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Thema: Ein heikles Thema...
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Grumpes Mitglied Beiträge: 39 Von: Registriert: Feb 2005
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erstellt am 26.09.2005 um 11:37 Uhr
Ein heikles Thema: dieses Wochenende mußte ich im Zuge von Gesprächen mit Bekannten mehrfach erfahren, daß sich bei der Einschulung von Erstklässlern in Ba-Wü merkwürdige Begleitumstände auftun, die sehr direkt mit unserem Status als deutschstämmige Menschen verbunden sind. Es war zu hören, daß bei vielen Schulen rein einheimische Klassen gebildet wurden, dazu Klassen mit allen anderen. Das Unterscheidungskriterium für diese Einteilung waren vordergründig die Deutschkenntnisse der Kinder. Diejenige, welche nicht so gut Deutsch können, sollten in diesen "gemischten" Klassen besser und gezielter im Hinblick auf die Sprache betreut werden. Nun ratet mal, wo die Kinder unserer Landsleute gelandet sind? Richtig, in der "gemischten"... Das sagt ziemlich viel darüber aus, wie gut wir hier angekommen sind und als was man uns betrachtet. Die Deutschkenntnisse unserer Kleinen sind sicher nicht schlechter als die eines jeden einheimischen Kindes. Und doch, es reicht nicht, wir sind anders und gehören nicht dazu. Da sollte so mancher, der das glaubt, ein wenig nachdenken... Was kann man als Elternteil tun, wenn einem so etwas passiert? Diskussionen mit der Schulleitung haben nichts gebracht und waren sowieso schon sehr heikel, weil man sich da wiederum von den anderen, Nichtdeutschen abgrenzt, was ja auch nicht erwünscht ist. Das "Schöne" daran ist, daß sich die Eltern der meisten Kinder schon vorher, aus der Kindergartenzeit kannten. Da war noch alles in Ordnung, scheinbar... Laut Grundgesetz ist so eine Klassifizierung nach Herkunft bei der Einschulung ziemlich sicher nicht erlaubt. Es scheint sich aber um ein landesweites, wahrscheinlich zentral koordiniertes Phänomen zu handeln. Was bringt uns die Zukunft? Wo stehen wir, unter diesen Umständen?IP: gespeichert |
Landler Mitglied Beiträge: 264 Von:Deutschland Registriert: Okt 2000
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erstellt am 26.09.2005 um 12:14 Uhr
Zitat: Original erstellt von Grumpes: Das Unterscheidungskriterium für diese Einteilung waren vordergründig die Deutschkenntnisse der Kinder.
Wie wurden die Deutschkenntnisse festgestellt? Wie wurde der Test durchgeführt? IP: gespeichert |
Grumpes Mitglied Beiträge: 39 Von: Registriert: Feb 2005
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erstellt am 26.09.2005 um 12:34 Uhr
Es wurden keine Tests durchgeführt! Es waren auch nichteinheimische Kinder darunter, die sehr gut Deutsch können. Die sind trotzdem in den Problem-Klassen gelandet. Die Schulleitungen (es handelt sich um Fälle aus dem ganzen Gebiet von Ba-Wü) wollten sich nicht zu den Kriterien der Auswahl (man könnte es auch Selektion nennen...) äussern. Es scheint so, daß das Kungeleien zwischen Eltern und Schulleitung waren, wahrscheinlich mit Deckung von oben. Man wollte unter sich bleiben und wir Sachsen gehören wohl nicht dazu. Kennt noch jemand solche Fälle oder bin ich der Einzige?[Dieser Beitrag wurde von Grumpes am 26.09.2005 editiert.] IP: gespeichert |
tschik Mitglied Beiträge: 11 Von: Registriert: Jan 2005
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erstellt am 26.09.2005 um 14:09 Uhr
Das ist natürlich traurig wenn man bedenkt das die Erstklässler hier geboren sind. Andererseits gibt es auch Kinder die mit sächsischem Dialekt und "Manele" aufgewachsen sind, dass macht sich natürlich bemerkbar. Aber Nichts desto Trotz, eine Schulleitung kann Kinder nicht ohne nachweisbarem Test in gute und schlechte Kinder einteilen. Dazu gibt es ein Antidiskriminierungsgesetz. Bestimmt wird sich Prof. Azzola dazu äußern.IP: gespeichert |
getkiss Mitglied Beiträge: 1042 Von:D 81245 München Registriert: Okt 2001
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erstellt am 26.09.2005 um 15:29 Uhr
Zitat: Original erstellt von Grumpes: Ein heikles Thema: ...
