeitgeistes. Aber auch wir dürfen nicht vergessen, dass auch wir auf einem Weg ohne Rückkehr sind. Wir sollen aber nie verzweifeln. Es ist ein einmaliger Weg, ein Weg mit vielen Chancen und vielen schönen Augenblicken. Genießen wir also den Augenblick, geben wir dem Leben Sinn. Ja, das Thema „Wegweiser“, um mit Fontane zu sagen: „Es ist ein weites Feld.“ Wir wollen aber zum Schluss kommen:

Es gibt viele Wegweiser, ob Hinweisschilder, Ratgeber, Berater oder Propheten, ehrliche und unehrliche. Es kommt im Leben immer darauf an, im richtigen Augenblick, den richtigen Wegweiser sehen und erkennen zu können. Dazu gehört viel Erfahrung (Training) und oft auch eine gehörige Portion Glück.

28. März 2006

Lösung der Denkaufgabe: − Die Frage lautet: - Was hätte mir dein Kollege, der gestern hier stand, gesagt?
a. Der Lügner ist der Wegweiser: − Er verdreht die Wahrheit dessen, der gestern da stand, also die Antwort ist eine Lüge.
b. Der Wahrheitssagende ist der Wegweiser: − Er sagt wahrheitsgemäß die Lüge dessen, der gestern da stand.
Also, bei dieser Fragestellung erhalten wir in beiden Fällen als Antwort eine Lüge. Das Gegenteil der Lüge ist die Wahrheit. Das heißt, der Marathon-Läufer darf den gewiesenen Weg nicht einschlagen, weil der in beiden Fällen der Falsche wäre.
Das ist eine klassische Logikaufgabe!
Beim Erkennen der richtigen Wegweiser ist Logik oft sehr hilfreich.

Anmerkung*:

Es gab vor ein paar Jahren einen Arzt, einen Scharlatan, der behauptete eine Methode gefunden zu haben, die dopamin-produzierenden Zellen der Substantia Nigra zu reaktivieren, durch Nadelimplantate hinter den Ohren und somit wäre Parkinson heilbar. Aber bei Parkinsonkranken sind diese Zellen abgestorben und somit nicht reaktivierbar. Da sich aber mit der Hoffnung der Menschen Geld machen lässt, hat er mehreren Gutgläubigen das Geld aus der Tasche gezogen, bis ihm durch ein Gerichtsurteil seine Approbation entzogen wurde.

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