Wieso ein heikles Thema? Für wen? Für die Eltern die mit Nachdruck mal nachfragen sollten? Nicht nur bei der Schulleitung sondern auch "höher"? Oder für die Schulleitung und deren obere behörde die bewusst eine diskriminatoriscshe Maßnahme getroffen haben, ohne jedwelchen Kenntnisstest? Vor allem bei hier geborenen Erstklässlern deren Eltern womöglich zuhause sächsisch aber nicht "türkisch" konversieren? Und was meinen die Eltern dazu: Haben Sie nicht ausgiebig mit Ihren Kindern deutsch, sondern vor allem sächsisch sprechen gelernt, so wie in Rumänien auch? Was sagt die Führung der Landsmannschaft dazu? getkiss IP: gespeichert |
riokardo Mitglied Beiträge: 885 Von:D 73614 Schorndorf Registriert: Mrz 2004
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erstellt am 26.09.2005 um 16:16 Uhr
getkiss hat recht wenn er das "Heikle" in dieser Sache in Frage stellt. Da ist nichts Heikles, sondern die Damen und Herren die diese Selektion vorgenommen haben müssen sich äussern nach welchen Kriterien dies geschehen ist, das ist das eine. Ob diese Selektion eine rechtliche Grundlage hat, das ist eine Frage für Juristen. Ich glaube nicht daß eine solche Grundlage besteht, zumal keinerlei Test vorgenommen wurde. Das Ganze hört sich doch sehr nach Willkür und grundloser Diskriminierung an. Ich konnte selber vor zwei Wochen einer Einschulung beiwohnen, die Kinder in dieser Schule jedoch wurden nach Wohngebiet in Klassen eingeteilt. Von einer Selektion oder Diskriminierung konnte niemand etwas feststellen, weder jetzt, noch vor zwei Jahren. Etwas Peinliches ist mir jedoch aufgefallen und dies möchte ich hier erwähnen um zu zeigen daß auch die "einheimischen" Lehrer nicht ALLES wissen und nicht fehlerfrei sind: Die Kinder der höheren Klassen sangen zur Begrüßung der Erstklässler ein Lied wo über verschiedene Nationen welche alle "schreiben und lesen lernen wollen" die Rede war. Dabei sangen Sie im Refrain des Liedes immer von "Eskimos". Im Fernsehen und in der Presse wird seit gerauumer Zeit jedoch nur noch von "INnuit" gesprochen und es wird dabei immer und immer wieder darauf hingewiesen daß "Eskimo" in der Sprache der Innuit ein abwertender Schimpfname ist. Bis zur Lehrerschaft einer Grundschule scheint diese Botschaft noch nicht durchgedrungen zu sein. Dabei müsste die Schule in solchen Fällen als erste reagieren und als Beispiel vorangehen. Meiner Ansicht nach hätte man dieses Lied so nicht singen dürfen, auch wenn's noch so schön, und der Anlass dazu gegeben war. [Dieser Beitrag wurde von riokardo am 26.09.2005 editiert.] IP: gespeichert |
Landler Mitglied Beiträge: 264 Von:Deutschland Registriert: Okt 2000
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erstellt am 27.09.2005 um 06:10 Uhr
Zitat: Original erstellt von Grumpes: Es war zu hören, daß bei vielen Schulen rein einheimische Klassen gebildet wurden, dazu Klassen mit allen anderen.
Die Frage nach den Auswahlkriterien stellt sich mir immer noch. Wenn dem Kind also nicht anzuhören ist, ob es ein Nachkomme einer "Eingeborenenfamilie" ist, dann wurden allem Anschein nach, Nachforschungen irgendwelcher Art angestellt. Die deutsche Staatsbürgerschaft war in diesem Fall scheinbar auch nicht ausschlaggebend, da mussten also tiefere Recherchen herhalten. Das riecht verdammt nach Skandal. Nachhilfe für die deutsche Schulpolitik: "In keiner anderen Industrienation sind soziale Herkunft und Bildungskompetenz so eng miteinander verbunden." Weiterführendes zu diesem Thema kann man hier lesen >>> In dem Beitrag wird unter anderem auch nach sprachlichen Förderprogrammen im Vorschulbereich, wie in den hochgelobten skandinavischen Ländern gerufen. Von der Poltik in BW wurden nun solche "Förderprogramme" erstmals eingeführt und wie diese nun interpretiert und umgesetzt werden konnten wir ja oben lesen. Eine "Handreichung zur Sprachförderung in der Grundschulförderklasse unter besonderer Berücksichtigung des Migrantenhintergrundes" rausgegeben. Frau Dr. Annette Schavan MdL Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg lässt grüssen. In der Zeit ist dazu ein Interview zu lesen. Folgendes passt auch irgendwie her: "In vielen Ländern bewirbt man sich ohne Altersangabe und Foto" schreibt die Sueddeusche Zeitung (SZ). <zitat> Noch liegt das geplante Antidiskriminierungsgesetz im Vermittlungsausschuss des Deutschen Bundestags. Aber nicht mehr lange. Denn das neue Parlament muss das Gesetz – jubelnd oder zähneknirschend, komplett oder abgespeckt – schleunigst verabschieden. Ältere Bewerber, die bisher weitgehend chancenlos auf dem Arbeitsmarkt sind, werden sich darüber freuen. Denn die Umsetzung der EU-Rahmenrichtlinie 78 dürfte dann auch in Deutschland Schluss machen mit dem Gebot, nach dem Bewerbungen nur mit Altersangabe und Foto als vollständig gelten. Statt eines jugendlichen Konterfeis soll künftig allein die Kompetenz den Ausschlag geben, wer zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird. </zitat> [Dieser Beitrag wurde von Landler am 27.09.2005 editiert.] IP: gespeichert |
tschik Mitglied Beiträge: 11 Von: Registriert: Jan 2005
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erstellt am 27.09.2005 um 06:54 Uhr
Lustig finde ich das Moto der Schwaben: "Wir können alles außer -DEUTSCH-!
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Axel Azzola Mitglied Beiträge: 613 Von:BRD 14167 Berlin Registriert: Apr 2004
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erstellt am 27.09.2005 um 09:01 Uhr
Ich schlage vor, den Begriff "Selektion" aus gegebenem Anlaß rücksichtsvoll zu vermeiden. Rechtlich ist die Sache klar: zulässig sind nur sachgerechte Auswahlkriterien, wobei die Feststellung, welcher Sachverhalt vorliegt, mit sachgerechten Methoden zu treffen ist. Von einer "zulässigen negativen Typisierung aufgrund allgemeiner Lebensumstände" kann bei Aussiedlerkindern aus Rumänien nicht die Rede sein. Axel AzzolaIP: gespeichert |
Grumpes Mitglied Beiträge: 39 Von: Registriert: Feb 2005
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erstellt am 27.09.2005 um 09:03 Uhr
Die Eltern kennen sich schon aus der Kindergartenzeit der Kinder und sie kennen auch die Schulleitung, da es sich in allen Fäälen um kleinere Ortschaften handelt, wo jeder jeden kennt. Das haben die so unter sich ausgemacht, eine kleine Kungelei. Vordergründig geht es um bessere Betreuungderer, die nicht so gut deutsch können, aber es kommen dann doch rein zufällig alle Kinder mit nicht hier geborenen Eltern in eine Klasse, egal wie die deutschkenntnisse sind. Als Sachse sitzt man da aber zwischen allen Stühlen, man kann nicht mit der deutschen Abstammung seiner Kinder argumentieren, weil das dann nach Nazi-Zeit usw. klingt. Die Schulleitung ist auf jeden Fall fein raus... IP: gespeichert |
Birgit S Mitglied Beiträge: 76 Von:bei Augsburg Registriert: Nov 2002
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erstellt am 27.09.2005 um 13:40 Uhr
Ich bin Erstklass-Lehrerin in Bayern, kenne also die Gepflogenheiten in Ba.-Wü. nicht. Allerdings habe ich den "leisen" Verdacht, dass im geschilderten Fall möglicherweise ein Missverständnis und weniger Diskriminierung vorliegt. In den Einschreibungsunterlagen, die wir in Bayern verwenden, ist nicht erkennbar, woher die Eltern eines im Bundesgebiet geborenen Kindes stammen. Ich erkenne Aussiedlerfamilien erst nach persönlichem Kontakt und häufig erst, wenn sie sich outen. Wenn Eltern bzw. Kinder bei der Schuleinschreibung Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache haben, wird selbstverständlich nachgeforscht. Allerdings nicht, um sie in spezielle Klassen einzuteilen, sondern um ihnen von Anfang an eine individuelle Förderung in zusätzlichen Deutsch-Kursen zu gewähren. Ein Einteilungskriterium ist jedoch die Religionszugehörigkeit. Und da kann es selbstverständlich zu den oben erwähnten "gemischten" Klassen kommen. In Bayern haben wir überwiegend katholische Kinder. Die füllen mehrere Klassen. Evangelische, bekenntnislose und mit einer sonstigen Religionszugehörigkeit gibt es weniger. Diese werden auch zusammengefasst. Der Grund dafür ist die schwierige Stundenplangestaltung. Die Schulleitungen bilden möglichst religionshomogene Klassen und das ist mit den kleineren religiösen Gruppen nicht möglich. So kann es natürlich vorkommen, dass die "Problemfälle" zusammenkommen. In diesem Fall hat es aber nichts mit Sprachkenntnissen und Herkunft zu tun! Obwohl ein Teil der Klasse möglicherweise die Sprache nur mangelhaft beherrscht. Meine Tochter und noch ein anderes Kind mit siebenbürgischen Eltern sind auch in so einer Klasse. Der Grund ist - wie schon gesagt - die Religionszugehörigkeit. Es trifft auch "Einheimische" ohne Bekenntnis. Solche gibt es in dieser Klasse auch genügend. Mögliche Missverständnisse (und ich glaube der geschilderte Fall ist solch ein Missverständnis) können nur so aus dem Weg geräumt werden, wenn Eltern nachfragen, nach welchen Kriterien die Klassenbildung vorgenommen wurde. [Dieser Beitrag wurde von Birgit S am 27.09.2005 editiert.] IP: gespeichert |
Heike Mai Mitglied Beiträge: 3 Von:Deutschland, 40217 Düsseldorf Registriert: Jan 2005
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erstellt am 27.09.2005 um 13:53 Uhr
Es gibt eine Regelung zur Sprachförderung - da ist der Geburtsort entscheidend. Nicht nur von dem Kind sondern auch von den Eltern. Wenn auch nur eins der Elternteile nicht in Deutschland geboren ist, wird das Kind in das Sprachförderungsprogramm aufgenommen. Dafür gibt es dann auch für die Schule bzw. den Kindergarten Zuschüsse. Die Kinder werden anders und sogar besser gefördert. Ist auf jeden Fall kein Nachteil für das Kind.IP: gespeichert |
Birgit S Mitglied Beiträge: 76 Von:bei Augsburg Registriert: Nov 2002
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erstellt am 27.09.2005 um 14:33 Uhr
Aber doch nicht, wenn sowohl die Eltern, als auch das Kind einwandfrei deutsch sprechen. Da spielt ein siebenbürgischer Akzent keine Rolle. Es geht um Wortschatz und Grammatik. In Zeiten knapper Kassen, kann ich mir nicht vorstellen, dass Kinder, die es nicht nötig haben, in Sprachlernklassen eingeteilt werden. Da müssten bei der Schuleinschreibung alle Eltern (!) ihren Geburtsort angeben. Der hat die Schule nicht zu interessieren! Wenn es aber Sprachschwierigkeiten gibt, sollte sinnvoll gefördert werden. In Sprachlernklassen ist diese Förderung sicher am besten gewährleistet.IP: gespeichert |
rhe-al Mitglied Beiträge: 83 Von: Registriert: Dez 2003
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erstellt am 27.09.2005 um 19:40 Uhr
Zitat: Original erstellt von Heike Mai:
...Dafür gibt es dann auch für die Schule bzw. den Kindergarten Zuschüsse. Ist auf jeden Fall kein Nachteil für das Kind.
...aber möglicherweise eine Verschwendung von Steuergeldern, wenn das Kind die deutsche Sprache beherrscht. Dem Staat fehlt dieses Geld eh an allen Ecken und Enden. IP: gespeichert |
Karel Will Mitglied Beiträge: 69 Von:Deutschland, 93437 Furth im Wald Registriert: Sep 2005
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erstellt am 02.10.2005 um 10:46 Uhr
Zu diesem Thema habe ich meine Gedanken in meinem Band "Klares Bild" Gedanken in Versform verfasst.Eine kleine Kostprobe: Fremde Heimat Dort wo ich bin geboren‚ da lehrte man das Hassen. Meine Würde ging verloren D’rum hab ich es verlassen.Wir mußten werden Genossen‚ eingesperrt im eigenen Land‚ verfolgt, beklaut, verstoßen Deutschtum langsam schwand. Verloren mit Gift im Leibe hier in der Ferne ich treibe. Die Fremde gibt mir Bleibe, doch in Dankbarkeit ich leide. Vorurteile die ich mir anhöre‚ benebeln der Heimat die Sicht‚ obwohl ich zu dem Volk gehöre‚ tue ich in fremdem Lande Pflicht. Nimm was weg man glaubt‚ in Schüchternheit ich flieh. Glauben ist mir hier erlaubt‚ doch Heimat wird’s leider nie. In RO zu viel Deutsch und in der BRD nicht genug!? [Dieser Beitrag wurde von Karel Will am 02.10.2005 editiert.]
[Dieser Beitrag wurde von Karel Will am 09.10.2005 editiert.] [Dieser Beitrag wurde von Karel Will am 13.10.2005 editiert.] IP: gespeichert |